UBS-Ökonomen rechnen mit «weicher Landung» der Schweizer Wirtschaft
Die Erholung der Schweizer Wirtschaft wird etwas gebremst. Laut Ökonomen ist ein Abschlittern in eine Rezession jedoch nicht zu befürchten.
Das Wichtigste in Kürze
- Mehrere Faktoren bremsen die Erholung der Schweizer Wirtschaft.
- Laut Ökonomen besteht jedoch keine Gefahr einer Rezession.
- Dies vorausgesetzt, dass Russland weiterhin Gas liefert.
Die hohe Inflation, globale Lieferengpässe sowie die restriktivere Geldpolitik dürften die Erholung der Schweizer Wirtschaft von der Coronakrise etwas bremsen. Ein Abschlittern in eine Rezession ist laut den Ökonomen der Grossbank UBS nicht zu befürchten, zumindest solange Russland weiterhin Gas liefert. Der Schweizer Wirtschaft dürfte eine «weiche Landung» gelingen, schreibt die UBS am Mittwoch im «Outlook Schweiz».
Die unsichere Konjunkturlage sowie der Ausstieg der Schweizerischen Nationalbank (SNB) aus der expansiven Geldpolitik dürften also nicht zu einer Rezession führen. Rezessionsgefahr geht allerdings von den Energiemärkten aus.
Energieausgaben nur halb so hoch wie in EU
Kurzfristig könnte laut UBS ein Ausfall der Energielieferungen aus Russland den Konjunkturausblick stärker eintrüben. Denn ein umfassendes Embargo oder gar ein abrupter Stopp russischer Lieferungen hätten Gasrationierungen und stark steigende Energiepreise zur Folge, befürchtet UBS-Ökonom Alessandro Bee.
Immerhin belasten laut Bee höhere Energiepreise die Schweizer Wirtschaft weniger stark als das etwa in Europa der Fall ist. Und auch die Energieausgaben der hiesigen Haushalte seien im Vergleich zu den Gesamtausgaben nur halb so hoch wie in der EU. Das würde einen möglichen konjunkturellen Rückschlag hierzulande abdämpfen.
Derzeit rechnet Alessandro Bee nicht damit, dass Russland den Gashahn zudreht. Das Risiko dazu sei allerdings angestiegen, sagte er an einer Telefonkonferenz.
Angesichts des eingetrübten Konjunkturumfelds schraubt die UBS ihre Prognosen zum Bruttoinlandprodukt (BIP) in der Schweiz leicht herunter. Neu rechnen die Ökonomen der Grossbank im laufenden Jahr mit einem BIP-Wachstum von 2,4 Prozent nach bislang erwarteten 2,5 Prozent.
Im 2023 dürfte sich das Wachstum laut UBS auf 0,9 Prozent abschwächen. Hier war die Grossbank zuletzt von einem BIP-Anstieg von 1,5 Prozent ausgegangen. Diesen Annahmen liegt eine mehr oder weniger stabile Entwicklung der Energiepreise zugrunde.
Ökonomen erwarten 2022 Teuerung von 2,7 Prozent
Bezüglich Inflation gehen die Ökonomen für die Schweiz für 2022 von einer Teuerung von 2,7 Prozent und im kommenden Jahr von 1,5 Prozent aus. Die SNB habe früh und noch vor der Europäischen Zentralbank (EZB) damit begonnen, die Zinsen im Kampf gegen die Inflation anzuheben, sagte UBS-Chefökonom Daniel Kalt.
Kalt geht davon aus, dass die SNB diese entschlossene Geldpolitik fortsetzen und die Leitzinsen bis März 2023 auf 0,75 Prozent erhöhen wird. Mitte Juni hatte die SNB den Leitzins überraschend um 0,50 Prozentpunkte auf -0,25 Prozent angehoben.