Negativzinsen: SNB-Chef öffnet Tür für umstrittenes Instrument
Die SNB zeigt sich bereit, Negativzinsen wieder einzuführen. Nationalbank-Präsident Martin Schlegel äusserte sich dazu an einer Konferenz der Uni Zürich.
«Niemand mag Negativzinsen, auch wir nicht. Aber wenn es nötig ist, sind wir bereit, das Instrument wieder einzusetzen.» Dies erklärte Nationalbank-Chef Martin Schlegel laut «Cash» am Freitag in Zürich.
Diese Aussage löste sofort Reaktionen an den Finanzmärkten aus. Die Renditen für Schweizer Staatsanleihen sanken.
Matthias Geissbühler, Anlagechef von Raiffeisen Schweiz, glaubt derweil nicht an eine baldige Rückkehr zu Negativzinsen. «Martin Schlegel wollte nur nichts ausschliessen und zeigen, dass die Tür für Negativzinsen grundsätzlich offen ist», zitiert ihn «Watson».
Positive Folgen für Mieter?
Eine Zinssenkung könnte die Wirtschaft stimulieren, Investitionen würden günstiger zu finanzieren sein. Allerdings wären spürbare Auswirkungen auf die Konjunktur erst ab 2026 zu erwarten, wie «Watson» berichtet.
Für Mieter könnten Negativzinsen positive Folgen haben, der sinkende hypothekarische Referenzzinssatz würde Mietzinssenkungen ermöglichen. Auch Hypothekarzinsen dürften sinken, was die Immobilienfinanzierung verbilligen würde.
Sparer hingegen müssten mit noch niedrigeren Zinsen rechnen. «Schon jetzt sind unter Berücksichtigung der Inflation die Realzinsen auf dem Sparkonto negativ», erklärt Geissbühler laut «Watson».
Risiken von Negativzinsen
Der Aufwertungsdruck auf den Franken könnte in den nächsten Quartalen zunehmen. Die SNB müsste darauf reagieren, entweder durch Zinssenkungen oder Devisenmarktinterventionen, wie «Watson» berichtet.
Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin warnt vor dem Risiko einer Deflationsspirale. «Ist eine niedrige oder negative Inflation erst zur Normalität geworden, ist es zu spät: Die SNB würde ungleich mehr Mühe haben, die Inflation wieder dauerhaft über der Null-Linie zu etablieren», zitiert ihn «Watson».
Eine Deflation könnte weitreichende Folgen haben. Betriebe müssten Preise senken, was zu Umsatzeinbussen und möglicherweise Entlassungen führen könnte.