Hans-Ulrich Bigler und Monika Rühl streiten sich wegen Initiative
Monika Rühl von Economiesuisse und Hans-Ulrich Bigler vom Gewerbeverband schiessen verbal gegeneinander. Das Streitobjekt: die Konzernverantwortungs-Initiative.
Das Wichtigste in Kürze
- Über die Konzernverantwortungs-Initiative wird im November abgestimmt.
- Schon jetzt streiten sich Economiesuisse und Gewerbeverband.
Die Konzernverantwortungs-Initiative (KVI) sorgt für Unstimmigkeiten in der Welt der Wirtschaftsverbände. Die Vorsitzende der Geschäftsleitung von Economiesuisse, Monika Rühl, beschimpft Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands (SGV) in einem Blog-Post. Rühl bezeichnet Bigler unter anderem als «launischen Direktor».
Hans-Ulrich Bigler provoziert
In einem Meinungsbeitrag der Gewerbezeitung kritisierte Bigler letzte Woche die Gegner der Konzernverantwortungs-Initiative, darunter Economiesuisse. Obwohl die Initiative erst im November an die Urne komme, hätten «Grossunternehmungen rund um Economiesuisse» bereits die Abstimmung lanciert.
Die Nervosität in den Konzernzentralen sei zwar berechtigt, so Bigler. Was nun aber nottue, seien «Exponenten, die sich aus ihren klimatisierten Büros hinaus zum Volk wagen und im direkten Kontakt die Vorlage erläutern».
Laut Hans-Ulrich Bigler beteuern die Gegner der KVI, es gehe um ein «Miteinander» zwischen Grosskonzernen und KMUs. Er selber bezweifelt dies aber. Der SGV-Direktor wirft grossen Konzernen vor, vor allem während der Corona-Krise unsolidarisch gegenüber KMU gehandelt zu haben.
Besonders irritiere Bigler aber, dass Economiesuisse Anfang Juli Druck auf die Verbandsleitung des SGV gemacht habe, zur Konzerninitiative Stellung zu nehmen. Für die Parolenfassung sei aber «einzig und allein die Gewerbekammer zuständig», so der SGV-Direktor. Dies sei ein «eigentlich selbstverständliches» Vorgehen und entspräche dem demokratischen Verständnis des Dachverbands.
Economiesuisse kontert
Monika Rühl lässt das nicht auf sich sitzen. Die Welteinteilung von Bigler sei falsch: «Hier die guten KMU, dort die bösen Konzerne, die den Kleinen ans Leder wollen», so Rühl auf der Economiesuisse-Webseite. Und: Als studierter Ökonom sollte Bigler wissen, dass die Schweizer Wirtschaft auf alle angewiesen sei, schreibt die Vorsitzende der Economiesuisse-Geschäftsleitung weiter.
Zudem seien keineswegs nur Grosskonzerne an Economiesuisse angeschlossen. Die weitaus meisten der an Economiesuisse angeschlossenen Unternehmen seien KMU.
Dass Bigler nun öffentlich die Gegenkampagne zur KVI kritisiere, deutet Rühl als «Wunsch nach Medienaufmerksamkeit». Laut ihr seien beide Wirtschaftsverbände seit Jahren in Kontakt gestanden, um sich über die «extreme Initiative» auszutauschen. Deswegen könne sie nicht nachvollziehen, dass der «launische Direktor» Bigler noch nicht entschieden habe, wie er im November abstimmen werde.
GROSS! Hans-Ulrich Bigler, Direktor des @gewerbeverband|s und Ex-#FDP-Nationalrat, äussert Sympathien für die @konzern_vi. Und die Konzern-Lobby um @economiesuisse schäumt vor Wut! #Menschenrechte #umweltschutz https://t.co/TzyaT7gYUD
— Fabian Molina ✊🌹🌍 (@FabianMolinaNR) August 18, 2020
Bigler sorgt nicht nur für Verärgerung: Fabian Molina, Nationalrat (SP/ZH) freut sich auf Twitter über den SGV-Direktor.