Schweizerische Nationalbank: Weniger Druck dank Frankenabschwächung
Aktuell existiert keinen Aufwertungsdruck für den Schweizer Franken. Dadurch kann sich die Schweizerische Nationalbank etwas zurücklehnen.
Das Wichtigste in Kürze
- Dank der positiven Entwicklung der Impfstoffe kann sich die SNB etwas entspannen.
- Für die Lagebeurteilung der Bank am Donnerstag wird nicht Neues erwartet.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte ein weiteres Mal an ihrer aktuellen, sehr lockeren Geldpolitik festhalten. Dank der Entwicklung an der Impfstofffront und der damit verbundenen Beruhigung an den Finanzmärkten konnte sie zuletzt gar etwas aufatmen. Dazu beigetragen hat aber auch der Entscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) vom letzten Donnerstag.
Demnach halten die europäischen Währungshüter zwar auch an ihrer sehr expansiven Geldpolitik fest. Oder in anderen Worten: Der Zinsabstand zwischen dem Franken und dem Euro bleibt konstant.
Keinen Handlungsdruck für Schweizerische Nationalbank
«Die Schweizerische Nationalbank kann nach dem EZB-Entscheid jedenfalls erst einmal tief durchatmen.» Das schreiben denn auch die Ökonomen von Raiffeisen Schweiz in einem Kommentar. Für die vierteljährliche Lagebeurteilung der SNB diesen Donnerstag gebe es somit kaum etwas anzumerken.
Dank dem unveränderten EZB-Einlagensatz drohe von dieser Front aktuell kein erneuter Aufwertungsdruck für den Franken. Somit gebe es auch kein Handlungsdruck für die Nationalbank.
Die hiesigen Notenbanker dürften also ihren Leitzins von -0,75 Prozent bestätigen. «Wir erwarten keine Änderung der Geldpolitik in der Schweiz», heisst es bei der Credit Suisse.
CS-Ökonom Maxime Botteron betont in diesem Zusammenhang auch, dass die Devisenkäufe der SNB im vierten Quartal deutlich gefallen seien. Dies zeige auch, dass der Aufwertungsdruck auf den Franken momentan weniger hoch sei. Konkret ist der Franken zur Gemeinschaftswährung nach den positiven News zu den Impfstoffen auf den tiefsten Stand 2020 gefallen.
Das dürfte allerdings auch mit der Entwicklung des US-Dollar zu tun haben. Trotz der Abwertung des Frankens zum Euro habe es für die SNB nicht nur gute Nachrichten gegeben. Das schreiben die Analysten von Capital Economics. Damit meinen sie den Franken, der sich gegenüber dem US-Dollar weiter aufgewertet hat.
Schweiz als Währungsmanipulator?
Das US-Finanzministerium veröffentlicht normalerweise halbjährlich einen Bericht über die Währungspolitik der wichtigsten amerikanischen Handelspartner. Dieser definiert anhand von drei Kriterien aus seiner Sicht unfaire Handelspraktiken. Solche Staaten werden dann als Währungsmanipulatoren bezeichnet.
Der letzte Report datiert vom Januar 2020, womit eine Neuauflage in nächster Zeit erwartet werden kann. Für die SNB ungemütlich dabei ist, dass die Schweiz aktuell wohl alle drei Kriterien des Währungsmanipulators erfüllt. Sanktionen von US-Seite drohen der Schweiz unmittelbar nach Publikation zwar nicht automatisch. Die Schweizerische Nationalbank bestreitet derweil den Vorwurf.
Die SNB versuche lediglich die massive Überbewertung des Frankens gegenüber dem Euro nicht weiter anwachsen zu lassen. Das schrieb UBS-Ökonom Alessandro Bee in einer vor ein paar Wochen erschienenen Studie. Damit seien die Chancen für die Schweiz zwar intakt, eine Konfrontation mit den USA abzuwenden, glaubt Bee. Nichtsdestotrotz erschwere die damit verbundene Unsicherheit aber die Geldpolitik der Nationalbank.