Startup: Ein Jurist wirbelt die Hörgeräte-Branche auf
Das Startup MIGELINO verändert mit dem Geschäftsmodell die Spielregeln der Hörgeräte-Branche. Dies schlägt so hohe Wellen, dass sogar «Kassensturz» berichtet.
Das Wichtigste in Kürze
- MIGELINO setzt den Hörgeräte-Markt mit fairen Preisen unter Druck.
- Der Markteintritt brachte das Thema der Hörgeräte-Preise bei Kassensturz auf den Radar.
- WEKO ermittelte wegen Wettbewerbsbeschränkung zum Schutz MIGELINOs.
MIGELINO, ein Startup im Hörgerätebereich, sorgt derzeit für mächtig Aufsehen. Das Unternehmen bietet Premium-Hörgeräte der bekanntesten Marken zu deutlich günstigeren Preisen als die Konkurrenz an.
Im vergangenen Jahr wurde man mit rechtlichen Drohungen und Lieferungstopps konfrontiert. Daraufhin leitete die Wettbewerbskommission (WEKO) eine Untersuchung zum Schutze MIGELINOs ein. Doch wie kam es dazu?
Neues Konzept für neue Zeiten
Gründer und CEO Manuel Jungen hat mit dem Startup MIGELINO ein neuartiges Geschäftskonzept entwickelt. Es ermöglicht den gesamten Prozess des Hörgerätekaufs – inklusive Beratung, Programmierung und Feineinstellung – bequem von zu Hause aus. Hohe Volumen, kleinere Margen und ein Online-Modell erlauben es, Hörgeräte 30 bis 50 Prozent günstiger als die traditionellen Ketten anzubieten.
Diese sind in ihrem Erfolg gefangen. Auch sie könnten theoretisch qualitativ hochwertige Hörgeräte inklusive Fernanpassungen zu günstigeren Preisen anbieten. Doch sie müssen teure Ladenmieten an zentralen Lagen in der Innenstadt finanzieren. Der Einstieg ins Online-Geschäft würde ihre bestehenden Geschäfte kannibalisieren und dieses Risiko wollen sie nicht eingehen.
Das Startup im Kampf gegen Hochpreisinsel Schweiz
Ein weiterer Erfolgsfaktor für das Startup MIGELINO sind Parallelimporte von Hörgeräten. Diese ermöglichen deutlich bessere Einkaufskondition für die exakt gleichen Produkte. Diese Einsparungen werden an die Kunden weitergegeben.
Einzelne Hersteller haben daher ihren Zwischenhändlern im Ausland die Zusammenarbeit mit MIGELINO untersagt oder drohten mit rechtlichen Schritten. Und dies mit Erfolg.
Es kam zu Lieferstopps und einem Abbruch der Geschäftsbeziehungen, worauf hin MIGELINO neue Lieferanten suchen musste. Dies führte dazu, dass die Wettbewerbskommission (WEKO) Untersuchungen gegen einzelne Hörgerätehersteller wegen Wettbewerbseinschränkungen einleitete.
Zuerst langsam, dann plötzlich…
Der Markteintritt von MIGELINO hat den Hörgeräte-Markt nachhaltig erschüttert. Auch der «Kassensturz» hat in der Sendung vom 4. April 2023 über die überrissenen Hörgerätepreise in Schweiz berichtet und dabei MIGELINO als Vorbild für eine faire Preispolitik porträtiert. Die etablierten Hörgeräteketten sind sich deshalb bewusst, dass die hohen Preise nicht ewig aufrechterhalten werden können.
MIGELINO hat es sich zur Aufgabe gemacht, potenziellen Hörgeräte-TrägerInnen die gute Nachricht zu verkünden: Auch die besten Markenhörgeräte bereits für CHF 3000-4000 pro Paar erhältlich sind. Der Kunde erhält dabei die gleiche Betreuung und professionelle Anpassungen wie bei traditionellen Geschäften. Aber das bequem von zu Hause aus – und spart dabei auch noch mehrere tausend Franken.
Das war für Gründer Manuel so überzeugend, dass er die Juristerei hinter sich liess und den Schritt ins Unternehmertum wagte. Heute steht MIGELINO für Transparenz, faire Preise und technologische Innovation in der Hörgerätebranche.