Ist der Tesla-Hype an der Börse gerechtfertigt?
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Tesla-Aktie kostet aktuell rund 1500 Dollar.
- Tesla ist heute wertvoller als jeder andere Autobauer.
Wer ist der wertvollste Autohersteller der Welt? Die Börsianer haben dafür eine klare Antwort: Tesla. Der E-Autobauer kommt aktuell auf eine Marktkapitalisierung von 281 Milliarden US-Dollar.
Damit hat Tesla Toyota, den zweitgrösster Autobauer der Welt, abgehängt. Die Japaner kommen auf einen Börsenwert von 206 Milliarden Dollar. Und Volkswagen, die Nummer Eins im Auto-Business, wird mit vergleichsweise bescheidenen 71 Milliarden Dollar bewertet.
Wer eine Tesla-Aktie kaufen will, muss aktuell rund 1500 Dollar hinblättern. Ende 2019 kostete das Wertpapier noch 400 Dollar, zu Beginn der Coronakrise rund 360 Dollar. Euphorische Analysten glauben, dass die Aktie des E-Autobauers in den kommenden zwölf Monaten gar die 2000-Dollar-Marke knacken könnte.
Geschäft läuft trotz Corona-Krise
Warum der Hype? Für Tesla läuft es so gut wie noch nie. Im zweiten Quartal hat der E-Autobauer deutlich mehr Fahrzeuge abgeliefert als prognostiziert. Bei den gestandenen Autobauer hingegen sind wegen der Krise die Absätze eingebrochen.
Tesla baut aus und wird weiter wachsen. In Deutschland entsteht eine Fabrik, welche nächstes Jahr ihren Betrieb aufnehmen wird. Jährlich sollen dort eine halbe Million Autos entstehen.
In Shanghai hat das US-Unternehmen Ende 2019 die erste Fabrik eröffnet. Und die produziert – trotz Corona-Krise – jeden Monat mehr Autos. Dennoch ist die Frage berechtigt, ob die Börsianer nicht übertreiben.
Noch immer kleiner Autobauer
Gemäss dem Investment-Dienstleister Refinitiv raten nur neun von 33 auf Tesla spezialisierte Analysten zu einem Aktienkauf. Elf empfehlen, das Wertpapier zu behalten, der Rest rät zu einem Verkauf. Im Schnitt halten die Tesla-Kenner einen Aktienpreis von 710 Dollar für angebracht.
Tesla ist immer noch ein vergleichsweise kleiner Autobauer. Und hat es noch immer nicht geschafft, durchgehend profitabel zu sein. Das ist auch der Grund, warum das Wertpapier noch nicht im S&P500 gelistet ist. Das könnte sich allerdings bald ändern, immerhin gab es zuletzt drei profitable Quartale in Folge.
Nach wie vor kämpft Tesla mit der Qualität. Im letzten von J.D. Power publizierten Ranking landete der US-Konzern abgeschlagen auf dem letzten Platz.
Pro 100 Fahrzeuge wurden bei Tesla 250 Probleme registriert – der Branchen-Schnitt liegt bei 166 Problemen. Es ist nicht die erste Untersuchung, welche Tesla ein so schlechtes Zeugnis ausstellt.
Nicht nur Technologie entscheidet
Unbestritten: Tesla ist der Konkurrenz technologisch überlegen. Sei es bei der Antriebs- und Batterie-Technik oder beim autonomen Fahren.
Hier tun sich Volumenhersteller schwer. Sie sind die E-Mobilität lange nur zögerlich angegangen. Mittlerweile haben aber die meisten Hersteller ein oder mehrere E-Autos im Sortiment.
Die mögen zwar technologisch Tesla hinterherhinken. Allerdings ist Technologie nur ein Entscheidungsgrund beim Autokauf. Andere Faktoren wie Preis, Design, Image und Verarbeitung spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.
Sowieso ist nicht entschieden, ob die PKW-Zukunft einzig dem Batterie-elektrischen Auto gehört. Mit der Brennstoffzelle und synthetischen Kraftstoffen gibt es Alternativen, welche je nach Anwendungsbereich im Auto ebenfalls interessant sind.