Eine Schweizer Sisi in der neuen RTL-Serie: Devenport wird Kaiserin
Nach dem Klassiker «Sissi» mit Romy Schneider wird die Geschichte von Kaiserin Sisi neu verfilmt. Dominique Devenport aus Luzern spielt die Hauptrolle.
Das Wichtigste in Kürze
- Gestern startete die neue RTL-Miniserie «Sisi».
- Die Hauptrolle der Kaiserin übernimmt die Schweizer Schauspielerin Dominique Devenport.
- Kritiker bemängeln mangelnde Authentizität der Drehorte und Kostüme.
«Sissi» mit Romy Schneider gehört – zumindest in Mitteleuropa – zu den legendärsten Filmen des 20. Jahrhunderts. Nun hat RTL das Leben der österreichischen Kaiserin zu einer modernen Serie gemacht.
Am 12. Dezember startete die Miniserie «Sisi» beim Streamingdienst RTL+ (später soll sie auch im RTL-Fernsehprogramm laufen).
Gerade im deutschsprachigen Raum muss sich natürlich jede Sisi-Neuverfilmung mit der «Sissi»-Trilogie der 50er Jahre mit Romy Schneider messen lassen.
Im neuen Sechsteiler verkörpert Dominique Devenport (25) die legendäre Herzogin Elisabeth in Bayern; die zu Elisabeth von Österreich und später von Österreich-Ungarn wird und heut gemeinhin als Sisi/Sissi bekannt ist.
Die neue Sisi aus der Schweiz
Devenport ist neuerdings Teil des Ensembles am Volkstheater Rostock ist. Dort steht sie derzeit als «Rapunzel» auf dem Spielplan. Sie wurde in Luzern in der Schweiz geboren (und nicht in Wien wie einst Romy).
Der gebürtige Hamburger Jannik Schümann mimt den durchaus auch brutalen Kaiser Franz Joseph I. sehr adrett und angemessen zwiespältig.
«Seine Emotionen wurden ein Leben lang durch militärische Erziehung unterdrückt». Das sagt der 29-Jährige über Franz, der bis 1916 fast 70 Jahre in Wien herrschte. «Den Spagat hinzubekommen zwischen emotionslos und düster auf der einen und liebenswert und unschuldig auf der anderen Seite, sehe ich als meine grösste schauspielerische Herausforderung.» Operation durchaus gelungen.
Devenport will Sisi als Mensch zeigen: «eine junge Frau mit grossen Träumen und starken Gefühlen, für ihre eigenen Werte kämpfend».
In den Fussstapfen von Magda Schneider
Sisis Mutter Ludovika wird von Julia Stemberger gespielt, die damit in die Fussstapfen von Romys Mutter Magda Schneider tritt. Und Desirée Nosbusch mimt deren kühle Schwester, Erzherzogin Sophie, die Mutter des Kaisers, was einst die unnachahmliche Vilma Degischer erledigte.
«Sisi»-Folge Nummer eins: Der junge Monarch soll 1853 in Ischl im Salzkammergut mit seiner Cousine verkuppelt werden. Erst denken seine Mutter und die Schwester an Helene. Doch der Kaiser hat keine Augen für Néné (Pauline Rénevier), sondern für die jüngere Elisabeth.
In Folge zwei folgt Sisi ihrem Verlobten heimlich in einen Puff. Dort will sie sich von einer Prostituierten in Sachen Sex beraten lassen. Man merkt: Die Serie ist ganz anders als der farbenfrohe Kitsch der 50er.
Regisseur Sven Bohse (44) machte schon mit der Familienserie «Ku’damm 56» (auch '59) auf sich aufmerksam. Und auch mit Krimis wie einem Kieler «Tatort» und dem Mehrteiler «Das Geheimnis des Totenwaldes». In Cannes feierten Kritiker die neue «Sisi»-Serie (Drehbuch Elena Hell und Robert Krause) bei der weltgrössten Fernsehmesse Mipcom.
Fehlende Authentizität
Die Produktion fügt sich gut ein in die opulenten Kostümschinken des internationalen Bewegtbildmarktes der vergangenen Jahre mit Erfolgen wie «Downton Abbey» oder «Bridgerton». Adel- und Monarchie-Fans werden aber die Garderobe und Drehorte bemängeln ob mangelnder Authentizität.
Ende der 50er lehnte Romy Schneider einen vierten «Sissi»-Spielfilm ab - trotz Millionengage. Die Rolle klebe an ihr wie Griessbrei, beschwerte sich die junge Schauspielerin. Bei der RTL-Historienserie wurde jetzt schon vor Beginn der Veröffentlichung eine zweite Staffel in Auftrag gegeben.
«Sisi» hat von Look und Musik her das Zeug dazu, zum RTL-Gegenstück für den Netflix-Hit «The Crown» zu werden. Dieser schmückt das Leben der aktuellen Queen aus. Apropos Netflix: Der Streamingdienst bringt bald auch eine Sisi-Serie: In «The Empress» stellen Devrim Lingnau und Philip Froissant das Kaiserpaar dar.