Museum Langmatt: Rose Wylies 1. Einzelausstellung in der Schweiz
Rose Wylies erste Einzelausstellung in der Schweiz kann am kommenden Dienstag, 2. März, im Museum Langmatt eröffnen.
![](https://c.nau.ch/i/PBwdo/900/rose-wylie-in-ihrem-atelier.jpg)
Mit ihren 87 Jahren malt Rose Wylie frei und unbeschwert wie ein Kind. Und doch steckt in den riesenhaften Bildern die ganze Zerbrechlichkeit eines Künstlerinnenlebens zwischen jahrzehntelanger Duldsamkeit und einem sehr späten, unerwarteten Erfolg.
Rose Wylie (*1934 in Kent, lebt dort) gilt als eine der bedeutendsten britischen Künstlerinnen der Gegenwart, obwohl sie den internationalen Durchbruch erst im hohen Alter erreichte, unter anderem mit vielbeachteten Ausstellungen in der Tate Britain 2013 und in der Serpentine Gallery 2017. Das Museum Langmatt zeigt ihre erste Einzelausstellung in der Schweiz.
Einmal mehr ist hier eine bemerkenswerte Malerin zu entdecken, die unbeirrt und mutig ihren künstlerischen Weg verfolgt.
Zwischen surrealem Pop, Comic und wildem Punk
Rose Wylies Bilder oszillieren zwischen surrealem Pop, Comic und wildem Punk. Aus einem breiten Repertoire von Motiven aus Zeitungen, Filmen, Werbung und Alltagsleben destilliert sie prägnante Szenen, die humorvoll und kritisch das aktuelle Zeitgeschehen kommentieren.
In comicartiger Verdichtung lässt sie eine berührende Naivität und Kindlichkeit aufleben, wie sie in der westlichen Kunst nur selten auftritt. Zentral in ihren Bildern sind Gender- und Rollenfragen, die sie das Leben lang begleiteten und zeitweise bedrückten.
«Erfolglosigkeit gibt dir Freiheit. […] Du kannst tun, was du willst»
Während sich ihr Ehemann Roy Oxlade (1929–2014) seinem Künstlerberuf widmete, stellte Rose Wylie ihre künstlerische Arbeit zurück, um die drei Kinder zu erziehen. Es ist bewundernswert, dass die Künstlerin trotz aller Widrigkeiten und jahrzehntelang ohne öffentliche Beachtung an ihrer Malerei festhielt und bis heute frei von den Einflüssen des Kunstbetriebs ihre persönliche Sprache entwickelt.
Trotz des grossen Erfolgs lebt Rose Wylie immer noch wie früher äusserst bescheiden in einem alten Handwerkerhäuschen auf dem Land in der Grafschaft Kent. «Erfolglosigkeit gibt dir Freiheit. […] Du kannst tun, was du willst.», sagte sie einmal (Monopol, 1/2016).
Gesellschaftliche Korsett der Konventionen der 1950er- bis 1970er-Jahre
In ihren Bildern und Zeichnungen legt sie das enge gesellschaftliche Korsett der Konventionen der 1950er- bis 1970er-Jahre leichtfüssig ab und transformiert es fabulierend in eine flirrende, meta-phorische Bildwelt. Allerdings schnappt die scheinbare Harmlosigkeit der Werke immer wieder wie eine Falle unerwartet zu.
Die mit einfachen Strichen gezeichneten Frauen in den Bildern sind riesenhaft grosse, stolze und starke Persönlichkeiten. Und doch ist ihnen ihre Fragilität deutlich anzusehen.
Bilder erzählen von Leben und Tod, Liebe und Verlust, ...
Die Bilder zeigen eindrucksvoll, wie unbeschwert und gleichzeitig tiefgründig Malerei heute sein kann – trotz oder vielleicht gerade wegen der zahlreichen stilistischen Revolutionen des 20. Jahrhunderts.
Langmatt-Direktor Markus Stegmann fasst zusammen: «Lustvoll und energetisch erzählen die Bilder von Leben und Tod, Liebe und Verlust, Freude und Trauer, Zwang und Freiheit. Und plötzlich verlassen diese grossen existenziellen Themen, die zugleich traditionsreiche Themen der Kunstgeschichte sind, ihren Sockel und begegnen uns überraschend auf Augenhöhe.»