Xenia Tchoumi rechnet mit Hausfrauen-Trend ab – «eigenes Geld»
Die traditionellen Hausfrauen erobern Social Media. Xenia Tchoumi ist das ein Dorn im Auge. Frauen sollten finanziell unabhängig sein, findet sie.
Das Wichtigste in Kürze
- Junge Frauen inszenieren sich auf Social Media als perfekte Hausfrauen.
- Influencerin Xenia Tchoumi findet den Trend beängstigend.
- Frauen würden die Nachteile von finanzieller Abhängigkeit vergessen, glaubt sie.
Sie sind jung, schön, kochen und putzen für ihre Männer und generieren so Millionen Klicks. Die «Tradwives» erobern gerade das Internet.
Der Begriff «Tradwife» setzt sich aus den Worten «traditional» (traditionell) und «wife» (Ehefrau) zusammen. Eine traditionelle und konservative Ehefrau also.
«Tradwives», wie die Influencerin Nara Smith (22, verheiratet und drei Kinder), lehnen den Feminismus scheinbar ab.
Sie kümmern sich zu Hause um Haushalt und Kinder, während ihre Männer das Geld nachhause bringen. Dabei sehen sie immer makellos gestylt und geschminkt aus, wie die Hausfrauen aus der Werbung in den 50er-Jahren.
Während viele dieses Comeback der traditionellen Rollenbilder feiern, ist es Feministinnen wie der Unternehmerin Xenia Tchoumi (früher Tchoumitcheva) ein Dorn im Auge.
Auf Social Media spricht sich die Tessinerin klar gegen den «Tradwife»-Trend aus. Sie nennt ihn eine «Falle».
Xenia Tchoumi: «Jeder sollte eigenes Geld verdienen»
«Ich finde, jeder Erwachsene – ob männlich oder weiblich – der die Möglichkeit hat, finanziell unabhängig zu sein, sollte sein eigenes Geld verdienen», erklärt Xenia Tchoumi Nau.ch.
Die Wahl-Londonerin warnt junge Frauen davor, abhängig von ihrem Mann zu sein, nur weil es «einfacher» ist. «Ihr geratet so in eine weniger freie, aber verletzliche Situation.»
«Frauen vergessen alle Nachteile»
Der «Tradwife»-Trend ist für sie Nostalgie, die zu politischen Zwecken missbraucht wird. Tchoumi: «Frauen glauben, sie hätten es besser gehabt, als sie nicht arbeiten mussten – und vergessen dabei alle Nachteile!»
Schliesslich hätten die Schweizerinnen bis 1971 nicht abstimmen und wählen dürfen und bis 1976 durften verheiratete Schweizerinnen nur mit Erlaubnis ihrer Männer ein eigenes Konto eröffnen, argumentiert die Tessinerin.
Xenia: «Solche Dinge gehen Hand in Hand mit dem ‹traditionellen› Weg – man kann sie nicht entkoppeln und sich nur die nostalgisch idealisierten Teile herauspicken. Es entspricht nicht der Realität der ‹traditionellen› Rolle einer Frau.»
Sie betont: Als Feministin unterstütze sie jede Frau, die Hausfrau sein will. Der Feminismus bedeute nur gleiche Rechte für alle und heisse nicht, dass jede Frau Karriere machen muss. Man müsse sich aber immer auch der Nachteile bewusst sein.
«Mütter haben dafür gekämpft»
Xenia Tchoumi ist in einer langjährigen Beziehung und lebt mit ihrem Partner zusammen in der Welt-Metropole London. Könnte sie sich denn vorstellen, mal eine sogenannte «Stay-at-Home-Girlfriend» (also Frau, die zu Hause bleibt) zu werden? «Nein», stellt die Unternehmerin klar. «Wenn ich die Wahl hätte, würde ich meine finanzielle Freiheit nie aufgeben.»
Eigenes Geld zu verdienen sei ein «wahr gewordener Traum», für den «unsere Mütter und Grossmütter so hart gekämpft haben», so Xenia und fügt an: «Und ich verstehe, warum».
«Kinder sind nun mal teuer»
Heiraten und Kinderkriegen will Xenia Tchoumi trotz Langzeit-Beziehung nicht. Darüber hat sie in der Vergangenheit offen gesprochen.
Sie gibt zu: Als kinderlose Frau ist es für sie einfacher, von ihrem Partner finanziell unabhängig zu sein. «Wir müssen uns nichts vormachen – Kinder sind nun mal teuer.»
Die Unternehmerin glaubt aber, dass beide Eltern ihren Teil an die Kinder zahlen sollten. «Wir alle sollten auf mehr Gesetze drängen, die es Frauen ermöglichen, sich um ihre Kinder zu kümmern und die Möglichkeit zu haben, in der Arbeitswelt zu bleiben. Beziehungsweise wieder einzusteigen, ohne dafür bestraft zu werden. Aber ich denke, das sollte auch für den Vaterschaftsurlaub gelten.»