Renzo Blumenthal macht Schluss mit Bio – die Gründe
Renzo Blumenthal verzichtet wegen der hohen Auflagen auf das Bio-Label. Er klagt, dass sie kaum zu erfüllen seien, der Weg zurück sei schwierig.
Das Wichtigste in Kürze
- Renzo Blumenthal ist nicht länger Bio-Bergbauer, das Bio fällt weg.
- Grund dafür sind aber nicht etwa Qualitätseinbussen, sondern die Bürokratie.
- Der einstige Mister Schweiz klagt über aufwendige und kaum mögliche Auflagen.
Als Bio-Bergbauer wurde Renzo Blumenthal (47) bei den Mister Schweiz-Wahlen 2005 bekannt. Doch jetzt, nach 30 Jahren, fällt das Bio weg, er produziert neu nach IP-Standard. Dies erzählt der Landwirt in einem Beitrag in der «Weltwoche».
Seit einem Jahr verkaufe er seine Milch, seinen Käse und sein Fleisch nach dem tieferen Standard. «Mit einem Qualitätsverlust hat das nichts zu tun, sondern mit den immer aufwendigeren Auflagen und Richtlinien.» Grund für die Abkehr von Bio sei die Bürokratie.
Er schreibt von «Amtsschimmel». Die Gesetze hätten mit der Realität kaum etwas zu tun, sie würden in Amtsstuben fernab von Weiden und Alp erlassen.
Die aufwendigen und teils nicht nachvollziehbaren Auflagen erklärt er am Beispiel seiner Schweinswürste, die nicht Bio sind. Denn die Tiere verbringen den Sommer auf einer nicht Bio-zertifizierten Alp. Sie seien «auf 2000 Metern Höhe in reiner Luft und essen saftiges Gras, frische Kräuter und viel Schotte». Doch weil nicht alle Bauern das Bio-Label besässen, werde die Alp dem bürokratischen Bio-Anspruch nicht gerecht.
Auch beim Grundfutter, das zu 95 Prozent aus eigenen Ländereien stammen muss, stört sich Blumenthal über die Regeln. «Für uns Bergbauern ist das faktisch unmöglich. Wir besitzen schlicht nicht die Kapazität, um fast alles Futter auf dem gewünschten qualitativen Niveau selbst zu produzieren.»
Er sei nicht der einzige Bio-Bauer, der das Label wegen der Auflagen aufgebe, es seien immer mehr. Dass Renzo Blumenthal je wieder Bio-Produkte verkauft, darf bezweifelt werden: Um das Zertifikat wiederzuerlangen, müsse er zwei Jahre nach Bio-Standard produzieren. Erst danach dürfe er die Produkte wieder als Bio verkaufen und die höheren Direktzahlungen erhalten. «Der Weg zurück ist schwierig.»