«Hilfe nach dem Giesskannenprinzip kommt für uns nicht in Frage»
Der Grosse Gemeinderat der Stadt Zug bespricht am 4. Juli 2023 die Motion «Gratis-ÖV für alle». Nach Maria Hügin (FDP) kann das Geld besser eingesetzt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Motion der ALG-CSP-Fraktion fordert: «Gratis-ÖV für alle».
- Der Grosse Gemeinderat der Stadt Zug berät am 4. Juli 2023 darüber.
- Die FDP sieht das Geld anderswo besser eingesetzt.
Die Motion «Gratis-ÖV für alle»kommt am 4. Juli 2023 vor den Grossen Gemeinderat von Zug.
Die Motion fordert eine Gewinnbeteiligung der Jahresüberschüsse der letzten Jahre für die Einwohner und Einwohnerinnen der Stadt Zug. Deshalb soll für die Stadtzuger Bevölkerung der ÖV des Kantons Zug für ein Jahr lang gratis zur Verfügung gestellt werden.
Zur Motion haben sich bereits Martin Iten (CSP), David Meyer (GLP) und Roman Küng (SVP) geäussert. Maria Hügin (FDP) schätzt den Vorschlag aus Sicht der FDP ein.
Nau.ch: Wie steht Ihre Fraktion zum Vorschlag, dass die Bevölkerung der Stadt Zug für ein Jahr den ÖV des Kantons Zug gratis benutzen darf?
Maria Hügin: Die FDP-Fraktion möchte den Jahresüberschuss für kommende Infrastrukturprojekte verwenden und in die Attraktivität der Stadt Zug investieren.
Staatliche Hilfen nach dem Giesskannenprinzip und eine einseitige Bevorzugung einer Mobilitätsform kommen für uns nicht infrage.
Nau.ch: Wieso wird stattdessen nicht einfach jedem Haushalt der Stadt Zug einen Anteil des Jahresüberschusses 2022 auf sein Konto überwiesen?
Maria Hügin: Auf die Stadt Zug kommen in den nächsten Jahren Investitionskosten von rund 390 Millionen Franken für Schulbauten, die Strandbaderweiterung, ein neues Hallenbad und weitere wichtige Infrastrukturprojekte zu.
Der Jahresüberschuss soll primär in die Attraktivität der Stadt Zug investiert werden. Davon profitiert die Stadtzuger Bevölkerung und die ansässigen Unternehmen, die mit ihren Steuern auch zum Jahresüberschuss beigetragen haben.
Die FDP-Fraktion ist gegen staatliche Hilfen nach dem Giesskannenprinzip, allenfalls können die Steuern gesenkt werden. Auf alle Fälle ist es unsinnig, Steuergelder einzunehmen, um dann das Geld wieder zurückzugeben.
Nau.ch: Erwarten Sie, dass bei Annahme der Motion mehr Personen vom Auto auf den ÖV umsteigen werden?
Maria Hügin: Die Stadtzuger Bevölkerung ist bereits vielfältig unterwegs und entscheidet sich situativ für eine Mobilitätsart, wobei auch häufig das Velo genutzt wird oder gelaufen wird.
In diesem Sinne rechnen wir nicht mit einer grundsätzlichen Verschiebung. Allerdings ist es sicherlich so, dass der ÖV häufiger genutzt wird, wenn er gratis ist.
Nau.ch: Gibt es Ihrer Meinung nach wichtigere Anliegen, für die der Überschuss eingesetzt werden könnte?
Maria Hügin: Ja, die Stadt Zug wächst und entsprechend sind auch wichtige Infrastrukturprojekte geplant.
Schulhäuser müssen gebaut werden, das Strandbad wird erweitert und die Stadt Zuger Bevölkerung hat sich vor zwei Wochen für ein neues Hallenbad entschieden. Zudem soll die familienergänzende Kinderbetreuung ausgebaut werden.
Alles wichtige und teure Projekte, die die Lebensqualität in der Stadt Zug langfristig sichern und allen Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt zugutekommen.
Nau.ch: Wieso sollen die Autofahrenden nicht vom Jahresüberschuss mitprofitieren?
Maria Hügin: Die FDP-Fraktion setzt sich für ein Mobilitätskonzept ein, das die Anforderungen aller Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer berücksichtigt.
Wir sind gegen das Giesskannenprinzip und auch gegen die bevorzugte Behandlung einer einzelnen Mobilitätsform.
Zur Person
Maria Hügin ist Vize-Fraktions-Chefin der FDP-Fraktion des Grossen Gemeinderats der Stadt Zug und Vizepräsidentin der städtischen Geschäftsprüfungskommission (GPK).
Die 43-Jährige ist Geschäftsführerin der Gemeinnützigen Gesellschaft Zug und lebt mit ihren beiden schulpflichtigen Kindern und ihrem Mann in der Stadt Zug.
Zu ihren Hobbys gehören Politik, Lesen, Skifahren und das gesellige Beisammensein mit Familie und Freunden.