Sabina Freiermuth (FDP AG): «Für Augenmass und Menschenverstand»
Die FDP Aargau nimmt mit Sabina Freiermuth einen dritten Nationalratssitz ins Visier. Der Grossrätin sind Bildungspolitik und Wirtschaft wichtig.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Parteipräsidentin der FDP Aargau, Sabina Freiermuth, kandidiert für den Nationalrat.
- Für die «unternehmerische Freiheit» wünscht sie sich möglichst wenig Regulierung.
- Um das Gesundheitswesen zu entlasten, fordert sie die Einführung der Budget-Krankenkasse.
Sabina Freiermuth ist Parteipräsidentin der FDP Aargau und will es für ihre Partei in den Nationalrat schaffen. Sie ist seit 2010 als Grossrätin im Kanton tätig. Im Nau.ch-Interview spricht sie über ihre Anliegen, darunter die Reform des Gesundheitswesens.
Nau.ch: Sie fordern zur Reform des Gesundheitswesens unter anderem die Einführung einer Notfallgebühr oder die Erhöhung des Selbstbehaltes. Betrifft dies nicht vorwiegend die ärmere Bevölkerung, welche sich dies nicht leisten kann?
Sabina Freiermuth: Mit einer Notfallgebühr oder einem gleichwertigen Mechanismus würde vermieden, dass Bagatellfälle in den Notfall kommen. Die kostenintensiven Notfallstationen würden so entlastet und die Gesundheitskosten für die gesamte Bevölkerung gesenkt. Diese Massnahme liegt aber in der Kompetenz der eidgenössischen Politik.
Die Erhöhung des Selbstbehaltes kann zum Beispiel zusammen mit einem neuen Versicherungsmodell, der Budget-Krankenkasse, erfolgen. Die Grundleistungen werden weiterhin erbracht. Budget-Versicherte profitieren von den eigens erzielten Einsparungen. Die Solidarität wird nicht verletzt, sie ist durch den Risikoausgleich und Prämienverbilligungen weiterhin sichergestellt.
Nau.ch: Welches sind Ihre sonstigen politischen Kernthemen?
Freiermuth: Der Ursprung unseres Wohlstands und funktionierenden Sozialwesens liegt unter anderem in einer funktionierenden Wirtschaft. Optimale Rahmenbedingungen für die Unternehmen schützen und schaffen Arbeitsplätze. Arbeitsplätze bieten und schaffen Perspektiven. Voraussetzung dafür sind eine liberale Wirtschaftsordnung, jederzeit genügend und bezahlbarer Strom sowie ein flexibler Arbeitsmarkt.
Bildungspolitik ist immer auch Wirtschaftspolitik. In unserem Land soll jeder Mensch frei über seine Ausbildung entscheiden können. Dank der Durchlässigkeit zwischen den Schulstufen und Bildungsgängen ist die akademische und berufliche Bildung für alle offen.
Ohne Berufsbildung keine Innovation, ohne Innovation keine erfolgreiche Wirtschaft. Unser Bildungssystem schafft Innovation und ist somit ein wahrer Wirtschaftsmotor für unser Land.
Nau.ch: Sie sind seit langer Zeit politisch aktiv und bringen eine langjährige Erfahrung mit. Was motiviert Sie, für den Nationalrat zu kandidieren?
Freiermuth: In der bevorstehenden Legislatur geht es auf nationaler Ebene um richtungsweisende Entscheide in Bereichen wie der Altersvorsorge, dem Gesundheitswesen, der Wirtschaftspolitik wie auch der internationalen Zusammenarbeit.
Meine langjährige Erfahrung auf dem politischen Parkett, unter anderem als Fraktionschefin und als heutige Parteipräsidentin, bietet die ideale Basis, um für diese Dossiers mehrheitsfähige Lösungen mitzugestalten und die tief verwurzelten liberalen Werte unseres schönen Kantons in Bern einzubringen.
Nau.ch: Wie gross ist Ihr Wahlkampfbudget?
Freiermuth: Dieses richtet sich nach den Spendeneingängen, was aktuell rund 46'000 Franken entspricht.
Nau.ch: Was wollen Sie der Aargauer Stimmbevölkerung sonst noch mitteilen?
Freiermuth: Ich stehe ein für Augenmass und Menschenverstand statt überbordenden Perfektionismus. Für die konsequente Ausrichtung auf das Machbare statt dem Wünschbaren. Für eine realitätsnahe Politik statt ideologischer Luftschlösser.
Zur Person: Sabina Freiermuth (58) ist Grossrätin und Parteipräsidentin der FDP Aargau. Sie wohnt in Zofingen und arbeitet als Leiterin Administration und Buchhaltung in einer Anwaltskanzlei. Sie tritt für die FDP Aargau als Nationalrätin bei den diesjährigen Wahlen an.