So tickt der Online-Riese Amazon

Michael Bolzli
Michael Bolzli

USA,

Kommendes Jahr will Amazon die Schweiz richtig in Angriff nehmen. Nau zeigt, wie der Online-Händler funktioniert.

Amazon will sich in der Schweiz breit machen. Um schneller zu uns liefern zu können, hat der US-Online-Händler einen Abkommen mit der Post abgeschlossen (Nau berichtete).

Damit dürfte der Konzern bei uns weiter wachsen. Klein ist Amazon in der Schweiz schon lange nicht mehr: Mit einem Umsatz von 512 Millionen Franken ist Amazon bereits heute die Nummer drei, schätzt das Beratungsunternehmen Carpathia.

Mit der Schweiz-Offensive dürfte der US-Konzern auch den «Prime»-Dienst bei uns lancieren. Kunden kriegen damit Produkte ohne Versandkosten zugeschickt und Zugriff zum Video-Streaming-Dienst «Prime Video». Preis: umgerechnet 111 Franken pro Jahr. Ein Kampfpreis: Der Video-Streaming-Dienst Netflix verlangt mindestens 143 Franken.

Starke Kundenbindung

Um «Prime» hat Amazon ein Ökosystem aufgebaut: Mitglieder kriegen etwa Rabatt auf den Musik-Dienst «Music Unlimited». Spotify und Co. lohnen sich dann kaum noch. Und der kultige Dash-Button, mit dem man Artikel per Knopfdruck bestellen kann, funktioniert nur mit einem «Prime»-Abo. Wenig überraschend, entfaltet sich das volle Potential des intelligenten Lautsprecher «Echo» nur für «Prime»-Kunden.

Diese starke Kundenbindung zahlt sich aus. Der Konzern, der 1994 als elektronischer Buchhändler ans Netz ging, hat letztes Jahr dem Umsatz um 27 Prozent auf 136 Milliarden US-Dollar gesteigert. Zehn Jahre zuvor machte der Online-Händler noch 11 Milliarden Umsatz. Auch Firmengründer Jeff Bezos (53) profitiert. Er ist mit 94 Milliarden Dollar Vermögen neu der reichste Mann der Welt.

Kritik für Arbeitsbedingungen

Weniger rosig sind die Arbeitsbedingungen beim Online-Riesen. Streiks gibt es immer wieder, heute etwa in Deutschland und Italien. Auch der Umgang mit Leiharbeitern aus Polen sorgte vor ein paar Jahren für Aufsehen.

Kritik kommt auch aus den USA: In einem Bericht der «New York Times» bezeichneten Mitarbeiter Amazon als sektenartig. Der Konzern habe zudem ein Feedbacksystem, über das Angestellte einander beim Chef anschwärzen können. Die Konsequenz: «Fast jeder, mit dem ich bei Amazon gearbeitet habe, sah ich am Schreibtisch weinen», sagt ein Ex-Mitarbeiter im Bericht. Bezos kritisierte den Artikel heftig.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Online-Händler Amazon bindet Kunden stark an sich.
  • Die Arbeitsbedingungen stehen seit Jahren in der Kritik.
Amazon
Die Arbeitsbedinungen bei Amazon stehen immer wieder in der Kritik. - Keystone

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