SNB-Präsident Thomas Jordan lehnt höhere Ausschüttungen ab
Thomas Jordan, der Direktionspräsident der Schweizerischen Nationalbank, hält nichts von höhere Ausschüttungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Thomas Jordan lehnt höhere Ausschüttungen ab, wie er an der SNB-Generalversammlung sagte.
- Die Vereinbarung über die Gewinnausschüttung ist eine «ausbalancierte Lösung».
- Zudem wurden alle verfügbaren Mittel während der Corona-Krise eingesetzt.
Forderungen nach höheren Ausschüttungen der Nationalbank stossen bei SNB-Direktionspräsident Thomas Jordan auf Ablehnung. Die Anfang Jahr abgeschlossene neue Vereinbarung über die Gewinnausschüttung sei eine «ausbalancierte Lösung». Das sagte Jordan am Freitag an der SNB-Generalversammlung.
Er betonte vor den SNB-Aktionären zudem den Einsatz der SNB in der Corona-Krise: «Wir haben in den vergangenen Monaten alle uns zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt. Dies, um unseren Auftrag auch unter widrigen Bedingungen bestmöglich zu erfüllen.»
SNB: Erwirtschaftung eines Gewinns ist nicht das Ziel
Dennoch sei die Nationalbank mit Forderungen konfrontiert, «mehr» zu tun - wobei höhere Gewinnausschüttungen gemeint seien. Allerdings sei die Erwirtschaftung eines Gewinns gar nicht das Ziel der SNB, erinnerte Jordan. Das Ziel sei das «Führen einer Geldpolitik, die Preisstabilität gewährleistet und der konjunkturellen Entwicklung Rechnung trägt». «Und manchmal müssen wir Verluste in Kauf nehmen, um unser Mandat zu erfüllen.»
Seit der Finanzkrise 2008 habe sich die Bilanzsumme der SNB vervielfacht, erinnerte der SNB-Präsident. Damit sei zwar das absolute Ertragspotenzial gestiegen, aber auch das Verlustrisiko habe zugenommen. Gegenwärtig führe etwa eine Aufwertung des Frankens um 1 Prozent für die SNB zu einem Verlust von 10 Milliarden Franken. Ein Anstieg der Aktienmärkte von 5 Prozent habe dagegen einen Gewinn von 10 Milliarden zur Folge.
SNB macht jährlich Rückstellungen für Währungsreserven
Die SNB baue ihr Eigenkapital auf, indem sie jedes Jahr eine Zuweisung an die Rückstellungen für Währungsreserven vornehme. Dies führte Jordan aus. Seit der Finanzkrise hätten die Rückstellungen nicht mehr mit der stark wachsenden Bilanz Schritt halten können. «In der gegenwärtigen Lage ist die Richtung klar: Wir müssen weiter Kapital aufbauen.»
Weil beim Gewinn in einem Jahr ein Verlust im nächsten folgen könne: Strebt die SNB eine Verstetigung der Ausschüttungen mittels der Ausschüttungsreserve an. Diese ermögliche einerseits eine gleichmässigere Verteilung der Ausschüttungen an Bund und Kantone von Jahr zu Jahr. Andererseits reduziere sie auch das Risiko einer vorübergehenden Unterkapitalisierung der SNB.
Spielraum zur Unterstützung in der gegenwärtigen Krise
Mit der neuen Anfang Jahr abgeschlossenen Vereinbarung erhalten Bund und Kantone bis zu sechs Milliarden Franken pro Jahr. Also im besten Fall insgesamt 36 Milliarden Franken. Diese dürften gerade im jetzigen Zeitpunkt besonders wertvoll sein, sagte Jordan: «Sie vergrössern deren Spielraum zur Unterstützung der Haushalte und Unternehmen bei der Bewältigung der gegenwärtigen Krise.»