Schafft Volkswagen den Umbau zum E-Autobauer?
Das Wichtigste in Kürze
- Aktuell stammt jeder zehnte Neuwagen der Welt aus dem Volkswagen-Konzern.
- Laut Ferdinand Dudenhöffer dürfte VW die Marktposition behalten.
- Im Softwarebereich hat Tesla rund fünf Jahre Vorsprung.
Diesel-Skandal hin oder her: Volkswagen ist der grösste Autobauer der Welt. Letztes Jahr setzte der deutsche Konzern über 250 Milliarden Euro um. Mehr als jeder zehnte Neuwagen der Welt stammt aus Hallen von Volkswagen.
Doch die Zeiten ändern sich. Tesla – jahrelang von den gestandenen Autobauern belächelt – produziert mittlerweile in Grossserie. Vergangenes Quartal hat die Firma von Tech-Wunderkind Elon Musk fast 140'000 Neuwagen an den Mann gebracht. Gegenüber dem Vorjahr will der Konzern dieses Jahr um bis 40 Prozent wachsen.
Den Trend zum E-Auto hat Volkswagen jahrelang stiefmütterlich behandelt. Mittlerweile hat der deutsche Autogigant die Zeichen der Zeit erkannt. Firmenchef Herbert Diess hat jüngst angekündigt, in den kommenden fünf Jahren 35 Milliarden Euro in die Elektromobilität zu stecken. Damit hat er das Budget deutlich aufgestockt.
Milliarden für Software
Weitere 27 Milliarden fliessen in die Digitalisierung. «In den nächsten Jahren wird es darauf ankommen, auch bei der Software im Fahrzeug eine Spitzenposition einzunehmen», so Diess. Hier kämpft Volkswagen nicht nur mit Tesla und anderen Autobauern, sondern mit dem ganzen Silicon Valley.
Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer rechnet, dass Tesla bei der Software den gestandenen Herstellern fünf Jahre voraus ist. Und ausgerechnet wegen Software-Fehler sorgte Volkswagen dieses Jahr für Negativ-Schlagzeilen. «Da braucht man deutlich mehr Stabilität», warnt Dudenhöffer.
Trotzdem stünden die Chancen gut, dass der Volkswagen-Konzern seine Position halten könne. «Mit der Neuausrichtung auf vollelektrische Autos hat VW sehr frühzeitig auf die richtige Technologie gesetzt», sagt Dudenhöffer. Grosser Pluspunkt sei auch die starke Marktposition in China.
«Richtig, dass sich Volkswagen aufs E-Auto konzentriert»
Für den Auto-Experten ist der Schritt richtig, dass der Volkswagen-Konzern sich noch nicht auf andere alternative Antriebe konzentriert. «Die Zeit der Diskussionen um Fächerstrategien – also alles probieren, aber nichts richtig machen – ist vorbei.» Diess habe dies erkannt und umgesetzt. Denn: «Wasserstoff und Brennstoffzelle oder synthetische Treibstoffe taugen allerhöchstens fürs Nutzfahrzeug.»
Kritiker der E-Mobilität befürchten, dass durch den Wandel Jobs verloren gehen. Dudenhöffer hat dafür Verständnis, teilt die Sorge aber nicht. Er stellt fest, dass aktuell viele Stellen im Bereich E-Mobilität geschaffen werden.
«Viele klassische Zulieferer, die Komponenten um den Verbrennungsmotor bauen, haben den Wechsel verschlafen.» Das räche der Markt.
«Je schneller wir ins Elektroauto gehen, umso mehr Jobs werden in Europa sein», sagt Dudenhöffer. Doch das werde in der Politik gerne ausgeblendet, «weil man keine Wahl verlieren will».