Lufthansa weist Lohndumping-Vorwurf bei Ocean-Tochter zurück
Die Lufthansa Tochtergesellschaft Ocean wird scharf von Gewerkschaften kritisiert. Der deutsche Konzern soll Lohndumping betreiben.
Das Wichtigste in Kürze
- Lufthansa hat die Gründung ihrer neuen Tochtergesellschaft Ocean angekündigt.
- Dadurch geriet das deutsche Unternehmen in scharfe Kritik.
- Der Lufthansa wird unter anderem Lohndumping vorgeworfen.
Die Lufthansa wehrt sich gegen den Vorwurf, durch die Gründung ihrer neuen Ferienfluggesellschaft Ocean in der Corona-Krise Tariflöhne zu umgehen. Ferienflieger Ocean soll mit zunächst 300 Mitarbeitern für Eurowings starten.
Der Konzern habe schon vor der Pandemie begonnen, «den touristischen Bereich zu stärken» sagte ein Lufthansa-Sprecher der Nachrichtenagentur AFP. Die Lufthansa-Tochter Ocean, die im Hintergrund von Eurowings agieren soll, werde auch ohne Tarifvertrag Mitarbeiter zu «wettbewerbsfähigen Tarifbedingungen» einstellen.
Das neu gegründete Unternehmen verantwortet nach Konzernangaben künftig touristische Langstreckenflüge unter der Marke Eurowings. Zunächst mit nur drei Flugzeugen. «Es bleibt auch bei der Marke Eurowings», betonte der Sprecher, «nur der dahinterstehende Flugbetrieb wird jetzt eben Ocean sein».
1200 Stellen betroffen
Vor dem Beschluss zur Stilllegung war der Lufthansa-Billigflieger Sunexpress für Eurowings geflogen. Von der Abwicklung des deutschen Ablegers des gleichnamigen Gemeinschaftsunternehmens von Lufthansa und Turkish Airlines sind knapp 1200 Beschäftigte betroffen. Bei Ocean sind laut Lufthansa nun 300 neue Cockpit- und Kabinenstellen zu besetzen und intern ausgeschrieben.
Die drei für Lufthansa zuständigen Gewerkschaften Verdi, Vereinigung Cockpit und UFO hatten dem Konzern am Mittwoch Lohndumping vorgeworfen. Arbeitnehmervertreter bei der Lufthansa, Condor und TUIfly forderten die Regierung in einem Schreiben auf, das Projekt notfalls politisch zu stoppen.
Kritik von allen Seiten
«Es ist einem Kabinenbeschäftigten der Lufthansa kaum vermittelbar, dass sein Job in Gefahr ist und Lufthansa nebenan zu Dumpingbedingungen einstellt.» So erklärte Verdi-Sekretär Marvin Reschinsky. Er kritisierte, es sollten «genau die Beschäftigten, die in den Lufthansa-Töchtern Sunexpress und Germanwings ihre Arbeitsplätze verlieren, angestellt werden. Bei Ocean allerdings zu sehr viel schlechteren Bedingungen.»
«Einerseits Tausende rauszuwerfen, um andererseits zu 1400 Euro brutto wieder einzustellen, ist unverfroren und unanständig.» So kritisierte auch der UFO-Vorsitzende Daniel Flohr das Vorgehen.
Die Arbeitnehmervertreter verwiesen auf die Stellenstreichungen und Sparmassnahmen bei Deutschlands grösster Fluggesellschaft. Diese begründet sie mit den immensen Nachfrage- und Umsatzverlusten in der Corona-Krise.
Der VC-Bereichsleiter für Tarifpolitik, Marcel Gröls, kritisierte ausserdem: Es werde «mitten in der grössten Krise Geld in eine Plattform investiert, bei der mit jahrelangen Anlaufverlusten zu rechnen ist». Er forderte die Regierung auf, «genauer hinzusehen, wie mit Milliarden an Staatshilfen umgegangen wird».
Gleiche Bedingungen wie bei Sunexpress
Der Lufthansa-Sprecher wies die Kritik am Donnerstag zurück und betonte, der Konzern intensiviere lediglich die bereits begonnene «strategische Neuausrichtung». In der Krise sei die Fortführung der Sunexpress «eben nicht möglich» gewesen – «also brauchen wir eine Neugründung». Der Konzern biete von Kürzungen betroffenen Mitarbeitern damit eine Perspektive.
«Die Bedingungen sind genauso, wie sie bei Sunexpress Deutschland waren und wie sie in diesem Geschäftsfeld wettbewerbsfähigen Tarifbedingungen entsprechen.» Details nannte er nicht. Doch auch bei Sunexpress gab es demnach keinen Tarifvertrag.