Treibt Airbnb die Mieten in Städten nach oben?
Das Wichtigste in Kürze
- Jede neue Airbnb-Wohnung lässt die Mieten in Berlin steigen.
- Laut dem Mieterverband ist Airbnb für höhere Mieten verantwortlich.
- Immobilien-Experten beobachten diesen Effekt in der Schweiz hingegen nicht.
Die Politik hat Airbnb seit Jahren im Visier. Kritiker erhalten diese Tage neue Munition. Eine Studie aus Deutschland zeigt auf, wie die Vermittlungsplattform die Mietpreise in die Höhe treibt.
Das Deutsche Wirtschaftsforschungsinstitut (DWI) hat dafür die Entwicklung in Berlin untersucht. Resultat: Durch jede zusätzliche Airbnb-Unterkunft steigt im direkten Umfeld der Preis von Angebotsmieten pro Quadratmeter um 13 Cent.
Preistreiber sind vor allem dauerhafte Airbnb-Angebote, welche dem Wohnungsmarkt dadurch entzogen werden. Der Effekt ist geringer, wenn auch Angebote berücksichtigt werden, die nur zeitweise verfügbar sind. Dann steigt der Preis um 10 Cent pro Quadratmeter.
Mieterverband sieht sich bestätigt
Auch in der Schweiz hat Airbnb viele Kritiker. Allen voran der Mieterverband. Generalsekretärin Natalie Imboden fühlt sich bestätigt: «Airbnb führt zu teureren Mieten. Diesen Effekt gibt es europäisch, aber auch in der Schweiz.»
Als Beispiele dafür nennt Imboden etwa die Städte Zürich, Luzern, aber etwa auch die Gemeinde Unterseen bei Interlaken. Bei letzterem Beispiel ist die Zahl der Zweitwohnungen zwischen 2014 und 2018 von 8 auf 18 Prozent gestiegen.
Viele dieser Zweitwohnungen werden für Airbnb genutzt, Preise für Wohnungen und Eigentum steigen. Einheimische ziehen weg. «Ich konnte mir die Miete schlichtweg nicht mehr leisten», erklärte vor zwei Jahren eine Betroffene gegenüber «SRF».
Regulierung im Kampf gegen Airbnb
Die Gemeinde im Berner Oberland hat gehandelt. Seit rund zwei Jahren gilt ein Verbot für den Bau von Zweitwohnungen. Auch die Umnutzung von Erst- in Zweitwohnungen ist nun verboten.
Wie sieht es schweizweit aus? Anders als in Deutschland ist die Datenlage hierzulande knapp.
Das Immobilien-Beratungsunternehmen Wüest Partner hat sich zuletzt vor fünf Jahren mit einer Studie dem Thema angenommen. Robert Weinert, Leiter Immo-Monitoring sagt heute: «Grundsätzlich sehen wir solche mietpreistreibenden Effekte in der Schweiz nicht.» Die Zahl der inserierten Objekte sei dafür zu klein.
Das zeigt auch ein Blick auf Airbnb selbst. In Berlin werden aktuell rund 25'000 Wohnung angeboten, in Zürich rund 500. Selbst wenn man berücksichtigt, dass die Limmatstadt rund zehnmal kleiner ist, sind die Dimensionen nicht vergleichbar.
Corona-Krise ändert Lage grundsätzlich
Sowieso hat sich die Lage während der Corona-Krise verändert, wie Weinert beobachtet. «Seit COVID-19 haben viele Besitzer der Airbnb-Wohnungen eher den Anreiz, sie wieder dauerhaft an ‹reguläre› Mieter zu vermieten». Dieser Effekt zeige sich vor allem in den Grossstädten.
Gut möglich, dass sich das mit der Aufhebung der Reisebeschränkungen wieder ändern wird. Der erfolgreiche Börsengang von Airbnb im Dezember zeigt jedenfalls klar: Investoren glauben weiterhin an das Geschäftsmodell der Vermittlungsplattform.