Nachtbaustelle raubt Hunderten Anwohnern in Rapperswil den Schlaf
Fünf Monate lang wird nachts in Rapperswil eine Strasse saniert. Anwohner stört der Lärm. Der Auftraggeber, Kanton St. Gallen, sieht keine andere Möglichkeit.
«Sogar am Sonntag wurde ich die ganze Nacht von den Strassenarbeiten wachgehalten», erzählt Hans Peter Rathgeb, dessen Wohnung direkt an die Neue Jonastrasse in Rapperswil grenzt.
Der frühere lokale SVP-Präsident wurde am 8. März von Nachtarbeiten direkt neben seinem Schlafzimmer überrascht. Ein Informationsschreiben hat er zuvor nie erhalten. «Die Baustelle war plötzlich da und seitdem wird beinahe jede Nacht der Strassenbelag aufgebohrt – ein Riesenlärm», beschwert sich Anwohner Rathgeb und findet: «Die Nachtarbeit kann ich noch verstehen, aber nicht an einem Sonntagabend.»
Entscheid bereits 2020
Auf Nachfrage von Nau.ch beim Bauchef der Stadt Rapperswil-Jona, Christian Leutenegger, wird klar, dass für die Baustelle der Kanton St. Gallen verantwortlich ist. Leutenegger sagt: «Die Projektierung der Kantonsbaustelle erfolgte bereits im Sommer 2020.» Damals war noch Thomas Furrer Bauchef der Stadt Rapperswil-Jona. Das Zepter führt aber der Kanton, genauer gesagt das Tiefbauamt.
Beim Kanton ist man auch zuständig für die frühzeitige Information der Anwohner, so der Rappi-Bauchef. Dass dort etwas nicht ganz funktionierte, zeigen diverse Anrufe von Anwohnern beim Bauamt der Stadt. Anscheinend haben nur Anwohner mit einer Haustüre auf die Neue Jonastrasse gerichtet, vorab ein Informationsschreiben erhalten. Wessen Haus an die Strasse grenzt, aber keine Haustür darauf gerichtet hat – wie Hans Peter Rathgeb – wurde nicht informiert.
Christian Leutenegger hat sich nun zum Ziel gemacht, für kommende Baustellen noch besser in Absprache mit dem Kanton zu stehen. Denn: «Nachtarbeiten findet niemand toll», so der Bauchef.
Tagesbaustelle bedeutet Verkehrschaos
Beim Kanton St. Gallen zuständig für die Baustelle ist Ueli Steingruber vom Tiefbauamt. Er sagt: «Für die Fachleute beim Tiefbauamt war klar, dass die Bauarbeiten nur in der Nacht stattfinden können. Auch für die Kantonspolizei kam für diese Baustelle einzig Nachtarbeit infrage.» Aus Sicherheitsgründen könne die Strasse ausschliesslich mit einer Totalsperrung saniert werden.
«Zudem würde der Verkehr in Rapperswil bei einer Tagesbaustelle komplett zum Erliegen kommen», erklärt Steingruber. Niemand beim Kanton sieht eine andere Möglichkeit, als die Neue Jonastrasse nachts zu sanieren.
Angesprochen auf die Anwohner, die kein Informationsschreiben erhalten haben, meint Steingruber: «Die Baustelle wurde via Medieninformationen und Informationstafeln vor Ort frühzeitig kommuniziert. Auch die direkten Anwohner wurden per Infoflyer informiert.»
Dieser Kreis wurde beim neusten Schreiben aber nochmals ausgedehnt, um noch mehr betroffene Anwohner zu erreichen. «Insgesamt wurden dieses Mal 700 Flyer verteilt», so Steingruber.
An der Neuen Jonastrasse in Rapperswil wird noch bis im August nachts gearbeitet. Danach können sich die Anwohner endlich wieder auf ihren wohlverdienten, ruhigen Schlaf freuen.