Jersey fordert Gespräche statt Drohungen im Fischereistreit mit Frankreich
Die Regierung der britischen Kanal-Insel Jersey hat Frankreich im Streit um Fischereilizenzen vor überstürzten Handlungen gewarnt.
Das Wichtigste in Kürze
- Paris pocht auf Ausstellung weiterer Fanglizenzen bis November.
«Wir wollen uns zusammensetzen und das Problem lösen», sagte Aussenminister Ian Gorst am Freitag. Die Drohung Frankreichs, die Energieversorgung der Insel zu drosseln, sei hingegen «unverhältnismässig und beispiellos». «Wir sind grundsätzlich der Meinung, dass Drohungen und Rhetorik das Problem nicht lösen werden.»
Jersey und seine Hoheitsgewässer im Ärmelkanal stehen im Zentrum des Streits zwischen Frankreich und Grossbritannien um Fischereilizenzen für französische Fischer. Infolge des Austritts Grossbritanniens aus der EU war zwischen London und Brüssel ein Abkommen geschlossen worden, wonach europäische Fischer in britischen Gewässern weiter auf Fang gehen dürfen, wenn sie dafür eine Genehmigung erhalten. Frankreich wirft Jersey vor, nicht genügen Genehmigungen auszustellen.
Die Regierung der Insel teilte mit, zwei weiteren französischen Schiffen Lizenzen erteilt zu haben. Für 73 weite Schiffen fehlten jedoch noch vollständige Daten, um ihr Recht auf Fischfang in den Gewässern der Kanalinsel nach dem Brexit nachzuweisen. Die Ausstellung der Genehmigung hängt davon ab, dass die Fischer nachweisen können, schon vorher in den fraglichen Gebieten gearbeitet zu haben.
Die französische Fischereiministerin Annick Girardin erklärte, das Problem müsse bis zum 1. November gelöst sein. «Nichts ist heute ausgeschlossen, weder von Frankreich noch von der Europäischen Kommission», sagte sie am späten Freitag in Brüssel nach einem Treffen mit dem Vizepräsidenten der Europäischen Kommission Maros Sefcovic. Die Kommission setze sich in London für Frankreich ein.
Frankreich hatte vergangene Woche unter anderem mit einer Drosselung der Stromversorgung der Kanal-Insel gedroht. Jersey könne bei Bedarf ihr eigenes Dieselkraftwerk wieder in Betrieb nehmen, erwiderte Aussenminister Gorst nun darauf. Aber das sei weit weniger klimafreundlich als die erneuerbare Energie, die sie derzeit vom französischen Stromriesen EDF bezögen.
Jersey arbeite an der Ausstellung der Lizenzen. «Wir haben keinerlei Bestreben, etwas anderes zu tun, als unseren Verpflichtungen nachzukommen», sagte Gorst weiter. «Das Nützlichste wäre, wenn wir die nötigen Informationen erhalten.»