Der Schweizerische Tierschutz räumt auf: Im Zusammenhang mit einem neuen Reglement ist der lukrative Vertrag von Lolita Morena gekündigt worden.
Fertig Tierschutz: Lolita Morena
Der Schweizer Tierschutz beendet die Zusammenarbeit mit Lolita Morena. Sie soll jährlich mindestens 200'000 Franken kassiert haben. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Lolita Morena hat für den Schweizerischen Tierschutz Video-Beiträge produziert.
  • Sie kassierte pro Jahr 200'000 Franken. Der Vertrag wurde nun gekündigt.
  • Die Reformen beim STS gehen jedoch noch weiter und könnten weitere Personen betreffen.
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Ex-Miss-Schweiz Lolita Morena ist vor 16 Jahren zum Schweizerischen Tierschutz (STS) gestossen. Sie hat beim STS damit begonnen, Videos über Tierheime und verlassene Haustiere zu produzieren.

Doch jetzt ist Schluss damit – zu teuer!

Die bekannte Tierliebhaberin berechnete dem Tierschutz für etwa 40 Beiträge pro Jahr stolze 200'000 Franken. Basierend auf einem Auftrag ohne definierte Leistungen. Dies berichtet die «Aargauer Zeitung».

Zusätzlich erhielt Morena für jede Vorstandssitzung eine Spesenpauschale von 700 Franken für ihre Anreise aus dem Wallis. Sie reiste mit dem Auto an – entgegen den Vorschriften des Spesenreglements, das die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel vorschreibt.

Tierschutz nimmt Führungsriege unter die Lupe

Nachdem diese Praktiken bekannt wurden, war für den Zentralvorstand klar: Es muss etwas geändert werden. Noch am selben Tag wurde ein neues Geschäftsreglement eingeführt.

Dieses soll sicherzustellen, dass Vorstands- oder Geschäftsleitungsmitglieder nicht sich selbst oder nahestehenden Personen bezahlte Aufträge zuschanzen können. Das neue Reglement trat Anfang September in Kraft.

700 Franken Spesen für die Anreise an eine Sitzung – was hältst du davon?

Peter V. Kunz, Professor für Wirtschaftsrecht und Spezialist für Corporate Governance, hat das neue Reglement entworfen. Er leitet nun eine interne Arbeitsgruppe, die alle Bezüge von Vorstands- und Geschäftsleitungsmitgliedern überprüft. «Der STS darf nicht mehr wie ein Familienbetrieb geführt werden», sagt er.

Auch der neue STS-Geschäftsführer Marco Mettler erkannte schnell die Notwendigkeit von Veränderungen innerhalb der Organisation: «Es braucht einen Kulturwandel in der Organisation – mit Transparenz und klaren Richtlinien bezüglich Interessenskonflikten».

Vertrag mit Morena gekündigt

Zwei Wochen nach Inkrafttreten des neuen Reglements kündigte Mettler den Vertrag mit Morena zum Jahresende. Zukünftige Videoaufträge würden ausgeschrieben und auf Basis verschiedener Angebote vergeben werden. Morenas Arbeiten seien aufgrund von Preis und Qualität chancenlos.

Lolita Morena
Lolita Morena (l.) ist ab dem neuen Jahr nicht mehr für den Schweizerischen Tierschutz tätig.
Lolita Morena
Morena hat sich für 40 Videos 200'000 Franken pro Jahr bezahlen lassen.
Lolita Morena
Die gebürtige Italienerin war 1982 zur «Miss Schweiz» gekürt worden.

Die Reformen beim Tierschutz gehen jedoch noch weiter: Eine interne Arbeitsgruppe untersucht die letzten acht bis zehn Jahre des Vereins. Einschliesslich der Präsidentschaft von Nicole Ruch sowie das Ende der langjährigen Regentschaft des Ehepaars Lienhard.

Grosse Aufräumarbeiten im Gange

Diese Untersuchungen könnten die Grundlage für weitere Strafanzeigen und Schadenersatzforderungen bilden. Eine Strafuntersuchung gegen den gesamten ehemaligen Vorstand läuft bereits seit über einem Jahr.

Parallel dazu arbeitet eine «Reformgruppe» an der zukünftigen Ausrichtung des STS. Eine Umfrage unter den Sektionen ergab, dass die Mehrheit dringenden Reformbedarf sieht: Über 90 Prozent fordern eine transparente Jahresrechnung und eine ordentliche Revision.

86 Prozent wollen Interessenkonflikte verhindern, 78 Prozent verlangen «eine lückenlose externe Aufarbeitung vergangener Ereignisse» und 72 Prozent wünschen eine Zewo-Zertifizierung.

Der neue Präsident ist wohl bald Geschichte

Die Tage des neuen Präsidenten Piero Mazzoleni scheinen gezählt zu sein. Er hatte Morena im Frühling zu seiner Stellvertreterin ernannt. Und einen neuen Vertrag für die Videos unterzeichnet, ohne den Vorstand zu informieren. Seine Rolle wird nun ebenfalls überprüft.

Morena war für die «Aargauer Zeitung» für eine Stellungnahme die ganze Woche nicht erreichbar.

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