Finanzen Bern: Jungfraubahn – eisige Höhen, heisse Finanzen?
Das «Top of Europe» bietet eine spektakuläre Naturkulisse – und ein attraktives Renditemodell. Warum die Jungfraubahnen auch Warren Buffett gefallen dürften.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Jungfraubahnen sind mit Schwung in die Wintersaison gestartet.
- Über die letzten Jahrzehnte haben die Bahnen solide gearbeitet.
- Die Jungfraubahn-Aktie bietet solide Kennzahlen und schöne Perspektiven.
Für mich ging es schon zu Jahresbeginn hoch hinaus – und zwar aufs Jungfraujoch. Zum ersten Mal setzte ich meinen Fuss aufs legendäre Aussichtsplateau im Berner Oberland. Und schon pfiff mir ein eisiger Wind um die Ohren. Dramatisch vertrieb er die Wolken, und bald glitzerte der majestätische Aletschgletscher im Sonnenlicht.
Alle Rekorde gebrochen
Genauso wie das Naturschauspiel faszinierte mich der Wirtschaftszirkus in der dünnen Bergluft, wo tagein und tagaus Winter herrscht. 2024 tuckerten erneut über eine Million Tagesgäste mit der Bahn hoch hinauf ins alpine Unesco-Welterbe. Allein an guten Tagen kämpfen über 4000 Menschen um einen Platz auf 3454 Meter über Meer. Sie reisen vor allem aus Asien, Indien und dem arabischen Raum an. Doch auch aus den USA strömen immer mehr Gäste ins Berner Oberland.
Die Wintersaison 2025 hat bisher alle Rekorde gebrochen, wie die Jungfraubahnen stolz vermelden. Mit gut 700 Mitarbeitenden sind sie die grösste Arbeitgeberin im Berner Oberland.
Vor Gold, hinter Apple
Verläuft der Aktienkurs der Jungfraubahnen ähnlich steil wie die Bahnfahrt vom Eigergletscher aufs Jungfraujoch?
Die Aktie der Jungfraubahn Holding ist bequem an der Schweizer Börse SWX erhältlich. In den letzten 30 Jahren – seit Anfang 1995 – hat sie eine beeindruckende Performance von rund 900 Prozent hingelegt. Besser als Gold (plus 670 Prozent), aber weit entfernt von Hightech-Überflieger Apple (plus 62'000 Prozent!).
Was die Jungfraubahn-Aktie jedoch attraktiv macht, sind drei Faktoren, in die sich der US-Kultinvestor Warren Buffett verliebt hat.
Burggraben aus Fels
Erstens braucht es keine Habilitation in Kernphysik, um das Geschäftsmodell zu verstehen. Das «Top of Europe» gehört zu einer Europareise genauso wie der Eiffelturm und das Kolosseum – weswegen das Unternehmen vor allem im asiatischen Raum die Werbetrommel rührt.
Zweitens verfügt es über einen «Burggraben» – wie Buffett es ausdrückt. Wer das legendäre Panorama geniessen will, ist auf Gedeih und Verderb auf die Jungfraubahn angewiesen. Eine Konkurrenzbahn ist undenkbar.
Geht es noch höher?
Drittens stimmen die Finanzkennzahlen, wie Markus Kramer, Senior Analyst im Immobiliensektor von Research Partners AG, betont: «Mit einer Eigenkapitalquote von 76 Prozent steht das Unternehmen solide da wie die gewaltige Bergwelt selbst».
Und von einer Betriebsgewinnmarge (EBITDA) von 44 Prozent können selbst manche Pharma- und Hightechunternehmen nur träumen. Basierend auf Kramers Gewinnprognose für 2025 beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis aktuell 14,3. «Damit ist der Titel deutlich günstiger bewertet als die meisten Schweizer Aktien», sagt Kramer.
Abgesehen vom Einbruch in den Covid-Jahren sind die Gewinne gewachsen. Für 2025 liegt die Dividendenrendite des Alpinwerts bei 3,5 Prozent. Kramer nennt ein ambitioniertes Kursziel für die nächsten 12 Monate: Auf 220 Franken soll die Aktie klettern. Damit bietet sie ähnlich atemberaubende Aussichten wie eine Fahrt mit dem neuen Eiger-Express.
«On top» erhalten Aktionäre einmal im Jahr einen Gutschein, zum Beispiel für eine vergünstige Gipfelfahrt – eine gute Gelegenheit, den Investmenthorizont ganz praktisch zu erweitern.
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Zum Autor:
Stephan Lehmann-Maldonado hat schon als Kind Münzen gesammelt und sich während seines Wirtschaftsstudiums an der Universität Zürich auf Banking und Finance spezialisiert.

Parallel dazu schrieb er bereits für Wirtschaftsmedien, unterrichtete als Handelslehrer und vertiefte sein Wissen in der Bankpraxis. Heute führt er eine Agentur für klare Kommunikation – und freut sich, wenn sich auch die Finanzbranche damit anfreunden kann.