Elton John wütend über Zensur von «Rocketman»
Das Wichtigste in Kürze
- In der russischen Version von «Rocketman» wurden die schwulen Sexszenen zensiert.
- Elton John kritisiert das Vorgehen scharf.
- Das Totschweigen von Homosexualität hat in Russland System.
In einer am Samstag veröffentlichten Stellungnahme schrieb Elton John: «Wir lehnen die Entscheidung, Rocketman für den russischen Markt zu zensieren, auf das Schärfste ab.» Russland hatte Szenen aus der Verfilmung seines Lebens, die im Zusammenhang mit Homosexualität stehen, konsequent herausgeschnitten.
In Russland war tags zuvor eine Zensurdebatte entbrannt. Dies, nachdem Moskauer Filmkritiker sich beklagt hatten, bei dem Film würden etwa zwanzig Minuten vom Original fehlen. So seien etwa intime Szenen zwischen Männern herausgeschnitten worden.
Das russische Kulturministerium hatte die Verantwortung dafür zurückgewiesen. Es handle sich um einen Fall von «Selbstzensur» beim russischen Vertriebspartner, hiess es. Die Firma Central Partnership in Moskau wiederum hatte das Herausschneiden von Szenen mit russischen Gesetzen begründet.
Elton John glaubt an das Bauen von Brücken
In der Stellungnahme hiess es, dass der Film eine echte Darstellung des Lebens des Popstars sei. Den Film zu zensieren sei «tatsächlich eine traurige Spiegelung einer gespaltenen Welt, in der wir immer noch leben.»
Eine Welt, die immer noch auf grausame Weise die Liebe zwischen zwei Menschen nicht akzeptieren könne. «Wir glauben an das Bauen von Brücken und an offenen Dialog», heisst in der Stellungnahme.
Elton John hatte bereits 2013 ein umstrittenes russisches Gesetz gegen «Homopropaganda» kritisiert. Das Gesetz verbietet in Gegenwart von Kindern eine lebensbejahende Darstellung gleichgeschlechtlicher Liebe. «Rocketman» läuft am 6. Juni in den russischen Kinos an – mit einer Altersfreigabe ab 18 Jahren.
Homophobie hat in Russland System
Homosexuelle wie Elton John sind in Russland immer wieder schwersten Anfeindungen ausgesetzt. In einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungszentrums Lewada sprach mehr als die Hälfte der Befragten von einer ablehnenden Einstellung gegenüber Schwulen. In Moskau gibt es zwar eine aktive Schwulenszene, allerdings hält sich diese bestmöglich im Verborgenen auf. Das Austauschen von Zärtlichkeiten zwischen zwei Männern auf der Strasse kann schnell zu gewaltsamen Übergriffen führen.
Kulturschaffende protestieren schon länger gegen das russische Kulturministerium, weil es massiv in die Kunstfreiheit seiner Akteure eingreift. Der berühmte Regisseur Kirill Serebrennikow will schon seit Jahren einen Film über den Komponisten Peter Tschaikowsky («Schwanensee») drehen. Das Kulturministerium verbietet ihm aber die private Seite des Nationalhelden zu thematisieren, was ein realistisches Porträt offensichtlich schwierig macht.
Auch Kremlchef Putin äusserte sich zu dem Thema. Tschaikowsky möge vielleicht schwul gewesen sein, doch die Russen würden ihn ja nicht deshalb lieben. Eine Darstellung davon sei darum ja total unnötig.