Forscher fordern Verbot von Gratis-Retouren
Weil Kunden bestellte Ware oft zurückschicken, wird die Umwelt belastet. Forscher fordern darum ein Verbot von kostenlosen Retouren.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutsche Forscher fordern eine gesetzliche Gebühr für Retouren.
- Onlinehändler befürchten darum einen Wettbewerbsnachteil.
Mit dem Onlinehandel ist Einkaufen so bequem wie nie zuvor. Ein paar Klicks, schon ist der neue Pullover bestellt. Passt er nicht, ist das kein Problem. Die Rücksendung ist kostenlos.
Das Hin- und Herschicken belastet die Umwelt. Deutsche Forscher der Universität Bamberg schlagen darum vor, eine gesetzlich vorgeschriebene Rücksendegebühr einzuführen.
Besonders hoch muss diese nicht sein. Schon drei Euro würden reichen, um die Zahl der Retouren um 16 Prozent zu senken. In Deutschland würde dies fast 40'000 Tonnen CO2 einsparen.
Kunde zahlt Versand trotzdem
Es ist freilich nicht so, dass die Rücksendung und der Versand kostenlos sind. Die Onlinehändler rechnen die Kosten einfach in den Verkaufspreis ein. Die Forscher glauben darum, dass Kunden, die weniger zurückschicken, dank kostenpflichtigen Retouren unter dem Strich weniger Geld ausgeben.
Die Forscher haben für die Studie verschiedene grosse und kleine Onlinehändler befragt. Gemeinsam kommen sie auf einen Umsatz für 5,5 Milliarden Euro.
Nur 15 Prozent verlangen eine Rücksendegebühr. Ein Grossteil davon sind kleine Händler. Aber auch Amazon nimmt nicht jedes Produkt kostenlos zurück.
Weniger Umsatz, mehr Gewinn
Händler, die Retouren nicht gratis anbieten, sprechen zwar von einem minimalen Umsatzrückgang. Gleichzeitig würden die tieferen Kosten sich positiv auf den Gewinn auswirken.
Die meisten Händler nehmen aber die Ware gratis zurück, weil sie sonst einen Wettbewerbsnachteil befürchten. Die Forscher argumentieren, dass mit einer gesetzlichen Mindestgebühr die gleichen Spielregeln für alle gelten würden. So wäre der Nachteil geringer.
Für Deutschland mag diese Argumentation zutreffen, in der Schweiz kaum. Der beliebteste Onlinehändler der Schweizer ist mit Zalando ein deutsches Unternehmen. Auch Amazon – die Nummer drei in der Schweiz – liefert Ware aus dem Ausland.
Ein globales Geschäft
Der Onlinehandel ist global. Führen einzelne Länder ein Verbot von Gratis-Retouren ein, entsteht für dort ansässige Händler, global ausgerichtete Unternehmen durchaus ein Wettbewerbsnachteil.
Mit Retouren kämpfen vor allem Kleiderhändler. Fast die Hälfte der bestellten Schuhe werden wieder zurückgeschickt. Auch, weil viele Kunden die Produkte in unterschiedlichen Grössen bestellen. Eine Retoursendung ist bereits bei der Bestellung vorprogrammiert.
Die Forscher sehen hier ein grosses Sparpotenzial. Etwa indem für alle Kleiderhersteller verbindliche Grössenangaben eingeführt würden.
Das oft wiederholte Gerücht, dass zurückgeschickte Ware gleich im Müll landet, stimmt hingegen nicht. Eine Studie der deutschen Forschungsgruppe Retourenmanagement zeigt: Mehr als 96 Prozent der Rücksendungen im Onlinehandel werden wiederverwendet.