Für PZM-Direktor ist Untersuchung belastend und gut zugleich

Der Direktor des Psychiatriezentrums Münsingen (PZM), Ivo Spicher, bezeichnet die vom Kanton Bern eingeleitete Untersuchung gegen seinen Betrieb als belastend.

PZM Psychiatriezentrum Münsingen
Hauptgebäude und Eingang des Psychiatriezentrums Münsingen (PZM). - Nau.ch / Ueli Hiltpold

Belastend sei die Mitte Mai 2022 eingeleitete Untersuchung, weil sich die Angestellten hinterfragten. «Sie (. . .) sind verunsichert, ob sie das Richtige tun. Deshalb sind wir sehr froh, wenn die Untersuchungen dann abgeschlossen sind», sagt der 59-jährige PZM-Direktor.

Die bernische Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion beauftragte einen Fachmann aus dem Kanton St. Gallen mit der Untersuchung der Vorwürfe. Er soll prüfen, ob in Münsingen wegen Personalmangels häufiger freiheitsbeschränkende Massnahmen wie Isolation oder Fixierung angewendet wurden.

Ein weiterer Teil der Untersuchungen betrifft die ehemalige Beschäftigung von drei Personen aus dem Umfeld der umstrittenen Lebens- und Therapiegemeinschaft «Kirschblüten» im PZM. Alle drei sind nicht mehr in Münsingen tätig.

Institution verfolge eine diskriminierungsfreie Anstellungspraxis

Nach dem Bekanntwerden der umstrittenen Anstellungen distanzierte sich das PZM ausdrücklich von den wissenschaftlich nicht evidenzbasierten Therapieansätzen der «Kirschblütler» und leitete eigene Untersuchungen dazu ein. Die Institution verfolge jedoch eine diskriminierungsfreie Anstellungspraxis, betonte sie auch.

Dazu sagt Spicher im Interview, der Chef der Klinik für Depression und Angst habe von Anfang an informiert, dass er eine Beziehung zu einer der «Kirschblütlerinnen» führe. Er habe aber auch klar deklariert, dass er sich von den Therapien distanziere, welche allenfalls bei den Kirschblütlern zur Anwendung kämen, und er nicht der Gemeinschaft angehöre.

Das PZM habe keinen Anhaltspunkt dafür, dass diese Angaben nicht stimmten. Ohnehin seien die Themen, welche untersucht würden, viel zu komplex, um sie mit einer einzigen Person in Verbindung zu bringen. Bis die Untersuchung abgeschlossen sei, habe sich der Klinikdirektor in gegenseitigem Einvernehmen zurückgezogen.

Seit März hat das PZM Qualitätssicherungsmassnahmen ergriffen. So hat es die Diagnostik und Therapie von Traumapatienten vertieft analysiert und beschlossen, dass nur noch der Chefarzt die Diagnose dissoziative Persönlichkeitsstörung stellt. Bisher waren dazu auch Fachärzte befugt.

«Stress ins System»

Das PZM will auch Diskussionen über die Unternehmenskultur führen und analysieren, ob es neue Plattformen braucht, damit sich Angestellte intern noch besser Gehör schaffen können.

Spicher betont, 765 der im vergangenen Jahr verzeichneten 3100 stationären Eintritte seien Zwangseinweisungen gewesen. «Eine unglaublich hohe Anzahl Patientinnen und Patienten wurde also gegen den eigenen Willen zu uns gebracht.» Im Vorjahr waren es sogar 940. Diese Zwangseinweisungen brächten «Stress ins System».

Anhaltspunkte, dass wegen Personalmangels vorsorglich Zwangsmassnahmen ergriffen worden seien, gebe es aber nicht. Zwangsmassnahmen zu ergreifen, sei auch sehr personalintensiv. «Es funktioniert nicht so, dass Patienten fixiert werden und dann ist Ruhe.»

Trotz Personalmangels und Bettenabbaus seien bisher am PZM weder Patienten nach Hause geschickt noch welche abgewiesen worden. Ende Mai wurde bekannt, dass das PZM auf Anfang Juni auf zwei Akutstationen der Klinik für Depression und Angst die Bettenzahl vorübergehend reduzieren muss.

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