Hans-Ulrich Bigler: «US-Wahlen sind Chance für Schweizer Wirtschaft»
Als Optimist dürfe man sich nach den US-Wahlen durchaus Chancen für die Schweizer Wirtschaft ausrechnen, findet Nau.ch-Kolumnist Hans-Ulrich Bigler.
Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump ist der nächste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
- Aufzunehmen seien Sondierungsgespräche für ein Freihandelsabkommen mit den USA.
- Solche Gespräche seien bereits vor vier Jahren aktiv geführt wurden – mit Trump.
- Eine Kolumne von Hans-Ulrich Bigler.
Was mussten wir in den letzten Wochen und Monaten nicht alles lesen zu den Präsidentschaftswahlen in den USA. Man hätte schon fast meinen können, die Schweiz wähle aktiv mit.
Auffällig ebenso die Schwarz-Weiss-Berichterstattung in den Medien zu den beiden Kandidaten. Hier gut und da böse. Das ging soweit, dass ein Journalist meinte, Bundesrat Rösti mangelndes Demokratieverständnis vorwerfen zu müssen.
Letzterer hat es vor einer Schulklasse gewagt, seine Tendenz für Trump offenzulegen. Wetten, dass ein Bundesrat, der sich für Harris ausgesprochen hätte, vom gleichen Journalisten überschwänglich gelobt worden wäre.
US-Wahlen: Durchaus Chance für die Schweizer Wirtschaft
Nun ist also das Verdikt gefallen und Donald Trump ist der nächste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Wir verzichten an dieser Stelle darauf, Wahl und Persönlichkeit von Trump zu kommentieren, geschweige denn zu bewerten.
Was an dieser Stelle interessiert, ist die Frage nach den Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft. Und hier darf man sich als Optimist durchaus Chancen ausrechnen.
Wirtschaftsbeziehungen zu USA wichtig
Beginnen wir mit einigen Fakten zu den wichtigsten Handelspartnern. Die Schweiz exportiert 18 Prozent ihres Aussenhandels an erster Stelle in die USA vor Deutschland. Umgekehrt importieren wir am meisten aus Deutschland, gefolgt von den USA mit 14 Prozent. Die Wichtigkeit der Wirtschaftsbeziehungen zu den USA ist damit eindrücklich dokumentiert.
Konsum steigt, Inflationsrisiko ebenfalls
Stützt man auf die Aussagen von Trump zu seiner Wirtschaftspolitik ab, so sticht zunächst sein Steuerprogramm ins Auge.
Gemäss seinen Aussagen will er die Steuerbelastung für die eigene Bevölkerung senken, Steuersenkungen im Inland werden damit den Konsum steigern, Private wie Unternehmungen werden angesichts der sinkenden Steuerbelastung zusätzliche Erträge generieren.
Die Anregung von Konsum und Investitionstätigkeit birgt umgekehrt aber auch ein gewisses Inflationsrisiko.
Was passiert mit den Zinsen?
Durch die gleichzeitig angekündigte Einführung von Importsteuern andererseits werden die Preise auf Importgütern ansteigen, ausser die Importeure sind bereit, ihre Margen zu senken.
Abgesehen von diesem Protektionismus stellt sich damit auch die Frage nach den Auswirkungen auf die Staatsverschuldung: Anders gesagt wird interessant zu beobachten sein, wie die weitere Zinsentwicklung in den USA vonstattengeht.
Und damit bleiben Fragezeichen in Bezug auf die weitere Wirtschaftsentwicklung durchaus im Raum bestehen.
Pharma wichtigster Exportbereich unseres Landes
Trotz der makroökonomischen Zweifel ist ein Verharren im Pessimismus nicht angebracht. Die Wirtschaft soll tun, was sie immer schon getan hat. Nämlich, sich auf die eigenen Stärken zurückbesinnen.
Wichtigster Exportbereich unseres Landes ist die Pharma vor der Maschinenindustrie. Nebenbei bemerkt: Beide Branchen haben in Amerika auch eigene Produktionsstätten.
Auf der Basis ihrer hohen Innovationskraft verbunden mit solider Qualität wird es gelingen, Wettbewerbsvorteile zu erringen.
Sondierungsgespräche aufnehmen
Aufzunehmen sind ebenso wiederum Sondierungsgespräche für ein Freihandelsabkommen mit den USA. Das mag auf den ersten Blick überraschen.
Zur Erinnerung sei indessen darauf verwiesen, dass derartige Gespräche bereits vor vier Jahren aktiv geführt wurden. Der damalige Präsident hiess, richtig, Donald Trump.
Freihandelsabkommen helfen auf der Grundlage unserer offenen Volkswirtschaft ganz generell und allen Widrigkeiten zum Trotz, den Handel anzukurbeln und Wettbewerbsvorteile zu erringen.
Und damit eröffnen sich für die Schweizer Wirtschaft Chancen, wie praktische Beispiele von Verträgen mit China, Indien oder Indonesien, zeigen. Das belegt die Aussenhandelsstatistik.
Deshalb bleibt abschliessend die Frage: Ist das Glas halb leer oder halb gefüllt?
Zur Person: Hans-Ulrich Bigler ist Ökonom und war von 2008 bis 2023 Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands (SGV). Er ist im Vorstand mehrerer Verbände, darunter auch das Nuklearforum Schweiz, und sass von 2015 bis 2019 für die FDP im Nationalrat. Heute ist Bigler SVP-Mitglied.