EU

EU erlaubt Mehlwurmmehl – Migros, Coop & Co. winken ab

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Zürich,

Neu dürfen Brot, Pasta und Co. UV-behandeltes Mehlwurmmehl enthalten. Die EU-Zulassung ist auch in der Schweiz anwendbar. Doch der Zusatz ist hier kein Thema.

Mehlwurm
Seit Montag dürfen in der EU in Pasta, Brot und Co. 4 Prozent Mehlwurmmehl stecken. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die EU erlaubt UV-Mehlwurmmehl zum Essen. Damit gibts auch eine Zulassung in der Schweiz.
  • Der Zusatz verspricht einen hohen Eiweiss- und Vitamin-D-Gehalt.
  • Der Insekten-Zusatz muss deklariert werden – auch ein Allergikerhinweis ist erforderlich.
  • Schweizer Detailhändler wollen solche Produkte jedoch nicht einführen.

Seit gestern, Montag, erlaubt die EU Supermärkten Dschungelcamp-Feeling: In Lebensmittel wie Brot, Pasta, Kartoffelprodukte oder Käse darf neu UV-behandeltes Mehlwurmmehl untergemischt werden.

Ä Guete!

Die Mehlwürmer versprechen den Lebensmitteln einen zusätzlichen Protein-Kick. Das zugelassene Mehlwurmpulver verfügt nämlich über einen Eiweissgehalt von rund 50 bis 55 Prozent.

Pasta und Brot mit Mehlwürmern – wie findest du das?

Das UV-Treatment tötet böse Erreger oder Bakterien ab. Zudem erhöht sich dadurch der Vitamin-D-Gehalt.

Insgesamt erlaubt die EU einen Mehlwurmmehl-Gehalt von maximal vier Prozent. Der Zusatz muss deklariert werden.

UV-Mehlwurmmehl ist teuer – bis zu 90 Franken pro Kilo!

Noch ist unklar, welche Lebensmittel genau den Zusatz erhalten werden. Die Angelegenheit betrifft aber eher Produkte, die mit gesundheitlichen Vorteilen werben, statt gewöhnliches Brot und Pasta.

Klar ist aber: Einfach so beimischen wird das Mehl kaum ein Hersteller. Mehlwurmmehl hat nämlich einen stolzen Preis: 75 bis 90 Franken pro Kilo.

Heisst: Bei einem Kilo Teigwaren mit vier Prozent Mehlwurmmehl muss der Hersteller drei Franken pro verkauftes Kilo hinblättern. Allein für diese eine Zutat.

Dass Lebensmittelhersteller also das Insektenmehl den Konsumentinnen und Konsumenten unterjubeln wollen, um Geld zu sparen, ist somit unwahrscheinlich. Entgegen den entsprechenden Theorien auf Social Media.

Hersteller müssen Insekten-Zusatz deklarieren

Mit der EU-Zulassung gibt es auch in der Schweiz grünes Licht für den UV-Insektenzusatz. In der EU zugelassene neuartige Lebensmittel haben auch hierzulande eine Zulassung – automatisch!

«Ohne weitere Bewilligung» ist das Mehl in der Schweiz verkehrsfähig, wie das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BLV) gegenüber Nau.ch bestätigt.

Das Bundesamt erinnert gleichzeitig an die Deklarationspflicht. Es muss als «UV-behandeltes Larvenpulver von Tenebrio molitor (Mehlwurm)» ausgewiesen werden.

Neben einer Erwähnung in der Zutatenliste braucht es zudem einen Allergiehinweis. Denn: «Insbesondere bei Personen, die gegen Krebstiere, Milben und Weichtiere allergisch sind, können Insekten auch allergische Reaktionen auslösen.»

Auch wer gegen Hausstaubmilben allergisch ist, muss mit Reaktionen bei Insektenprodukten rechnen. «Dieser Hinweis muss in unmittelbarer Nähe der Zutatenliste angebracht werden», so das BLV.

Migros, Denner & Co. winken bei Mehlwurmmehl ab

Doch: Wer in der Schweiz nun Mehlwurm-Pasta oder Larven-Brot schnabulieren will, guckt in die Röhre.

Die hier ansässigen Supermärkte und Discounter haben nämlich nicht vor, die Protein-Produkte aus der EU zu importieren.

Die Migros verweist auf Anfrage von Nau.ch zunächst darauf, dass sie ab 2018 essbare Insekten-Snacks im Angebot hatte. Das Interesse liess aber nach einem «kurzen Hype» schnell nach.

«Insekten gehören nicht zu Speiseplan der Schweizer»

Die Migros kam um Schluss, dass «Insektenprodukte noch nicht flächendeckend auf den Speiseplan der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten gehören».

Seither verkauft sie keine insektenhaltigen Produkte mehr. «Wir haben auch nicht die Absicht, dies in Zukunft zu tun», erklärt die Migros. Die neuen Mehlwurm-Produkte aus der EU ändern an dieser Haltung nichts.

Hast du schon einmal Insekten gegessen?

Aldi Suisse erklärt: «Wir führen derzeit keine Insektenprodukte im Sortiment und eine Einführung ist aktuell nicht geplant.»

Ähnlich klingt es bei Lidl. «Sollte sich dies in Zukunft ändern, werden wir solche Produkte selbstverständlich gemäss den gesetzlichen Vorschriften klar und transparent deklarieren.»

Denner führt ebenfalls keine Produkte im Sortiment und erklärt: «Erfahrungsgemäss ist die Akzeptanz von Konsumentinnen und Konsumenten bei Insekten sehr tief.»

Kein Wurmmehl also in Schweizer Supermarkt-Regalen.

Coop hat Insektenburger im Angebot

Auch Coop plant keine Erweiterung von Produkten mit Mehlwurmpulver. Der Detailhandelsriese ist allerdings der einzige, der derzeit überhaupt Insekten-Produkte im Angebot führt.

Coop
Coop hat verschiedene Insektenprodukte im Angebot. - Coop

Insgesamt sind es bei Coop sieben Produkte: vom Insektenburger über Insektenbällchen und verschiedene Snack-Mischungen bis hin zu zwei Riegeln. Der Grossverteiler ist zufrieden: «Die Rückmeldungen unserer Kundinnen und Kunden sind grundsätzlich positiv.»

Kommentare

User #4133 (nicht angemeldet)

Wer die Nutztierhaltung und unsere Bauern kritisiert ist selber schuld, wenn es nur noch in Zukunft Gen Würmer oder Gen Salat aus der Labor Fabrik auf dem Teller gibt. Natürlich billig importiert und mega teuer in der CH und EU verkauft. Das Leid dieser Milliarden Gen Wümer spiel offenbar keine grosse Rolle. Denn es braucht nicht Millionen aber viele Milliarden dieser Würmer, um die Bevölkerung zu ernähren. LOL.

User #4638 (nicht angemeldet)

Ich möchte aber lieber Krattenwürmer

Weiterlesen

160 Interaktionen
Brüssel
insekten
464 Interaktionen
Neu zugelassen
Fliege
39 Interaktionen
Eklig!
Shopping
46 Interaktionen
Ausland war gestern

MEHR EU

Ursula von der Leyen
16 Interaktionen
Entschlossene Antwort
von der leyen Trumps
57 Interaktionen
Zölle «rechtswidrig»
Donald Trump
6 Interaktionen
Handel
Frankreichs Aussenminister Jean-Noël Barrot
6 Interaktionen
Handel

MEHR AUS STADT ZüRICH

Stromausfall Innenstadt
Astra
Lidl
Optimierung
stadtpolizei zürich
4 Interaktionen
Zürich
de
1 Interaktionen
Sanktionen drohen