Europäische Länder setzten auf einheitliche Zigarettenpackung
Damit Rauchen weniger attraktiv ist, verwenden viele europäische Länder einheitliche Zigarettenpackungen. Experten wünschen sich das auch für die Schweiz.
Das Wichtigste in Kürze
- In neun EU-Ländern werden Zigaretten nur in Einheitspackungen verkauft.
- Das neue Tabakgesetz sieht eine solche Massnahme nicht vor.
- Die Tabakindustrie hält das aktuelle Regime für genügend.
Wer regelmässig im europäischen Ausland Ferien macht, kennt sie bereits: die Einheitsverpackung für Zigaretten. Ohne Logo und Farben, dafür mit Schock-Bildern. Dies soll die Attraktivität der Glimmstängel senken.
Seit Anfang Monat gibt es auch in Dänemark nur noch neutrale Verpackungen – als neuntes europäisches Land. Frankreich, Grossbritannien, Holland und Belgien haben dies bereits eingeführt. Weitere Länder wollen nachziehen. Und die Schweiz?
Hierzulande rauchen gemäss Bundesamt für Gesundheit 27 Prozent der Bevölkerung. Ein vergleichsweise hoher Wert. In Dänemark paffen beispielsweise nur 17 Prozent der Einwohner. Der EU-Schnitt liegt bei 19 Prozent.
Experte fordert strenge Massnahmen
«Das Rauchen ist heute nach wie vor das drängendste Gesundheitsproblem in der Schweiz», kommentiert Luciano Ruggia der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz.
Er schlägt mehrere Massnahmen vor, um den Schweizern das Rauchen abzugewöhnen: etwa eine höhere Tabaksteuer, ein totales Werbeverbot, mehr Mittel für Prävention und Entwöhnungshilfe. Und natürlich neutrale Verpackungen.
Tatenlos ist die Schweizer Politik nicht. Im Juni hat der Ständerat ein neues Tabakproduktegesetz verabschiedet. Die kleine Kammer will Tabakwerbung im Internet und in Zeitschriften verbieten, wenn sie sich an Jugendliche richtet.
SVP-Nationalrat: «Haben strenge Gesetzgebung»
Ruggia bezeichnet das Gesetz als «praktisch nutzlos». Damit würden weder die Standards der WHO-Ramenkonvention über Tabakkontrolle noch jene der EU-Tabakrichlinie erreicht.
Anders beurteilt die Lage die Vereinigung des Schweizerischen Tabakwarenhandels. Deren Präsident und SVP-Nationalrat Gregor Rutz hält nichts von weiteren Verschärfungen im Bereich Tabakwerbung. «Wir haben eine strenge Gesetzgebung und Einigkeit darüber, dass Tabakprodukte nicht an Minderjährige verkauft werden dürfen.»
Diese Bestimmungen würden genügen, so der SVP-Mann. Denn: «Ein erwachsener Bürger kann selber entscheiden, was er konsumieren möchte.»
Neutrale Verpackungen stünden zudem «in krassem Widerspruch» zur liberalen Rechtsordnung und zur Marktwirtschaft. «Wenn man Marken und Werbung verbietet, ist das letztlich ein enteignungsähnlicher Vorgang – und zudem ein massiver Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit.»