Die SBB betrachten die Reservationspflicht für den Transport von Velos in Intercity-Zügen als erfolgreich. Der Verkehrsclub der Schweiz (VCS) sieht das anders.
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Die Anzahl der Veloplätze in Zügen ist laut dem Verkehrsclub der Schweiz weiterhin zu gering. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit drei Jahren gilt die Reservationspflicht für den Velo-Transport in Intercity-Zügen.
  • Die SBB zieht eine positive Bilanz.
  • Der Verkehrsclub der Schweiz beklagt weiterhin den Mangel an Veloplätzen in Zügen.
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Die SBB ziehen drei Jahre nach der Einführung der Reservationspflicht für den Transport von Velos in Intercity-Zügen eine positive Bilanz. Für den Verkehrsclub der Schweiz hat diese Massnahme jedoch das grundlegende Problem des generellen Mangels an Veloplätzen in Zügen nicht gelöst.

Die obligatorische Reservation erlaube es den Kundinnen und Kunden, ihre Reise besser zu planen, da ihr Veloplatz garantiert sei, schrieben die SBB auf Anfrage der Nachrichtenagentur «Keystone-SDA». Ausserdem würden die Velos so auf die verschiedenen Züge und auf die verfügbaren Plätze in den Zügen verteilt. Die Massnahme trage auch zur Sicherheit bei, indem die Fluchtwege freigehalten würden.

Die Reservationspflicht war eine Reaktion auf die explodierende Zahl an Velos in den Zügen. Diese hatte die SBB im Jahr 2020, dem Jahr nach der Corona-Pandemie, verzeichnet. 14 Organisationen, die die Interessen der Velofahrer vertreten, darunter der Verkehrsclub der Schweiz (VCS) und Pro Velo, hatten die Reservationspflicht bekämpft. Und im September 2021 eine Petition dagegen eingereicht.

Preisfrage ein «echtes Problem»

Heute zieht der Präsident des VCS Waadt, David Raedler, eine «gemischte» Bilanz. «Das System hat sich eingespielt und funktioniert relativ gut», sagt er. Er sieht den Vorteil der besseren Verteilung auf die Züge. Die Preisfrage stellt seiner Meinung nach dennoch ein «echtes Problem» dar – jede Reservierung koste zwei Franken, die zum Preis des Velotickets hinzukämen.

Der Grünen-Politiker im Grossen Rat bedauert, dass die Massnahme «eine zusätzliche Schwierigkeitsstufe» für den Transport von Velos in den Zügen schaffe. Dies könnte dazu führen, dass jemand eher das Auto nehme. Der VCS verfügt jedoch über keine Zahlen zu dieser Art von Verkehrsverlagerung.

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Das System der Velo-Mitnahme in Zügen sorgt weiterhin für Diskussionen. (Symbolbild) - Keystone

Die SBB weisen darauf hin, dass der Preis für Veloreservierungen von fünf auf zwei Franken gesenkt wurde. Und dass in RegioExpress, Interregio und Regionalzügen, also der Mehrheit der Züge, keine Reservationspflicht bestehe. Sie erinnern daran, dass die Reservationspflicht in den Intercitys auf der Jurasüdfusslinie bereits seit über 15 Jahren in Kraft ist.

Fehlender Platz für Velos in Zügen

Raedler wirft den SBB vor, das obligatorische Reservationssystem für eine Art Minimalismus zu nutzen. Es werde nicht versucht, noch mehr für die Velotransporte zu unternehmen. Denn seiner Meinung nach ist die grundlegende Frage nicht die der Reservationen.

Sondern vielmehr die Tatsache, dass es nicht genügend Kapazitäten für den Velotransport in den Zügen gibt. Der VCS fordert, die Veloplätze zu erhöhen, ohne jedoch die Anzahl der Plätze für die anderen Reisenden zu verringern.

Der Anwalt schlägt zwei Lösungen vor: Die erste besteht darin, nach dem Vorbild der Rhätischen Bahn einen Waggon für Velos zu reservieren. Zudem sollten die Möglichkeiten, Velos am Zielort zu mieten, verbessert werden. «Es gibt bereits ein gewisses Angebot, aber es könnte noch ausgebaut werden, und die Preise sind relativ teuer», sagt er.

Mobilität der Zukunft: Kombination von Zug und Velo

Für Raedler geht es um die Mobilität der Zukunft: «Die Kombination von Zug und Fahrrad ist der Schlüssel zum vollständigen Ersatz des Autos. Wir sehen hier das grösste Potenzial für eine Verlagerung des Verkehrs. Die SBB und die öffentliche Hand müssen dies umsetzen», fordert er.

Die SBB ihrerseits geben an, «die Bedürfnisse ihrer Kunden sehr ernst zu nehmen. Nicht nur die der Radfahrer, sondern auch die der Familien, der Pendler oder der Rentner». Sie wiesen darauf hin, dass auf mindestens zwei Sitzplätze verzichtet werden muss, um einen Veloplatz zu schaffen.

Bist du viel mit dem Velo unterwegs?

Die Erhöhung der Anzahl der Veloplätze sei zwar eines der «Ziele» der SBB, aber diese Entwicklung braucht Zeit, da das Rollmaterial geändert werden müsse. Das Unternehmen hat angekündigt, in den nächsten Jahren etwa 530 zusätzliche Plätze zu schaffen.

Im Jahr 2023 wurden laut offiziellen Zahlen über eine Million Fahrkarten und Velotageskarten für Reisen in der Schweiz verkauft, während über 14'000 Menschen einen Velopass (Jahresabonnement) besassen. Die SBB schufen im selben Jahr zudem rund 2000 neue Veloabstellplätze an den Bahnhöfen.

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