SRF: Russland-Auswanderer kritisieren Doku: «Nicht so abgemacht»
Catia Lauber und Etienne Supersaxo wollen nach Russland auswandern. SRF begleitete die beiden dabei. Nun übt das Paar aber Kritik an der Berichterstattung.
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Das Wichtigste in Kürze
- Trotz Krieg wollen Catia Lauber und Etienne Supersaxo nach Russland.
- SRF machte aus den Auswanderungsplänen des Paares eine Reportage.
- Catia und Etienne sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Es sei anders abgemacht gewesen.
Diese Auswanderungspläne sorgten für Staunen.
Catia Lauber und Etienne Supersaxo aus dem Kanton Bern wollen sich künftig in Russland niederlassen. SRF begleitete das Paar bei seinen ungewöhnlichen Plänen. Nun erntet der Sender jedoch Kritik – und zwar von den Auswanderern selbst.
«Gelungen ist zwar etwas anderes»
Die Berner Oberländer leben aktuell zwar noch immer in der Schweiz. Ihren Traum von einem Neuanfang in Russland wollen sie aber bald schon verwirklichen.
«Wir konnten keine Visa beantragen. Doch wir haben ein wunderschönes Grundstück gefunden, das wir kaufen werden», erzählen sie in einem Video auf ihrem Youtube-Kanal.
Im Juni 2025 soll es so weit sein. «Wir werden ein Häuschen bauen und beginnen unser Leben in Uliun», freuen sie sich.
Catia und Etienne kommen schliesslich auch auf die SRF-Reportage über sie zu sprechen. Zufrieden? Sind sie mit dem Endergebnis offenbar nicht.
«Vielleicht habt ihr gesehen, dass das SRF eine Reportage über uns gemacht hat. Gelungen ist zwar etwas anderes. Und abgemacht haben wir es auch nicht so», kritisiert das Paar.
Ziel es sei nämlich angeblich gewesen, das Leben in Russland zu zeigen. «Was uns gefällt und uns fasziniert.» Der Krieg hätte nur so weit thematisiert werden sollen, wie er halt als Frage in Bezug aufs Auswandern auftaucht. Zumindest, wenn es nach den Auswanderern geht.
«Und was haben sie daraus gemacht? Aber eben ...», klagen sie weiter.
SRF: Berner Paar will trotz Krieg nach Russland
In der SRF-Reportage, die vergangenen November ausgestrahlt wurde, machte Catia deutlich, dass sie der Krieg nicht an ihren Auswanderungsplänen hindert.
«Wir haben diese Pläne schon lange, wir haben diesen Traum schon lange», so die Berner Oberländerin damals. Es habe in vielen anderen Ländern auch schon Krieg und Konflikte gegeben. Und man wisse ja nicht, was in ein paar Jahren sein wird. Daher wollen sie sich davon nicht abschrecken lassen.
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«Ich finde auch, Politik ist das eine. Die Leute, die Landschaft und die Mentalität sind etwas anderes. Das sieht man bei uns Schweizern auch, das sieht man in jedem Land.»
Zudem habe der Ukraine-Krieg mit ihr privat sehr wenig zu tun. «Also eigentlich nichts», betonte Catia.
Aufenthaltsbewilligung fehlt noch
Letztlich wurde ihre Auswanderung aber dennoch von einem politischen Thema gebremst. Denn die Sache mit der Aufenthaltsbewilligung gestaltete sich schwierig. Die Prüfungen, die sie dafür ablegen müssen, wurden deutlich strenger.
Kremlchef Putin bietet Bürgern aus dem Westen aber eine Alternative.
Sie dürfen ohne Prüfungen in Russland leben, wenn sie Folgendes unterzeichnen: Dass sie die Schweiz verlassen, weil diese ihnen «destruktive, neoliberale Werte aufzwingt, die den traditionellen, geistigen und moralischen Werten Russlands widersprechen».
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Offenbar haben Catia und Etienne das Papier bislang nicht unterschrieben.
Die Aufenthaltsgenehmigung werde erst vor Ort unterzeichnet, teilt das Paar in der Kommentarspalte auf Youtube mit. Sie klären aktuell noch ab, was das genau ist. Doch sie geben sich zuversichtlich.
«Unserer Einschätzung nach, ist es aber nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste. Es geht darum, dass wir die traditionellen russischen Werte vertreten. Namentlich wurde erwähnt, dass eine Familie aus Mann, Frau und Kindern besteht.»
SRF kann Kritik nicht nachvollziehen
Und was sagt SRF zu der Kritik an der Reportage?
«Wir nehmen die Kritik zur Kenntnis, können sie aber nicht nachvollziehen. Der Aussagewunsch eines Films wird den Protagonistinnen und Protagonisten immer kommuniziert. Es steht ihnen frei, teilzunehmen oder nicht», heisst es auf Anfrage von Nau.ch.
In «Auswandern nach Russland» werde die Geschichte von Catia und Etienne erzählt, die schon lange davon geträumt hatten, nach Russland auszuwandern. Vor den Dreharbeiten sei besprochen worden, dass kritische Fragen dazu gestellt werden. Spezifisch: Wieso man in ein Land auswandern will, das Krieg führt.
«Diese Fragen standen aber nicht im Zentrum der Reportage», verteidigt sich SRF.