In Bezug auf die Preisstrategie müssen wir in der Politik und als Gesellschaft die richtigen Akzente und Anreize zugunsten des Klimas setzen. Ein Gastbeitrag.
Andrea de Meuron
Andrea de Meuron ist Berner Grossrätin. - zVg
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Politik muss im Bezug auf die Zug-Nutzung und die Mobilität richtige Anreize setzen.
  • Von smarten, umweltbewussten Lösungen profitiert auch die Bevölkerung.
  • Ein Gastbeitrag von Andrea de Meuron, Grünen-Grossrätin im Kanton Bern.

Gerade kehre ich aus den Ferien zurück. Im Zug lässt es sich wunderbar lesen, zum Beispiel auch die Nachrichten in der Tagespresse.

Ein Bericht über die Billigfliegerei und eine Aussage des CEO von Easy Jet regt mich zum Nachdenken und zum Schreiben dieses Beitrages an. Der CEO soll gesagt haben, dass die Ära des preislich attraktiven Fliegens sicher nicht zu Ende gehe.

Das ist also scheinbar immer noch die Realität: Obwohl es klimaschädlich ist, wollen wir das Fliegen so günstig wie möglich gestalten. Sich klimagerecht zu verhalten, ist oft anstrengender, teurer und komplizierter – immer noch ein Luxus sozusagen.

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Easyjet-Flugzeuge am Flughafen in Lissabon - AFP/Archiv

Das denken vielleicht auch diejenigen, die fast schon etwas Mitleid mit mir haben, wenn ich erzähle, dass ich mit dem Zug nach Rom gefahren bin. Dabei ist es umgekehrt: Der Zug ist einfacher und erholsamer als jedes andere Transportmittel. In Bezug auf die Preisstrategie müssen wir jetzt in der Politik und als Gesellschaft die richtigen Akzente und Anreize setzen.

Ich unterstütze Initiativen wie den Ausbau des Nachtzug-Angebots und die verbesserte Synchronisation der Fahrpläne, damit das Reisen mit dem Zug in Europa wieder der Standard wird.

Politik muss richtige Anreize setzen

Der nächste Artikel in der Zeitung führt mich an den Thunersee. Es geht um den Stau am rechten Thunersee-Ufer, der sich am Wochenende und zu den Abendspitzenstunden bilden kann.

Anwohnende berichten über den Ausweichverkehr in die Wohnquartiere. Den Stau gab es schon immer, das scheinen viele vergessen zu haben. Neu ist, dass Google bei Stau die freizeitsuchenden Menschen auf die Quartierstrassen lotst. Im Artikel steht weiter, dass nun Tunnelvarianten geprüft werden sollen, um den Stau zu reduzieren.

Auch hier frage ich mich: Reichen die alten Rezepte wirklich aus, wollen wir nicht anfangen zu lernen?

Denn es ist allen klar: Eine verbesserte Infrastruktur schafft Wachstum: Noch mehr Verkehr, noch mehr Kosten, noch weniger Klimaschutz, und die nächsten Staus werden nicht auf sich warten lassen. Es ist jetzt an der Politik, die richtigen Anreize zu setzen. Anreize, die zu einem Verhalten führen, das für den Menschen und unsere Lebensgrundlage gut ist.

Welches Verkehrsmittel bevorzugen Sie?

Eigentlich ist Google gar nicht auf einem Holzweg. Mit modernen digitalen Leitsystemen können wir unser grosses Bedürfnis nach Mobilität viel schlauer – «smarter» – befriedigen und organisieren. Nur schon eine Reduktion des Verkehrs um 10 % in den Spitzenzeiten zaubert den Stau weg.

Bevölkerung wird von neuen Ideen profitieren

Wie bringen wir diese Reduktion so hin, dass zum Beispiel Gewerbler, die auf die Strasse müssen, oder der öffentliche Verkehr nicht zu leiden haben?

Ich denke an eine Stärkung der «Mobility on demand»-Systeme, an Sharing-Modelle, die auch für Touristen attraktiv sind, an sichere Veloverbindungen und -netze, an Apps, die uns helfen, unsere Mobilität schlau zu organisieren. Ticketsysteme, die jetzt die Urner Regierung zum Abbau des Gotthard-Staus einführen wollen, sind sicher der letzte denkbare Schritt.

mobility
Mobility hat den Betrieb in der Gemeinde eingestellt. - mobility

Wir sollten vorher noch weitere schlaue Ideen entwickeln. Ich kenne zahlreiche Unternehmen und Forschungsinstitute, die an solchen smarten Lösungen arbeiten und arbeiten wollen. Sie werden die Zukunft gestalten. Davon wird die Bevölkerung profitieren, die Steuerzahlenden und das Gewerbe. Unsere Lebensqualität wird dabei im Zentrum stehen.

Mir ist klar, dass wir schon bald in der Tagespresse Nachrichten über die Einführung solcher Lösungen lesen werden. Darauf freue ich mich.

Zur Autorin: Andrea de Meuron ist seit 2014 im Grossen Rat des Kanton Bern und seit 2019 Gemeinderätin in Thun.

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