Sunrise-Übernahme durch UPC könnte Netzausbau auf dem Land bremsen
UPC übernimmt überraschend Sunrise. Grosse Auswirkungen auf den Markt dürfte dies aber nicht haben. Kunden auf dem Land hingegen droht nun langsames Internet.
Das Wichtigste in Kürze
- UPC übernimmt Sunrise für mehr als 6 Milliarden Franken.
- Für ländliche Regionen bedeutet dies vermehrt langsames Internet.
Nach langem hin und her folgt heute die grosse Überraschung: UPC schluckt Sunrise. Erst im vergangenen Jahr liess Sunrise-Grossaktionär Freenet die geplante Übernahme von UPC durch Sunrise platzen. Nun findet die Fusion doch statt – nur eben umgekehrt.
6,8 Milliarden Franken wirft die UPC-Besitzerin Liberty Global dafür auf. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Transaktion über die Bühne geht, scheint vonseiten der Banken aber sehr hoch. Freenet will sich nicht querstellen.
«Wir erwarten weder grössere regulatorische Bedenken noch erneute Skepsis der Sunrise-Aktionäre», heisst es bei der Zürcher Kantonalbank. Die Privatbank Julius Bär empfiehlt den Aktionären sogar explizit den Deal anzunehmen.
Swisscom verkraftet den grösseren Konkurrenten
Mit dem Zusammenschluss entsteht ein grösserer Konkurrent für Branchenprimus Swisscom. Ob im Mobilfunk, im Fernsehgeschäft oder beim Internet: UPC käme auf Marktanteile zwischen einem Viertel und einem Drittel.
Schwerwiegende Folgen dürfte es für den Marktführer trotzdem nicht geben, glaubt Telekom-Experte Ralf Beyeler: «Die Swisscom ist übermächtig und für viele Kunden ist es selbstverständlich, bei Swisscom zu bleiben.»
Vielmehr betroffen seien die Glasfasernetze von Stadtwerken. «Heute ist Sunrise der wichtigste Kunde dieser Stadtwerke», so Beyeler. «Bei einer Fusion dürfte UPC versuchen, die Kunden auf ihr eigenes Netz umzuschalten. Damit dürfte die von Sunrise genutzten Glasfaser-Anschlüsse abnehmen.»
UPC besitzt Quasi-Monopol für schnelles Internet
Auch ländliche Regionen dürften unter dem Zusammenschluss leiden. Der Grund: UPC hat an vielen Orten ein Quasi-Monopol für schnelles Internet. Der dafür benötigte Glasfaseranschluss ist aber nicht überall ausgebaut. «Wichtig ist deshalb, dass die Wettbewerbskommission die Kabelnetz-Infrastruktur für andere Anbieter freigibt, sodass kleinere Anbieter die Infrastruktur des Telekom-Unternehmens nutzen können», so Beyeler.
Aktuell läuft die Angebotsfrist für die Übernahme bis Oktober. Bis dahin will Sunrise weiterhin unabhängig operieren. Für die Kunden werde es in dieser Zeit keine Veränderungen geben, heisst es.