Schweizer buchen Ferienwohnung im Inland statt Strandurlaub
Wegen der Corona-Krise buchen viele Schweizer Ferien in der Heimat. Ferienwohnungen sind beliebt, Hotels kämpfen mit geringer Nachfrage.
Das Wichtigste in Kürze
- E-Domizil, Reka und Booking verzeichnen eine höhere Nachfrage an Ferienwohnungen.
- Viele Schweizer dürften dieses Jahr den Urlaub spontan buchen.
- Davon könnte der Schweizer Tourismus nachhaltig profitieren.
Sonne, Strand und Meer – wer träumt nicht davon? Nach einem Jahr Pandemie ist das Fernweh gross. Doch die aktuelle Lage trübt die Aussichten nach Sommerferien im Ausland. Darunter leiden Reisebüros diese Tage besonders.
Gleichzeitig dürften dieses Jahr für viele Schweizer erneut Ferien in der Heimat anstehen. Die Nachfrage nach Ferienwohnungen ist bereits jetzt hoch, wie Zahlen des Wohnungsvermittlers E-Domizil zeigen. Für den Juni sind bis heute 170 Prozent mehr Buchungen eingegangen als vor einem Jahr. Im Juli liegt das Plus 120 Prozent über dem Vorjahreswert, im August 41 Prozent darüber.
«Den grössten Marktanteil geniessen weiterhin die klassischen Ferienregionen im Kanton Graubünden und Tessin», sagt Sprecherin Myriam Schweizer. Doch auch kleine Regionen seien dieses Jahr verstärkt gefragt. Etwa Oberhasli im Berner Oberland oder Goms im Wallis.
Überall hohe Nachfrage nach Ferienwohnungen
Auch bei der Schweizer Reisekasse sind Ferienwohnungen beliebter als sonst, erklärt Damian Pfister, Leiter Reka-Ferien: «Für die Sommermonate verzeichnen wir einen Anstieg der Buchungen von plus 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.» Die Anfragen würden sich über alle Landesteile und Regionen der Schweiz verteilen. «Leicht mehr nachgefragt werden Ostschweiz und Graubünden.»
Bei der Buchungsplattform Booking sind ebenfalls vermehrt Ferienwohnungen statt Hotels gefragt. Letztes Jahr nahm das Interesse sprunghaft zu, seither ist das Wachstum moderat. «Wir glauben jedoch, dass das Interesse an alternativen Unterkünften ein langfristiger Trend ist», sagt eine Unternehmenssprecherin.
Dass Ferienwohnungen seit der Pandemie gefragter sind, beobachten auch die Tourismusregionen selbst. Gleichzeitig herrscht bei den Hotelbuchungen Zurückhaltung. Wenn, dann kämen die Buchungen aktuell sehr kurzfristig, sagt Jutta Ulrich von Ticino Turismo. «Selbst für Ostern, der Start unserer Tourismussaison, sind in diesem Jahr noch wenige Buchungen in den Hotels eingegangen.»
Schweiz könnte nachhaltig profitieren
Von zögerlichen Hotelbuchungen spricht man auch im Wallis und in Graubünden. Dazu sagt Martin Vincenz, Chef von Graubünden Ferien: «Wir gehen nicht davon aus, dass momentan mehr Hotelbuchungen für den Sommer vorliegen als vor einem Jahr.»
Die Krise hat den Schweizern die Heimat wieder nähergebracht. Graubünden hat im Sommer 2020 über einen Drittel mehr Gäste aus dem Inland empfangen. Profitiert die Tourismusbranche nachhaltig von der Corona-Krise?
«Die Reisebedürfnisse haben sich grundsätzlich nicht geändert», sagt Tourismus-Experte Jürg Stettler von der Hochschule Luzern. Je länger und einschneidender die Einschränkungen, desto eher werde sich dies auf das Reiseverhalten auswirken.
So könnte die Schweiz nachhaltig für einheimische Gäste attraktiv bleiben. «Wenn man positive Erfahrungen macht mit Ferien in der Schweiz, wird man auch künftig vermehrt Ferien in der Schweiz machen.»