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Avicii nahm, was «hartgesottene Junkies» schluckten

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Eine neue Biografie zeigt: Star-DJ Avicii (†28) lebte voller Angst, Schmerzen und Selbstzweifel, die er mit Pillen und Drogen zu bekämpfen versuchte.

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Star-DJ Avicii nahm sich am 20. April 2018 im Oman das Leben. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine neue Biografie über Star-DJ Avicii (†28) beleuchtet dessen Tablettenabhängigkeit.
  • In «Tim» wird ein zerbrechlicher, abhängiger und vom Leben gezeichneter Mann porträtiert.

Mit 28 Jahren starb Star-DJ Avicii (†28) im April 2018 im Oman. Tim Bergling, wie der Schwede mit bürgerlichem Namen heisst, beging Suizid. Er hatte den Kampf gegen die Sucht, gegen seine inneren Dämonen verloren.

Drei Jahre nach seinem Tod hat Måns Mosesson nun die offizielle Biografie des Musikers veröffentlicht. Zusammen mit Weggefährten stellt der Journalist in «Tim» den Mann vor, der hinter dem Weltstar Avicii stand. Ein junger Mann, gezeichnet vom Leben als Star – und abhängig...

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Die Biografie «Tim» beschreibt das Leben von Star-DJ Avicii (†28). - Twitter

Den ersten Plattenvertrag hatte Avicii im Jahr 2008 unterschieben. Sein Manager wollte ihn zum «grössten DJ der Welt machen». 2013 wurde der Welt-Hit «Wake me up» veröffentlicht. Ein Jahr zuvor kam der Musiker das erste Mal mit Schmerzmitteln in Berührung.

Diese wurden ihm im Februar 2012 verschrieben, als er mit Magenkrämpfen zusammengebrochen war. In einer Klinik in New York wurde eine schwere Bauchspeicheldrüsenentzündung festgestellt. Ihm wurde eine Opiate-Therapie verschrieben, eine Mischung von Oxycodon und Paracetamol.

Auch nach der Behandlung nahm Avicii die Pillen weiter ein – besorgte sich diese sogar heimlich. Er wollte damit seine andauernden Schmerzen bekämpfen – und entwickelte eine starke Abhängigkeit. Sein neuer amerikanischer Hausarzt verschrieb ihm zudem weitere beruhigende und angstdämpfende Medikamente: Antidepressiva und Schlaftabletten.

Avicii bat Freunde darum, ihm Pillen zu verschaffen

Avicii reiste andauernd durch die Welt, es blieb deshalb nicht bei den verschriebenen Medikamenten. Der Musiker konsumierte, was er finden konnte. Auch seine Freunde bat er dabei um Hilfe, Produzent Filip Åkesson erinnert an eine Situation im Musikstudio in Stockholm: «Plötzlich fragte Tim ‹Sag mal, könntest du mir helfen, ein paar Sachen zu beschaffen?›.»

Die Frage sei aus dem Nichts gekommen. «Was für Sachen denn?» – «Xanax und Sub.» Åkesson zeigte sich sprachlos: «Jetzt wollte er Subutex – das war ja richtig heftiges Zeug, wie es die hartgesottenen Junkies konsumierten.»

Aviciis Freunde merkten erst während eines Urlaubs in Mexiko, wie schlimm es wirklich um ihn stand. Als er im Hotel umhertaumelte, brachten sie ihn auf sein Zimmer und fanden überall Pillen. «Im Deckel einer Snusdose, in seinen Hosentaschen und seinem Koffer, versteckt in seinem Necessaire.»

Pillen gegen Angst und Panik, eine Packung Opioide und ein Mittel zur Muskelentspannung. Zudem fanden sie ein Medikament zur Behandlung von ADHS und noch ein Morphinpräparat. «Anscheinend war Tim im Laufe der Nacht in einer Apotheke gewesen und hatte gekauft, was er finden konnte.»

2016 kam der Abschied von der Bühne

2015, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, war Avicii so tablettensüchtig, dass er etwa die Wirkung eines Joints kaum noch spürte. Er betrachtete Marihuana zu diesem Zeitpunkt als etwas Weiches und Angenehmes. «Verglichen mit den Tabletten, die er früher genommen hatte, kam ihm Cannabis wie eine Bagatelle vor.»

Im Jahr 2016 verabschiedete sich Avicii von der Bühne. Zu diesem Zeitpunkt hatte er mehrere Entzüge hinter sich, doch er entkam den Pillen und Drogen nicht. Seine Hoffnung, dass sich die Angstzustände durch den Rückzug als DJ bessern würde, erfüllte sich nicht.

Welches war Ihr Lieblingssong von Avicii?

Während des Aufenthalts im Oman habe er sich endgültig entschlossen, dass er zurück in seine Heimat Schweden wolle. Das schrieb Tim Bergling laut der Biografie an seine Mutter. «Er werde das Haus in Los Angeles verkaufen und nach Hause zurückkehren. Wenn er eine Familie gründete, wolle er das in Schweden tun.»

Doch dazu kam es nicht mehr...

Brauchen Sie Hilfe?

Menschen mit Suizid-Gedanken finden in der Schweiz unter der Telefonnummer 143 Hilfe. Für Kinder und Jugendliche gibt es die Nummer 147.

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