Die IG Metall hat erste Warnstreiks angekündigt. Die Sparpläne bei VW verdeutlichen die Ernsthaftigkeit der Situation.
IG Metall will die Unternehmen wachrütteln
Die IG Metall kündigt erste Warnstreiks an. (Archivbild) - dpa/AFP/Archiv

In der Metall-Tarifrunde ruft die Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) zu ersten Warnstreiks. Die drastischen Sparpläne bei VW machen den Ernst der Lage überdeutlich. Die jeweils mehrstündigen Ausstände sollten in einzelnen Betrieben schon um Mitternacht beginnen, wie die Gewerkschaft in Frankfurt angekündigt hat.

Die Friedenspflicht in den Tarifverhandlungen für rund 3,9 Millionen Beschäftigte unter anderem im Maschinenbau und der Automobilindustrie ist am Montag abgelaufen. Nächtliche Proteste sind unter anderem am VW-Werk in Osnabrück geplant. Das von der Schliessung bedrohte Werk fällt nicht unter den VW-Haustarifvertrag, sondern gehört zum Flächentarif. Hier wird die enge Verknüpfung der Tarifrunde mit den Problemen beim grössten deutschen Autobauer sichtbar.

Forderungen und Gegenangebote

Nach Angaben des Betriebsrats stehen Werksschliessungen und Massenentlassungen auf der Agenda des Vorstands, der die Pläne im Detail zunächst nicht bestätigt hat. Hauptargument der IG Metall für deutliche Lohnsteigerungen ist die fehlende Kaufkraft der Beschäftigten nach Jahren mit hoher Inflation.

«Das magere Angebot der Arbeitgeber verkennt den Ernst der Lage. Unsere 3,9 Millionen Kolleginnen und Kollegen in der Branche brauchen mehr Geld. Mit der zusätzlichen Kaufkraft stärken wir auch die Konjunktur», erklärte dazu die Erste Vorsitzende Christiane Benner.

Die IG Metall fordert in den Verhandlungen sieben Prozent mehr Geld innerhalb eines Jahres, während die Metallarbeitgeber 3,6 Prozent in einem Zeitraum von 27 Monaten angeboten haben. Die erste Stufe von 1,7 Prozent soll im Juli 2025 greifen. Die Unternehmen verweisen auf schwache Produktionswerte und fehlende Aufträge.

Warnung vor unrealistischen Erwartungen

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hat davor gewarnt, mit den Warnstreiks unrealistische Erwartungen bei den Beschäftigten zu schüren. «Ich habe den Eindruck, die IG Metall hat verstanden, was auf dem Spiel steht. Da sich die wirtschaftliche Lage quasi wöchentlich verschlechtert, dürfte sie auch ein Interesse an einem schnellen Abschluss haben», sagte Präsident Stefan Wolf.

Für die Beschäftigten bedeute das Angebot nach jetzigem Stand eine Reallohnsicherung. Bereits an diesem Dienstag (29. Oktober) beginnt in Kiel und Hannover die dritte Runde in den regional geführten Tarifverhandlungen.

Nordmetall-Verhandlungsführerin Lena Ströbele forderte die Gewerkschaft zu einem zügigen Abschluss auf. «Eine bessere wirtschaftliche Lage könne nicht ‹herbei gestreikt› werden. Arbeitgeber wie Gewerkschaften hätten eine Verantwortung, für alle Beteiligten eine faire Lösung mit langer Planungssicherheit zu schaffen.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

GewerkschaftInflationWolfVolkswagen