Grossbritannien wegen Corona mit höchster Neuverschuldung seit Kriegsende
Die Nettokreditaufnahme Grossbritanniens schwoll in dem Ende März geendeten Haushaltsjahr auf 303,1 Milliarden Pfund (385 Milliarden Franken) an.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Nettokreditaufnahme im Corona-Jahr entsprach 14,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts.
- Das ist der höchste Anteil seit 1946.
Als Folge der Corona-Krise hat der britische Staat so viele Schulden aufgenommen wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Die Nettokreditaufnahme schwoll in dem Ende März geendeten Haushaltsjahr auf 303,1 Milliarden Pfund (385 Milliarden Franken) an, wie die nationale Statistikbehörde ONS am Freitag mitteilte.
Dies entsprach 14,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und war der höchste Anteil seit 1946 – kurz nach Kriegsende hatte die Nettoneuverschuldung 15,2 Prozent des BIP erreicht.
Ein Hauptgrund der Rekordneuverschuldung waren laut ONS die massiven staatlichen Hilfszahlungen gegen die Folgen der Corona-Pandemie. Grossbritannien verzeichnete ausserdem einen Rückgang bei den Steuereinnahmen um 34,2 Milliarden Pfund im Vergleich zum Vorjahr. Weniger Geld nahm der Staat den Angaben zufolge infolge der Pandemie vor allem aus der Mehrwertsteuer, der Kraftstoffsteuer und der Steuer auf gewerbliche Gebäude ein.
Corona-Zahlen seit Beginn der Impfkampagne massiv gesunken
Die Nettokreditaufnahme im Haushaltsjahr 2020-21 lag 246 Milliarden Pfund über dem Stand des vorherigen Haushaltsjahres. Dennoch fiel sie 24,3 Milliarden Pfund geringer aus, als die britische Haushaltsbehörde OBR erwartet hatte.
In keinem anderen europäischen Land starben bislang so viele Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus wie in Grossbritannien. Seit Beginn der britischen Impfkampagne im Dezember sind die Zahlen der Neuinfektionen und schweren Krankheitsverläufe jedoch massiv gesunken. Schulen wurden wieder geöffnet, auch Geschäfte mit nicht-essenzieller Ware dürfen wieder Kunden empfangen.
Seit den Öffnungen sind laut ONS vor allem Bekleidung, Blumen und Kraftstoffe gefragt. Der Einzelhandel konnte seinen Umsatz im März um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat steigern.