Greensill Fonds: Credit Suisse war bei Versicherung nachlässig
Die Credit Suisse sei bei der Versicherung der Greensill Fonds nachlässig gewesen. Dies sagt ein Insider und packt weiter zu Greensill-Affäre aus.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Greensill-Affäre soll sich die CS nachlässig gewesen sein.
- Die Grossbank habe die Police des Versicherers nicht richtig geprüft.
Die Credit Suisse hat sich nur unzureichend um den Versicherungsschutz für einen zusammen mit Greensill Capital betriebenen Fonds gekümmert. Das berichten Insider. Die Grossbank habe es versäumt, sich von Tokio Marine bestätigen zu lassen, dass die Police des japanischen Versicherers gültig ist.
Dies sagten zwei mit der Sache vertraute Personen zur Nachrichtenagentur Reuters. Stattdessen habe sich Credit Suisse auf E-Mail-Updates zu den Policen des Maklers Marsh & McLennan verlassen.
Versprechungen an Kunden
Anfang März hatte die CS die Abwicklung von vier Lieferketten-Finanzierungs-Fonds mit einem Gesamtvolumen von rund zehn Milliarden Dollar eingeleitet. Auslöser war die Entscheidung von Tokio Marine, Greensill die Erneuerung der Deckung für Schuldpapiere zu verweigern. Diese stecken in den Credit-Suisse-Fonds. Den Fondsanlegern drohen nun Verluste und Greensill reichte inzwischen einen Insolvenz-Antrag ein.
Die von den Credit-Suisse-Fonds gekauften Schuldpapiere wurden von Greensill emittiert und durch Kredite der britisch-australischen Gesellschaft an Unternehmen besichert. Um das Risiko zu begrenzten, schloss Greensill eine Kreditversicherung ab. In Marketing-Dokumenten zum grössten der vier Fonds versicherte Credit Suisse den Kunden auch, dass die Schuldpapiere ein geringes Risiko aufwiesen.
Credit Suisse äusserte sich nicht dazu, welche Informationen über die Versicherung von Tokio Marine, Marsh oder Greensill eingeholt wurden. Greensill, Marsh und Tokio Marine wollten Fragen zum Versicherungsschutz nicht beantworten.
Credit Suisse habe versagt
Nach Angaben von Tokio Marine bestand bei Greensill für Kredite eine Deckung, die durch Rechnungen für gelieferte Waren besichert waren. Doch Credit Suisse hatte auch Anleihen von Greensill gekauft, die über keine solchen Sicherheiten verfügte. Das geht aus Unternehmens- und Rechtsunterlagen hervor. Die Bank lehnte eine Stellungnahme ab.
Drei von Reuters befragte Versicherungsexperten sagten, Tokio Marine und Marsh seien nicht verpflichtet gewesen, Credit Suisse zu informieren. Denn der Fonds sei zwar Begünstigter der Versicherung gewesen, aber nicht Versicherungsnehmer.
Angesichts der Bedeutung des Versicherungsschutzes für den Wert der Greensill-Anleihen habe die Bank versagt. Das sei der Fall, wenn sie nicht ihre eigenen regelmässigen Kontrollen bei Tokio Marine durchgeführt habe.
Keine vertiefte Prüfung bei Greensill Fonds?
«Offensichtlich haben sie ihre vertiefte Prüfung (Due diligence) nicht gemacht», sagte Scott Levy, Chef des Anleihe-Emissionshauses Bedford Row Capital. Hätte die Credit Suisse ihre Arbeit richtig gemacht, hätte die Bank das Problem unweigerlich erkannt, sagte Levy.