UBS-Präsident Weber: Russland seit einiger Zeit kein Kernmarkt mehr
«Das Wachstum der UBS wird sich in den nächsten Jahren insbesondere auf die USA und Asien, dort vor allem auf China, konzentrieren», sagte der kommende Woche abtretende Verwaltungsratspräsident im Interview mit der NZZ (online am Freitag).
Die UBS setze die Sanktionen aller Länder um, in denen sie aktiv sei, versicherte Weber: «Also auch die amerikanischen, die britischen und die der EU.» Die Bank mache kein Neugeschäft mit Russland und mit in Russland ansässigen Kunden mehr, sie wickle aber bestehende Verträge noch ab.
«Die nicht sanktionierten Vermögensverwaltungskunden mit einem Vermögen von 100'000 Franken oder mehr unterliegen einer Meldepflicht», fuhr Weber fort. Insgesamt habe die UBS in Russland etwa 70 Mitarbeitende.
Vorwürfe, dass sich die Schweiz zu wenig am Auffinden sanktionierter Gelder beteilige, könne er nicht nachvollziehen, sagte der UBS-Präsident. Seit er vor zehn Jahren in die Schweiz gekommen sei, habe das Land die Art, wie sie mit internationalen Geldern umgehe, «komplett umgestellt» und den automatischen Informationsaustausch eingeführt. «Wir wissen, wer unsere Kunden sind, und haben alle Sanktionen konsequent umgesetzt.»
Schlussendlich helfe es auch dem Schweizer Finanzplatz, wenn er transparenter sei. Heute werde er international stärker geschätzt als unter dem alten Regime, zeigte sich Weber überzeugt. «Kunden haben ihre Gelder hier wegen der Sicherheit, Stabilität und Neutralität der Schweiz, wegen der starken Währung und der in der Vermögensverwaltung einmalig hohen Expertise.»
Vor zehn Jahren habe die UBS ihr Geschäftsmodell neu aufgestellt und auf die Vermögensverwaltung ausgerichtet. «Die UBS setzt seither auf Kapitalstärke und auf wenig kapitalintensives Geschäft», bilanzierte Weber. «Das stabile Geschäft in der Schweiz, in der weltweiten Vermögensverwaltung und im Asset Management erzielt einen Grossteil der Erträge der Bank.» Die Volatilität, welche die UBS über die Investmentbank treffe, gefährde die Gesamtperformance der Bank nicht wieder, betonte der Präsident.
Auch der Aufbau von Kapital durch die Bank in den vergangenen zehn Jahren sei wichtig gewesen. Mittlerweile zweifle niemand mehr an der Kapitalstärke und der Abwicklungsfähigkeit der Schweizer Banken. Man sollte jetzt nicht zu viel des Guten tun. Es geht nicht darum, dass ich eine konservative Vorratshaltung an Kapital und Liquidität nicht mehr gut fände, im Gegenteil: Das Ziel ist erreicht.
Bedeckt gab sich der 65-jährige Weber zu seinen Zukunftsplänen. Er werde keinerlei Funktion bei Organen der UBS behalten, betonte er. Die nächsten Monate werde er etwas privater angehen. «Ab Herbst überlege ich mir, was ich weiter tun will. Ich fühle mich noch zu jung, um mich ganz zur Ruhe zu setzen, aber ich werde wohl nicht wieder eine intensive Vollzeitbeschäftigung annehmen wie das UBS-Verwaltungsratspräsidium.»
Weber hat die statutarisch festgelegte Amtszeitbegrenzung von zehn Jahren im UBS-Verwaltungsrat erreicht und tritt an der UBS-Generalversammlung vom 6. April 2022 nicht mehr zur Wiederwahl an. Zu seinem Nachfolger vorgeschlagen ist der Ire Colm Kelleher, der bis 2019 bei der US-Investmentbank Morgan Stanley tätig war.