Ex-Chef: Migros löste mit Umbau-Kommunikation «unnötigen Schock» aus
Die Migros hat ihren Umbau schlecht kommuniziert, findet der ehemalige Chef Anton Scherrer. Die «kühlen Statements» zu Beginn hätten unnötigerweise schockiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Februar kündigte die Migros einen grossen Unternehmensumbau an.
- Die damalige Kommunikation sei zu kühl gewesen, sagt ein ehemaliger Chef nun.
- Damit habe man für einen «unnötigen Schock» gesorgt, obwohl die Zukunft gut aussehe.
Bei der Migros kam es im Februar zu einem veritablen Knall: Der Detailhandel-Riese kündigte den Abbau von 1500 Stellen an – mehrere Bereiche wurden zum Verkauf angeboten. Darunter sind die Töchter SportX und Melectronics.
Der grosse Umbau sorgte naturgemäss für viel Aufsehen. Die Migros sah sich mit viel Kritik konfrontiert. Das habe unter anderem an der schlechten Kommunikation gelegen, sagt der ehemalige Chef Anton Scherrer nun gegenüber der «Handelszeitung».
Migros mit «nackten Zahlen» und «kühlen Statements»
Der 81-Jährige, der von 2002 bis 2005 Präsident der Generaldirektion war, kritisiert: «Mit dem ersten Auftritt zu den Umbaumassnahmen im Februar löste die Migros einen unnötigen Schock im ganzen Land aus.»
Damals musste Mario Irminger, der heutige Präsident der Generaldirektion, die Massnahmen bekannt geben.
Die Verantwortlichen hätten «nackte Zahlen» und «relativ kühle Statements» abgegeben. Scherrers Fazit: «Das war eine Schwäche in der Kommunikation. Man hätte das anders machen können.» Der Ex-Chef sagt jedoch auch, dass man mittlerweile besser kommuniziere als noch im Februar.
Die Migros steht laut Scherrer eigentlich gut da. Sie müsse «keine Angst um ihre Zukunft haben». Das Unternehmen werde in den Medien oft schlechtgeredet – teilweise aber eben selbstverschuldet.
Ex-Chef versteht Verkauf von Fachmärkten
Trotz kommunikativer Schwächen sieht Scherrer für das Unternehmen eine positive Zukunft: «Ich bin überzeugt, dass die Migros in den kommenden Jahren wieder grossen Erfolg haben wird.»
Für den Verkauf der Fachmärkte hat Scherrer, wenn man von der Kommunikation absieht, denn auch Verständnis. Denn der Nonfood-Bereich würde stark unter dem Onlinehandel leiden. Letztlich seien die Massnahmen «überfällig» gewesen.
Weniger überzeugt ist Scherrer von der neuen Supermarkt AG. Das Konstrukt sei «sicherlich nicht der grosse Wurf» und «noch nicht fertig», so der Ex-Chef. Wenigstens habe man sich aber auf den Weg gemacht.