Eurovision Song Contest: Steht der Wettbewerb vor dem Aus?
Der diesjährige Eurovision Song Contest wurde von zahlreichen Skandalen überschattet. Die Boykott-Aufrufe werden immer lauter. War's das mit dem Event?
Das Wichtigste in Kürze
- Der ESC 2024 in Malmö sorgte für Kritik, Schlagzeilen und Proteste.
- Insbesondere über die Teilnahme Israels wurde im Vorfeld diskutiert.
- Der Organisator will die Ereignisse rund um den ESC nun überprüfen.
Es war das wohl umstrittenste Jahr in der Geschichte des Eurovision Song Contest (ESC). Im schwedischen Malmö holte sich Nemo (24) am vergangenen Samstag den Sieg. Das Bieler Talent bescherte der Schweiz den ersten Sieg seit 36 Jahren.
Doch die Freude hält sich in Grenzen. Denn der diesjährige ESC wurde von zahlreichen Skandalen überschattet. Auch Nemo selbst bekam das hinter den Kulissen zu spüren, wie der Star nach dem Sieg offenbarte.
«Viele Dinge waren nicht nur vereinend und liebevoll und das hat mich traurig gemacht. Wir und der ESC müssen daran arbeiten, um ein Umfeld zu schaffen, in dem Frieden und Liebe herrschen», sagte Nemo.
Im nächsten Jahr wird der Eurovision Song Contest in der Schweiz stattfinden. Doch aktuell scheint die Zukunft des weltgrössten Musikwettbewerbs ungewiss. Ist der ESC etwa am Ende?
Teilnahme Israels sorgte für Kritik
Bereits im Vorfeld kam es in diesem Jahr zu heftigen Protesten. Zahlreiche Menschen forderten aufgrund des Krieges im Gazastreifen den Ausschluss Israels. Die European Broadcasting Union (EBU), die das ESC organisiert, wurde schwer kritisiert. Und auch während des ESC in Malmö kam es zu propalästinensischen Protesten.
Die Demonstrierenden störten sich vor allem daran, dass Russland im Jahr 2022 aufgrund des Ukraine-Kriegs ausgeschlossen wurde. Israel durfte nun aber trotz allem – und obwohl das Land nicht mal in Europa liegt – teilnehmen.
Kritiker glauben, dass die Entscheidung etwas mit dem Hauptsponsor des Events zu tun hat. Die Beauty-Marke Moroccan Oil stammt nämlich aus Israel.
This event is sponsored by Morrocan Oil an Israeli company, so I’m told. So don’t expect the Israeli contingent and press to behave in a professional manner. They don’t need to 🤷♂️
— Banker62 (@Banker62495573) May 11, 2024
Folgen hatte die Aufregung und um Israels Teilnahme letztlich vor allem für eine: die ESC-Kandidatin Eden Golan. Die 20-Jährige durfte während des Wettbewerbs in Malmö kaum das Hotel verlassen. Zudem wurde sie rund um die Uhr bewacht.
Niederländischer ESC-Teilnehmer disqualifiziert
Doch auch andernorts brodelte es hinter den Kulissen gewaltig. Und zwar bei den Niederlanden. Nur kurz vor dem Finale am Samstagabend wurde der holländische ESC-Teilnehmer Joost Klein (26) nämlich disqualifiziert.
Der Grund dafür ist nicht bekannt. Allerdings hatte eine Produktionsmitarbeiterin nach einem Zwischenfall beim zweiten Halbfinale eine Beschwerde gegen Klein eingereicht. Und nun könnte der Rapper sogar strafrechtlich verfolgt werden.
Auch die irische Sängerin Bambie Thug (31) hat während des ESC eine Beschwerde eingereicht. Israelische Kommentatoren sollen ihren Auftritt als «satanistisch» bezeichnet haben. Zudem sei sie von israelischen Fans belästigt worden.
Wirrwarr um Flaggen beim Eurovision Song Contest
Ein weiterer Aufreger am diesjährigen Eurovision Song Contest war das Wirrwarr um die Flaggen. So hat die EBU beispielsweise das EU-Symbol verboten. Und auch bei der Regenbogen-Flagge gab es offenbar Probleme.
So durften Fans die non-binäre Flagge nicht mit in die Arena nehmen und mussten sie wegwerfen. Bei der Pressekonferenz offenbarte auch Nemo: «Es ist unglaublich. Ich musste die Flagge reinschmuggeln, weil Eurovision es mir verboten hatte. Meine Trophäe konnte repariert werden – und vielleicht muss Eurovision auch mal repariert werden.»
EBU will «positive Entwicklung»
Und was sagt die EBU zu all der Kritik und den Vorwürfen? Die Rundfunkunion hat bereits ein Statement herausgegeben.
Man werde die Ereignisse rund um den Eurovision Song Contest in Malmö überprüfen. Dies mit dem Ziel, eine «positive Entwicklung zu erreichen und sicherzustellen, dass die Werte der Veranstaltung von allen respektiert werden».
Doch lässt sich der Musikevent überhaupt noch retten? Fakt ist: Die Boykott-Aufrufe werden immer lauter. Trotzdem prüfen bereits einige Schweizer Städte eine Bewerbung für den ESC 2025. Darunter Zürich und Bern.
Wo der Wettbewerb dann stattfinden wird? Das wird sich erst zeigen. Erhalten dürfte ihn wohl aber die Stadt, die am meisten bietet.