Verbraucherschützer fordern staatliche Hilfen für Condor
Das Wichtigste in Kürze
- Entscheidung über Kredit in kommenden Tagen erwartet.
Eine Entscheidung dazu soll nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) in den nächsten Tagen fallen. Die britische Regierung begann unterdessen mit der grössten Rückholaktion seit dem Zweiten Weltkrieg und brachte tausende gestrandete Urlauber nach Hause.
Die Bundesregierung solle Condor unterstützen, «schon aus Gründen der Gleichbehandlung», sagte Klaus Müller, Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv), den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Dienstag. Er verwies auf das Darlehen, das die Bundesregierung der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin gewährt hatte.
Bei Air Berlin sei die Erfahrung mit dem Kredit positiv gewesen, sagte Müller: Die letzte Rate sei gerade zurückgezahlt worden. Nach der Insolvenz der Fluggesellschaft im Sommer 2017 hatte die Bundesregierung dem Unternehmen einen Überbrückungskredit gewährt, um den Flugbetrieb zunächst noch aufrechtzuerhalten. Damals sassen zahlreiche Air-Berlin-Kunden an Flughäfen ausserhalb Deutschlands fest.
Der britische Reisekonzern Thomas Cook hatte in der Nacht zum Montag Insolvenz angemeldet und sein Geschäft eingestellt. Davon betroffen sind insgesamt rund 600.000 Menschen. Die deutsche Tochter Condor kündigte daraufhin an, den Betrieb aufrecht zu halten, beantragte aber einen Überbrückungskredit. Dieser wird derzeit aber noch geprüft. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums erwartet Altmaier eine Entscheidung dazu in den kommenden Tagen.
Das Land Hessen zeigte sich zur Hilfe bereit: «Wir haben ein bewährtes Verfahren in solchen Konstruktionen. Der Bund nimmt die Hälfte und die betroffenen Länder nehmen die andere Hälfte», sagte Landesfinanzminister Thomas Schäfer (CDU) im Hessischen Rundfunk. Sollte es auf die 200 Millionen Euro hinauslaufen, die zurzeit im Gespräch seien, dann würde Hessen 100 Millionen Euro übernehmen. Die Airline hat im hessischen Kelsterbach ihren Sitz.
Die deutsche Thomas Cook GmbH bekräftigte unterdessen, «alles in unser Macht Stehende» zu tun, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Sollten die Verhandlungen scheitern, sehe sich die Geschäftsführung aber gezwungen, für die Thomas Cook GmbH, Thomas Cook Touristik GmbH, die Bucher Reisen und Öger Tours GmbH und möglicherweise auch weitere Gesellschaften Insolvenzantrag zu stellen, warnte das Unternehmen.
In Grossbritannien lief derweil die Rückholaktion für die insgesamt 150.000 im Zuge der Pleite gestrandeten britischen Urlauber auf Hochtouren. Wie die Luftfahrtbehörde CAA am Dienstag mitteilte, wurden bereits am Montag 14.700 Urlauber zurück nach Grossbritannien geflogen, am Dienstag sollten bis zu 16.500 weitere hinzukommen. «Wir wollen, dass die Leute ihren Urlaub weiter geniessen können, also bringen wir sie am Tag ihrer ursprünglich geplanten Abreise zurück oder sehr bald danach», sagte CAA-Chef Richard Moriarty.