Flugzeuge am Boden, kaum noch Einnahmen: Airlines sind von der Corona-Krise stark betroffen. Vielen droht der Kollaps, die Rufe nach Staatshilfe werden lauter.
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Die Swiss gehört zum deutschen Lufthansa-Konzern. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die meisten Airlines haben Kurzarbeit beantragt.
  • Flughafengebühren und Leasing-Verträge sorgen weiterhin für hohe Kosten.
  • In gut vier Monaten könnte etwa dem Swiss-Mutterkonzern Lufthansa schon die Luft ausgehen.
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Die Corona-Krise trifft Airlines besonders hart. Viele haben ihren Betrieb zu grössten Teilen eingestellt. Die Swiss fliegt noch einen Mini-Flugplan, Easyjet hat heute die komplette Flotte gegroundet, die Schweizer Airline Helvetic bereits letzte Woche.

Das trifft Mitarbeitende hart. Die meisten von Ihnen müssen jetzt Kurzarbeit machen. Ausgaben haben die Fluggesellschaften aber weiterhin: Flughafengebühren oder Leasing-Kosten für Flugzeuge belasten selbst bei wegfallenden Personal- und Treibstoffkosten das Portemonnaie stark.

Also rufen die Airlines nach Hilfe: Swiss-Chef Thomas Klühr erklärte jüngst, dass temporär wohl Staatshilfe nötig sein wird, um die Zukunft der Swiss zu sichern.

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Swiss-CEO Thomas Klühr deutet für den Bedarf an Staatshilfe an. - sda - KEYSTONE/ENNIO LEANZA

Wie ernst die Lage der Fluggesellschaften ist, zeigt eine neue Studie von Bernstein Research. Die Analysefirma hat Finanzzahlen der Airlines unter die Lupe genommen und den erwarteten Kosten gegenübergestellt.

Resultat: Der Swiss-Mutterkonzern Lufthansa verbrennt gemäss der Rechnung von Bernstein wöchentlich 222 Millionen Euro. Auf der anderen Seite steht ein Barvermögen von 3,8 Milliarden Euro.

In 17 Wochen kein Geld mehr

Oder anders gesagt: Ändert sich die Situation nicht, dürfte Lufthansa in 17 Wochen das Geld ausgehen. Air France-KLM dürfte sogar schon drei Wochen früher ohne jegliche Liquidität dastehen.

Viel besser sieht die Situation bei den Billigairlines aus. Die können dank geringeren Ausgaben länger ausharren. Easyjet geht das Geld erst in 53 Wochen aus, Ryanair reicht es gar doppelt so lange.

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Der CEO der Fluggesellschaft Ryanair, Micheal O'Leary. - Keystone

Gewiss: Das Vermögen der Airlines geht über die Liquidität hinaus. Sie besitzen etwa Immobilien oder Flugzeuge, die sie verkaufen könnten. Letzteres wäre aktuell ein sehr schlechtes Geschäft: Da keine Airline fliegt, und entsprechend Einnahmen fehlen, dürfte die Nachfrage nach Flugzeugen gering sein.

In vielen Ländern wird debattiert, ob und wie die Airlines vor dem Untergang geschützt werden sollen. Die USA denken laut über eine Teilübernahme von US-Fluggesellschaften nach, Norwegen hat bereits Staatsgarantien gesprochen. In der Schweiz sucht aktuell eine Taskforce des Bundesrats nach Lösungen.

SVP stellt Forderungen

Wie die «Handelszeitung» berichtet, ist auch Thomas Jordan an Bord, Präsident der Schweizerischen Nationalbank. Offenbar prüft man in Bundesbern die Option, dass die SNB die Swiss im Alleingang retten könnte, indem sie der Airline neu ausgegebene Unternehmensanleihen abkaufen würde. Die Swiss selbst sprach bisher nur von einem «allfälligen Überbrückungskredit».

Thomas Matter SVP
Thomas Matter an der Delegiertenversammlung 2019 der SVP Schweiz in Amriswil. - Keystone

Der Weg über die SNB würde der SVP-Forderung etwas Wind aus den Segeln nehmen. Die Volkspartei fordert schon länger, dass die Swiss nur durch den Staat gerettet werden darf, wenn sie wieder zurück in Schweizer Hände kommt. Und sie dürfte damit in der Bevölkerung viel Zuspruch erhalten, wie auch Leser-Kommentare auf Nau.ch zeigen.

Das ist historisch bedingt: Die Schweiz hat die Swiss für rund 2,6 Milliarden Franken saniert, ehe die Airline 2005 zum Spottpreis von 336 Millionen an die Lufthansa ging.

Seither ist die Schweizer Airline ein Goldesel für den Mutterkonzern. Mehrere Male hat sie mehr Gewinn verbucht als Lufthansa selbst. Alleine in den letzten vier Jahren hat die Swiss dem deutschen Konzern 2,2 Milliarden Gewinn beschert.

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