Italien will die Fluggesellschaft Alitalia verstaatlichen, deren wirtschaftliche Lage sich durch die Corona-Krise zusätzlich verschlechtert hat.
Alitalia steckt seit Jahren in der Krise
Alitalia steckt seit Jahren in der Krise - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Frankreich notfalls zu Verstaatlichungen bereit.
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Diese Entscheidung habe das Kabinett im Rahmen eines Hilfspakets für die Wirtschaft getroffen, teilte die Regierung am Dienstag mit. Wegen der Corona-Krise sind weltweit unzählige Flüge ausgefallen, Fluggesellschaften haben dadurch massive Einbussen. Auch andere Branchen leiden unter der Krise. Frankreich kündigte an, betroffene Unternehmen notfalls ebenfalls zu verstaatlichen.

Zur Rettung von Alitalia werde die Regierung in Rom eine «neue Gesellschaft» gründen, die «vollständig vom Wirtschafts- und Finanzministerium oder von einer Gesellschaft, die sich mehrheitlich in öffentlichem Besitz befindet», kontrolliert wird. Einen Zeitplan und andere Details der Verstaatlichung legte die Regierung zunächst nicht vor.

Wie die Nachrichtenagentur AGI berichtete, hat die italienische Regierung einen Hilfsfonds in Höhe von 600 Millionen Euro zur Sanierung des angeschlagenen Luftfahrtsektors insgesamt aufgelegt. Der grösste Anteil soll demnach in die Alitalia-Verstaatlichung fliessen.

«Dies ist keine einfache Situation», sagte Verkehrsministerin Paola De Micheli dem Fernsehsender Rainews 24. Die Corona-Krise habe sie jedoch in der «Idee bestärkt, dass ein nationales Unternehmen von strategischer Bedeutung» für Italien sei.

Alitalia steckt seit Jahren in der Krise. Billigflieger wie Easyjet und Ryanair setzten die Fluglinie in den vergangenen Jahren zunehmend unter Druck. Experten weisen aber auch daraufhin, dass Alitalia zu klein ist und zu viel Personal hat, um mit der Konkurrenz Schritt zu halten. Im Jahr 2018 flogen nur 22 Millionen Passagier mit Alitalia. Im Vergleich: Die Lufthansa hatte damals rund 180 Millionen Fluggäste. 2017 meldete Alitalia Konkurs an.

Italien ist das am meisten von der weltweiten Corona-Krise betroffene Land in Europa. 28.000 Menschen wurden bisher positiv auf das Virus getestet, mehr als 2100 Menschen starben. Im ganzen Land gelten wegen der Krise drastische Einschränkungen.

Experten warnen auch vor den langfristigen ökonomischen Gefahren. Italien gehört zu den am stärksten verschuldeten Ländern in Europa und verzeichnet zugleich das schwächste Wirtschaftswachstum. Am Montag hatte Regierungschef Giuseppe Conte ein Hilfsprogramm in Höhe von 25 Milliarden Euro für Familien und Unternehmen bekanntgegeben, mit dem die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abgefedert werden sollen.

Wegen der verheerenden Auswirkungen des Coronavirus auf die Wirtschaft erwägen auch andere Regierungen Verstaatlichungen von Unternehmen. Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire sagte am Dienstag in Paris, die Regierung werde «alle Mittel ergreifen, um grosse französische Unternehmen zu schützen». Mögliche Schritte seien eine Kapitalisierung, eine staatliche Beteiligung und «wenn nötig auch eine Verstaatlichung».

Le Maire hatte zuvor ein Hilfspaket im Umfang von 45 Milliarden Euro für Wirtschaft und Arbeitnehmer angekündigt. Er geht nach eigenen Angaben von einer durch die Pandemie ausgelösten Rezession in Frankreich aus. Die Regierung rechne vorläufig mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um ein Prozent in diesem Jahr, sagte er dem Sender RTL. Bisher rechnete sie mit einem Plus von bis zu 1,3 Prozent.

Auch Deutschland greift von der Corona-Krise betroffenen Unternehmen mit Liquiditätshilfen unter die Arme. Staatliche Teilbeteiligungen an Unternehmen sollen laut Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) aber vermieden werden. «Wir hoffen und setzen darauf, dass wir als Marktwirtschaft durch diesen Prozess durchkommen, denn das war ja das Erfolgsrezept der letzten 70 Jahre», sagte Altmaier am Dienstag im Sender ntv.

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