Salat im Karton statt Plastik: Was ist umweltfreundlicher?
Detailhändler verkaufen vermehrt Produkte in Karton- statt Plastikverpackungen. Für Greenpeace wird das Problem allerdings nur verschoben.
Das Wichtigste in Kürze
- Für Convenience-Produkte werden öfters Karton-Verpackungen verwendet.
- Die Umweltbilanz von Karton-Verpackungen ist nicht automatisch besser als bei Plastik.
Seit der Klimadebatte ist Plastik in Verruf geraten. Besonderes Augenmerk ist auf den Kunststoffverpackungen. Immer wieder werden Detailhändler dafür kritisiert.
Gleichzeitig verkaufen sie mehr und mehr Convenience-Produkte – wo für verhältnismässig wenig Essen viel Verpackung anfällt. Was tun? Öfters setzten Detailhändler darum auf Alternativen, wie etwa Karton.
«Papier- und Kartonverpackungen eignen sich besonders für trockene Lebensmittel wie Reis und Mehl», erklärt Coop-Sprecherin Melanie Grüter. Die Detailhändlerin verwendet Kartonverpackungen auch bei diversen Take-Away-Produkten wie Salaten, Wähen und Müesli, bei Früchten und bei Eiern.
Dreiecksandwiches neu in Karton verpackt
«Wir suchen im Bereich Convenience permanent nach neuen Lösungen», sagt Migros-Sprecher Patrick Stöpper. So hat die grösste Detailhändlerin der Schweiz die Verpackung der Dreiecksandwiches vor zwei Jahren von Plastik auf Karton umgestellt.
Und: «Bei Migros Daily Salaten haben wir beispielsweise letztes Jahr auf Bagasse Verpackungen umgestellt.» Bagasse sieht Karton-ähnlich aus, ist aber ein Nebenprodukt der Zuckerproduktion.
Auch Discounter sind auf den Trend aufgesprungen. Aldi hat viele Früchte- und Gemüse-Schalen aus Kunststoff durch Kartonträger ersetzt. «Wir sind stetig daran, mögliche Alternativen zu prüfen», sagt Aldi-Sprecher Philippe Vetterli.
Karton ist aber immer die bessere Wahl, da sind sich die Detailhändler einig. «Wir prüfen bei jedem Produkt individuell, ob eine Kartonverpackung ökologisch sinnvoll ist», so Coop-Sprecherin Grüter.
Aldi-Sprecher Vetterli ergänzt: «Die Verwendung einer Papier- oder Kartonverpackung anstelle einer Verpackung aus Kunststoff macht aus ökobilanzieller Sicht meist nur Sinn, wenn diese Verpackung nicht viel schwerer ist.»
Müll statt Karton-Sammlung
Ob Plastik, Karton oder Bagasse: Weil die Verpackungen oft vor Durchfeuchtung oder Durchfettung schützen müssen, werden sie zusätzlich beschichtet.
«Bei unseren Umstellungen achten wir darauf, dass die Beschichtungen, wenn möglich aus abbaubarem Material bestehen», sagt Migros-Sprecher Stöpper. «Ein Recycling ist meist aber nicht mehr möglich, da die Beschichtung nicht getrennt werden kann.»
Bei Greenpeace rümpft man über den Trend die Nase. «Karton als Alternative zu Plastikverpackungen ist eine Scheinlösung», sagt Zero-Waste-Experte Philipp Rohrer. Der vermehrte Einsatz von Karton erhöhe den weltweiten Druck auf Wälder, trage zur Abholzung bei und gefährde die Biodiversität.
Allgemein lasse sich die Umweltbilanz nicht beurteilen. «Problematisch sind vor allem die sogenannten Multilayer-Verpackungen wie zum Beispiel plastifizierter Karton.»
Greenpeace plädiert für offenen Frischverkauf
Rohrer kritisiert, dass mit dem Trend weg von Plastik hin zu Karton das Problem nur verschoben werde. «Auch Kartonverpackungen sind Einwegverpackungen und sind somit ein problematischer Teil unserer Wegwerfgesellschaft.»
Convenience-Produkte und Nachhaltigkeit seien sowieso ein Widerspruch, findet der Greenpeace-Experte. «Für einen nachhaltigen Konsum ist es sinnvoll, offen verkaufte Frischprodukte und Grundnahrungsmittel zu verwenden und diese frisch zuzubereiten.»
Er mahnt Migros, Coop und Co.: «Statt permanent ihr Sortiment an Convenience-Produkten auszubauen würden Detailhändler besser innovative und hygienische Lösungen für den Offenverkauf von Grundnahrungsmitteln wie Reis und Teigwaren einführen.»