Mitte Basel: «Swiss Indoors generieren unschätzbare Aufmerksamkeit»
Die Swiss Indoors AG erhält von Basel-Stadt künftig 540'000 Franken fürs Marketing. Mitte Grossrätin Andrea Strahm im Gespräch darüber, warum sich das lohnt.
Das Wichtigste in Kürze
- Basel-Stadt verdoppelt sein Marketingbudget am Swiss Indoors auf 540'000 Franken im Jahr.
- Damit wollte die Politik verhindern, dass das Tennisturnier aus Basel abwandern könnte.
- Für Grossrätin Andrea Strahm (Mitte) generiere das Turnier «unschätzbare Aufmerksamkeit».
Der Grosse Rat von Basel-Stadt verdoppelt sein Marketingbudget für das Tennisturnier Swiss Indoors von 270'000 auf 540'000 Franken pro Jahr. 2,16 Millionen Franken wird der Kanton über die nächsten vier Jahre für den Schriftzug «Basel» ausgeben. Der Entscheid fiel mit 80 Ja- zu sechs Neinstimmen deutlich aus.
Grund für die Erhöhung ist gemäss Regierungsrat der Ausstieg des Kantons Basel-Landschaft. Dieser hatte bis 2016 die Hälfte der Marketingkosten mitgetragen. Um eine mögliche Abwanderung des Turniers zu verhindern, hat der Stadtkanton sich zur Übernahme der vollen Marketingkosten entschieden.
Das Geld geht an die Swiss Indoors AG mit Sitz im Kanton Baselland. Die Wirtschafts- und Abgabekommission (WAK) hatte diskutiert, ob man den Konzern zum Umzug nach Basel-Stadt verpflichten soll. Weiter hatte es Überlegungen zu Nachhaltigkeitszielen für die Turnierveranstalter gegeben. Schlussendlich verzichtete die WAK auf derlei Forderungen.
Nau.ch hat im Nachgang der Abstimmung mit Grossrätin und Präsidentin der Mitte/EVP-Fraktion Andrea Strahm gesprochen. Sie steht hinter den 2,16 Millionen Franken und sagt: «Die Swiss Indoors generieren für Basel eine unschätzbare Aufmerksamkeit.»
Nau.ch: Für zwei «Basel»-Schriftzüge zahlt Basel-Stadt künftig 540'000 Franken ans Swiss Indoors. Ist das nicht unglaublich viel Geld für zehn Buchstaben?
Andrea Strahm: Es ist der Preis für ein derart prominentes Marketing, die Anzahl Buchstaben ist völlig egal. Wäre es das Louis-Vuitton-Logo, wären es nur zwei mal zwei Buchstaben.
Der Markt bestimmt die Preise, eine Frage von Angebot und Nachfrage. Hier ist zu bedenken, dass absolut jeder Zuschauer den Namen, die Marke, «Basel» während der ganzen Spielzeit sehen wird, denn er schaut ja auf das Spielfeld. Die Seitenbandenwerbung, auch die bewegliche, wird niemals so konstant angeschaut, wie der Center Court.
Nau.ch: Ist das Swiss Indoors für Basel wirklich so viel wert?
Andrea Strahm: Die Swiss Indoors generieren für Basel eine unschätzbare Aufmerksamkeit. Aufgrund der grossen TV-Präsenz des Turniers in über 150 Ländern können mit dieser Werbefläche 20 Millionen TV-Zuschauerinnen und -Zuschauer erreicht werden.
Aus den Erläuterungen ging auch hervor, dass die Kosten für kommerzielle Werbung in diesem Umfang und bei dieser Reichweite rund 30 Millionen Franken betragen würden. Der Bekanntheitsgrad der Stadt bringt ihr Tourismus, Gäste, und somit höhere Umsatzzahlen in allen Bereichen, von Handel bis zu Kultur.
Nau.ch: Laut Regierungsrat hätte das Turnier bei ausbleibender Erhöhung aus Basel verschwinden können. Würde das Swiss Indoors tatsächlich deswegen den Standort wechseln würde?
Andrea Strahm: Ich persönlich gehe nicht direkt davon aus. Indirekt in der Gesamtbetrachtung hingegen schon: Dann nämlich, wenn ein neuer Austragungsort den Swiss Indoors eine bessere Ausgangslage bescheren würde. Dazu gehören viele Aspekte, nicht nur diese Werbung: Infrastruktur der Halle, Erreichbarkeit, Auflagen, Gebühren, und somit letztlich die Kosten insgesamt. Dazu gehören natürlich auch die Werbeeinnahmen.
Nau.ch: Ein Firmenumzug und Nachhaltigkeitsziele standen im Raum. Nun muss der Konzern derlei Schritte nicht einmal prüfen. Kann die Politik die Firma so zum Umdenken bewegen?
Andrea Strahm: Ob es genügt, wird sich zeigen. Die Swiss Indoors sind eine private, kommerzielle Veranstaltung. Dabei spielt die Emotionalität der «Klientel» sicher auch eine Rolle, der Standort Basel. Aber nicht nur.
Rechnet sich der Anlass nicht mehr, geht er woanders hin. Zu den Mehrkosten gehören Auflagen und Bedingungen aller Art, etwa der Firmenumzug – was bedeutet dies für Swiss Indoors in Sachen Steuerlast? – Nachhaltigkeit und andere Umstände, die die Durchführung des Anlasses belasten.
Es war also richtig, hier nachzugeben. Ob eine Domiziländerung gelingt, hängt wohl ausschliesslich davon ab, ob steuerliche Vorteile angeboten werden. Aber auch ein Domizil in Basel hindert die Swiss Indoors nicht daran, den Anlass woanders oder gar nicht mehr durchzuführen.
Zur Person
Andrea Strahm ist Präsident der Mitte/EVP-Fraktion im Grossen Rat Basels. Die Mitte-Politikerin ist Mitglied der Geschäftsprüfungskommission (GPK), der Petitionskommission (PetKo) und der Disziplinarkommission (DisKo).