Wegen Korruption: Waadtländer Firma muss 81 Millionen Franken zahlen
Die Sicherheitsfarbenfirma Sicpa ist wegen Korruption verurteilt worden. Sie soll in Südamerika an der Zahlung von Bestechungsgeldern beteiligt gewesen sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Sicherheitsfarbenfirma Sicpa muss wegen Korruption eine Millionenstrafe zahlen.
- Das Unternehmen soll in Südamerika an Bestechungszahlungen beteiligt gewesen sein.
Die Waadtländer Sicherheitsfarbenfirma Sicpa ist wegen Korruption zu Zahlungen von insgesamt 81 Millionen Franken verurteilt worden. Gegen einen ehemaligen Verkaufsleiter des Unternehmens wurde eine bedingte Freiheitsstrafe von 170 Tagen verhängt.
Laut Bundesanwaltschaft haben die Sicpa und der verurteilte Ex-Mitarbeiter erklärt, auf eine Einsprache gegen die Strafbefehle zu verzichten. Damit sind diese rechtskräftig.
Ermittlungen wegen Zahlung von Bestechungsgeldern in drei Ländern
Die Bundesanwaltschaft hatte 2015 nach einem Rechtshilfeersuchen ein Verfahren wegen Korruption gegen das auf Sicherheitsdruck spezialisierte Unternehmen eingeleitet. Im 2021 wurde dieses auf den Firmenchef ausgeweitet. Das Verfahren gegen den CEO und Hauptaktionär der Sicpa wurde eingestellt. Die Bundesanwaltschaft verpflichtete ihn jedoch zur Übernahme eines Teils der Verfahrenskosten und sprach ihm keine Entschädigung zu.
Die Ermittlungen bezogen sich laut Bundesanwaltschaft auf die Zahlung von Bestechungsgeldern in verschiedenen Ländern, darunter Brasilien, Venezuela und Kolumbien. Das Unternehmen habe nicht alle erforderlichen und zumutbaren organisatorischen Vorkehren getroffen, um Bestechungszahlungen an fremde Amtsträger zu verhindern. Deshalb sei es «strafrechtlich verantwortlich».
Ex-Verkaufsleiter wegen Korruption in Südamerika verurteilt
Die Bundesanwaltschaft verurteilte das Unternehmen zu einer Busse von einer Million Franken und einer Ersatzforderung von 80 Millionen Franken. Die Strafe beziehe sich auf «festgestellte organisatorische Mängel» in den Jahren 2008 bis 2015. Insbesondere bei den Grundsätzen der Unternehmensführung, beim Risikomanagement und bei der Regeltreue seien Schwachstellen eruiert worden.
Der ehemalige Sicpa-Verkaufsleiter habe zwischen 2009 und 2011 in Kolumbien und Venezuela an hochrangige Amtsträger Bestechungszahlungen geleistet. Der Verdacht der Veruntreuung und der Geldwäscherei habe indes nicht erhärtet werden können.
Beschuldigte in Brasilien freigesprochen
Die Verantwortlichkeit des Unternehmens bedeutet laut Bundesanwaltschaft nicht, dass es diese von Ex-Mitarbeitenden oder Beratern begangenen Anlasstaten selbst begangen hat. Seither habe die Firma «diese organisatorische Unzulänglichkeit» freiwillig und vollumfänglich behoben.
Die Sicpa nimmt die Verurteilung der Bundesanwaltschaft zur Kenntnis, wie das Unternehmen in einer Stellungnahme schrieb. Gleichzeitig bestreite sie die Grundlage der Verurteilung wegen Korruption. In den Ländern, in denen die Verstösse angeblich begangen wurden, gebe es keine strafrechtlichen Sanktionen.
Im Sommer 2021 hatte die Sicpa eine «Kronzeugenvereinbarung» in Brasilien unterzeichnet. Diese sah die Zahlung von 762,7 Millionen brasilianischen Real (135,5 Millionen Franken) an Bussen und Rückerstattungen vor. Die Sicpa betont, dass die Beschuldigten in Brasilien im Juni 2022 freigesprochen worden seien.
«Vertrauen steht im Zentrum»
In den beiden anderen Ländern wurde die Sicpa gemäss eigenen Angaben nie wegen Korruption verfolgt oder über eine Straftat informiert. Der freigesprochene Sicpa-CEO Philippe Amon liess sich zitieren, dass Gesetzestreue und Integrität im Geschäftsleben nicht optional seien. «Sie sind entscheidend für die Schaffung von Vertrauen, das im Mittelpunkt unserer Geschäftstätigkeit steht.»
Die Firma bietet Tinten für den Druck von Währungen und sicherheitsrelevante Dokumente an. Es verfügt über Niederlassungen und Produktionsstätten in weltweit rund dreissig Ländern.