Migros: Für Geschäftsleitung ist Alkoholfrage vorerst vom Tisch
Bei der Alkoholfrage musste die Migros eine Niederlage einstecken. Für diese Generation gibt es wohl auch keinen Grund, dies nochmals zu diskutieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Kundschaft der Migros will keinen Alkohol in den Regalen der Läden sehen.
- Vorerst wird diese Frage laut der Geschäftsführung auch nicht mehr zur Sprache kommen.
- Nun kann sich das Unternehmen wieder auf andere Herausforderungen konzentrieren.
Die Chefetage der Migros sieht angesichts der hohen Niederlage vorerst keinen Anlass, die Alkoholfrage erneut zu diskutieren. «Die Alkoholfrage ist mindestens für diese Generation geklärt», sagte Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen am Donnerstag an einer Medienkonferenz zum Abstimmungsausgang. Er interpretiere das Resultat so, dass die Genossenschafter mit der aktuellen Situation zufrieden seien.
Dass die Frage geklärt ist, hat laut Zumbrunnen den Vorteil, dass er seine Aufmerksamkeit wieder auf andere Probleme richten könne. So betonte er etwa die angeschlagenen Lieferketten und die Preissteigerungen bei den Rohstoffen.
Dem Mehrumsatz, den der Alkoholverkauf generiert hätte, trauert Zumbrunnen laut eigene Angaben nicht nach. Die Idee hinter der Abstimmung sei schliesslich nicht die Umsatzsteigerung gewesen, sondern die grundsätzliche Diskussion um die Alkoholfrage, sagte Zumbrunnen. «Wir haben genug Produktinnovationen und sind gut aufgestellt, um unsere ambitionierten Wachstumsziele auch so zu erreichen.»
«Keine Niederlage»
Die Migros-Chefetage zeigte sich an der Medienkonferenz trotz des wuchtigen Neins zur Aufhebung des Alkoholverbots betont zufrieden. «Das ist keine Niederlage für das Management», sagte Migros-Präsidentin Ursula Nold. Denn die Diskussion über die Aufhebung des Alkoholverbots sei schliesslich nicht vom Management angestossen worden, betonte Nold: «Sondern es war ein Wunsch der Basis.»
Die meisten Migros-Gremien hätten zwar eine Ja-Empfehlung abgegeben, «aber wir wollten nie verbissen gewinnen», sagte sie. Auch Zumbrunnen betonte, man habe sich bewusst nicht eingemischt. «Ich habe wie alle anderen genau eine Stimme abgegeben», sagte er.
Er sei froh über die klare Einigkeit beim Ergebnis. Das mache es für die Kunden der Migros einfacher. «Egal in welcher Migros sie einkaufen, wissen sie, dass es dort keinen Alkohol gibt.»
Der Weg für den Verkauf von alkoholhaltigen Getränken hätte in gewissen Regionalgemeinschaften frei werden können. Dies, wenn die Vorlage mit einer Zweidrittelsmehrheit angenommen worden wäre. Dann hätte es sein können, dass die Migros in gewissen Regionen Alkohol verkauft hätte, in anderen nicht.
Demokratie der Migros ist Gewinnerin
Doch die Genossenschafter haben die Vorlage in sämtlichen Regionen mit grossem Mehr abgelehnt. Eine Gewinnerin habe es jedoch trotzdem gegeben, sagte Nold: «Und zwar die Migros-Demokratie.»
Das grosse mediale Echo, die Diskussionen auf den sozialen Medien und hohe Stimmbeteiligung von 2,3 Millionen Genossenschafter, mache stolz. Das erklärte Nold. Denn das zeige, dass die Migros und deren Werte «eine gesellschaftliche Diskussion auslösen können». Und es demonstriere die grosse Verbundenheit der Menschen mit der Migros.
Nold erklärte sich auch zufrieden über den Ausgang der zweiten Abstimmung. Die Genossenschafter nahmen eine Statutenänderung an, damit sie künftig auch online abstimmen können. «Die Kunden wollen also nicht nur an traditionellen Werten festhalten, sondern sie wünschen sich auch eine Weiterentwicklung. Es ist ein guter Mix aus Tradition und Innovation.»