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Erbe des Winterthurer Immobilienkönigs Stefanini kommt ins Kino

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Winterthur Stadt,

«Die Hinterlassenschaft des Bruno Stefanini» von Thomas Haemmerli verknüpft humorvoll schweizerische Sozialgeschichte mit dem Leben von Bruno Stefanini.

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Ein Kino. (Symbolbild) - Keystone

Der Sohn italienischer Einwanderer war milliardenschwerer Immobilienbesitzer und manischer Sammler.

Die Menschen, die in einem Hangar Bruno Stefaninis Kunstsammlung sortieren, tragen Schutzanzüge, als hätten sie es mit gefährlichen Bakterien zu tun. Dies sind die ersten Bilder des Dokumentarfilms «Die Hinterlassenschaft des Bruno Stefanini», der jetzt in den Deutschschweizer Kinos startet. Im Januar hatte der Film die Solothurner Filmtage eröffnet.

«Das ist wegen der Schimmelpilze», sagte der Regisseur Thomas Haemmerli gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Menschen in Schutzanzügen ordnen die 100'000 Objekte, die Stefanini 2014 bei seinem Tod im Alter von 94 Jahren hinterlassen hat.

Gesammelt hat Stefanini nicht nur erstklassige Kunst, sondern auch Kuriositäten und viel Krimskrams. Zu seinem umfangreichen Erbe gehören zudem 2200 Wohnungen, Schlösser und das Sulzer-Hochhaus in Winterthur.

Der Film zeigt Stefaninis Leben vor dem Hintergrund des Kalten Krieges – und des Verbots der sogenannt wilden Ehe. Zürich beispielsweise hob das Konkubinatsverbot, das es unverheirateten Paaren untersagte, zusammenzuwohnen, erst 1972 auf.

Stefanini jedoch zeigte ein Gespür für den kommenden sozialen Wandel. Er baute Wohnblöcke mit Ein- und Zweizimmerwohnungen für eine neue Bevölkerungsgruppe: unverheiratete Paare und Frauen, die ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit entdeckten.

Thema im Film ist auch Stefaninis Privatleben. Seine Frau und eine seiner ersten Freundinnen kommen zu Wort. Sie zeichnen das Bild eines Mannes, der den Frauen sehr zugetan war. Wichtig war in Stefaninis Leben zudem seine Sekretärin, die 63 Jahre an seiner Seite verbrachte, stets bestrebt, Ordnung ins Chaos zu bringen.

Stefanini wurde zum manischen Kunst-Sammler

Stefanini war ein Charismatiker, ein erfolgreicher Unternehmer und ein Lebemann, der gerne trank und feierte: «Man hat die Korrespondenz gefunden, die er sein Leben lang mit seinen 'Freundinnen' geführt hat», sagte Regisseur Haemmerli. Die Beziehungen seien komplex gewesen.

Stefaninis Weg kreuzte sich auch mit jenem des ehemaligen SVP-Bundesrats und Kunstsammlers Christoph Blocher. Die beiden stritten um die Kaution für eine Wohnung. Einige Jahre später kauften sie jedoch zusammen auf einer Auktion Werke von Albert Anker. «Ich weiss nicht, ob Bruno Stefanini und Christoph Blocher Freunde waren oder eher Bekannte, die beide die gleiche Vorliebe für Patriotismus und Geschichte hatten», so Haemmerli.

Nachdem Stefanini mit Immobilien zum Milliardär geworden war, wandte er sich einem anderen Ziel zu: Er wollte eine Art Volksmuseum gründen, eine Sammlung, die «eine Enzyklopädie der Kulturgeschichte des Westens sein sollte, für ungebildete Menschen, anhand von Objekten und Erinnerungen», sagt Kunsthistorikerin Elisabeth Grossmann im Film.

Stefanini wurde zum manischen Sammler mit praktisch unbegrenzten Mitteln. Ein Museum eröffnete er jedoch nie. Mittlerweile leitet Stefaninis Tochter Bettina die Stiftung.

Die Kunstobjekte, die man in teils verschimmeltem Zustand in Estrichen fand, werden erfasst und Museen zur Verfügung gestellt. Die oftmals verlotterten Wohnungen werden saniert.

Regisseur Thomas Haemmerli hat sich bereits in früheren Dokumentarfilmen mit ähnlichen Themen befasst: «Die Gentrifizierung bin ich» (2017), in dem ein ehemaliger Hausbesetzer zum Hausbesitzer wird oder «Sieben Mulden und eine Leiche» (2007).

Darin räumte Haemmerli das Haus seiner verstorbenen Mutter, die am Messie-Syndrom litt und in einer komplett zugemüllten Wohnung lebte. Auch der sammelwütige Milliardär aus Winterthur litt in seinen letzten Lebensjahren offensichtlich unter dieser Krankheit

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