«Besonders verliebt» auf Vox
Die Sehnsucht nach der grossen Liebe kennt fast jeder. Aber sucht und findet es sich anders, wenn man körperlich oder geistig beeinträchtigt ist? Ja und nein, wie das neue Dating-Format «Besonders verliebt» auf Vox zeigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Samira liebt ihren Job.
Die Erzieherin sagt, dass Kinder einen so «akzeptieren wie man ist». Und genau das wünscht sich die 1,30 Meter kleine Frau auch von einem Partner. Stolz präsentiert die 22-Jährige ihre erste eigene Wohnung vor der Kamera beim Auftakt des neuen Dating-Formats «Besonders verliebt» am Dienstag (20.15 Uhr) auf Vox.
Vor Kurzem hat die Kleinwüchsige ihre Ausbildung zur Erzieherin abgeschlossen. Alles, was ihr jetzt noch fehlt, das sind Möbelstücke und ein Partner. «Ich bin bereit für die Liebe, weil ich mich jetzt auf einen Mann konzentrieren kann», sagt sie. Und Vox will bei der Suche helfen.
Drei Flirtexperten der Agentur «Handicap in Love» sollen Samira und drei weitere Kandidatinnen und Kandidaten dabei unterstützen. Das sei gar nicht so einfach, denn für Samira, Igor, Tobias und Mirjam sei der «Pool kleiner, aus dem ausgewählt werden kann», erklärt Dating-Expertin Julia.
Aber dafür gibt es ja die Agentur. Schnell ist auch ein Date-Partner für Samira gefunden. Der 33-jährige Lagerist Hans soll es sein. Man trifft sich in einem Biergarten im baden-württembergischen Horb und Samira ist sichtlich nervös. Beim Gespräch guckt sie immer wieder in die Luft oder zur Seite und man leidet mit ihr, weil es einen als Zuschauer selbst so gut an die ersten zarten Dates im Leben erinnert - als man unbeholfen irgendwas daher geplappert hat, um unangenehmer Stille zu entgehen.
Bei dem Date von Tobias und Jessica ist es ähnlich. Zumindest zu Beginn des Treffens. Der 24-Jährige hat das Carpenter-Syndrom. Er sitzt mit seiner Date-Partnerin in einer Gaststätte in der Nähe von Bonn. Die beiden fragen sich nach ihrem Musikgeschmack aus, es fallen auch schon erste Komplimente. «Gut siehst du aus», sagt Tobias zu Jessica, der durch seine Krankheit einen deformierten Kopf und Arme hat. Jessica errötet - und es ist ganz bezaubernd zu sehen, wie zwischen den beiden ganz offensichtlich die Funken sprühen. «Das ist toll», sagt Jessica begeistert im Interview nach dem Treffen. Und auch Tobias ist happy. Es scheint so, als könnten beide gar nicht fassen, wie gut das hier für sie läuft.
Auch als Zuschauer erwischt man sich dabei, wie man beseelt vor dem Bildschirm sitzt und lächelt - bei der zarten Anbandelei der beiden. Überhaupt ist es erstaunlich, wie schnell man beim Schauen des Formats in einer Stunde und 40 Minuten Sendezeit Kleinwuchs, Gehörlosigkeit, Spastik und körperliche Verformungen der Kandidatinnen und Kandidaten vergisst. Sie sind völlig belanglos. Da sind vier junge Menschen, die den mühevollen Weg nach dem Suchen und Finden der Liebe gehen. Und der Zuschauer leidet mit, weil fast jeder um die Anstrengung weiss.
Auch bei dem gehörlosen Igor (27) aus München und Friseur Markus (33) rollt das Date ganz gut an - tiefe Blicke, rote Wangen. Allerdings werden beim zweiten Treffen schon Fragen sexueller Vorlieben besprochen («eher aktiv oder passiv?»). Und das ist mehr Information, als man sich als Zuschauer wünscht. Der Zauber, die Magie dieser Begegnung verflüchtigt sich.
Aber das macht die hübsche Mirjam, die eine Form von Spastik hat, beim Treffen mit dem lernschwachen Kevin, wieder wett: unbedarft, offen und erfrischend stürzt sie sich in ihr «erstes offizielles Date». Auch sie wünscht sich einen Partner, der sie so akzeptiert wie sie ist. Ja, sich gesehen fühlen, akzeptiert werden. In der Sehnsucht nach der grossen Liebe sind wir eben alle gleich – ob mit oder ohne Handicap. Das wird nach über eineinhalb Stunden Sendezeit klar.