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Im Trend: Caravan-Stopp bei Bauern und Winzern

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Deutschland,

Reisebeschränkungen in der Corona-Pandemie haben dem Urlaub im Wohnmobil noch einmal einen kräftigen Schub verliehen. Doch nicht jeder möchte auf dicht gefüllten Campingplätzen stehen.

Auf der Straussenfarm Riederfelde ist der IT-Programmierer Hendrik mit seinem Labrador Tristan angekommen. Foto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa
Auf der Straussenfarm Riederfelde ist der IT-Programmierer Hendrik mit seinem Labrador Tristan angekommen. Foto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Entspannt liegt Labrador Tristan zu Füssen seines Besitzers und hechelt im Schatten der Bäume die frühsommerliche Hitze weg.

An die grossen Vögel, die nur wenige Meter entfernt über die Wiese stolzieren, hat sich der Hundeveteran schon gewöhnt.

«Ich war auf der Suche nach Ruhe und Abgeschiedenheit. Das habe ich gefunden - und einen Anblick, den man hier nicht erwartet hätte», sagt der 38-jährige IT-Programmierer Hendrik und streichelt dabei seinem Hund über das dunkle Fell.

Mit seinem Wohnmobil hat der Informatikfachmann aus Sachsen Station gemacht auf der Straussenfarm Riederfeld im mecklenburgischen Lübz. Von seinem bequemen Liegestuhl aus kann er das geschäftige Treiben der Straussenvögel in der von hohen Zäunen umgebenen Koppel gut beobachten. Wie Hendrik nutzen immer mehr Reisende mit Wohnmobil und Wohnwagen Angebote von Bauernhöfen, Weingütern oder Tierfarmen, um dort kurz Halt zu machen.

Für die Routenplanung greifen viele auf die Vorschläge von «Landvergnügen» zurück, einem bundesweit agierenden Stellplatzvermittler. «Unser Reise- und Genussführer ist regelmässig ausverkauft. In diesem Jahr trotz erhöhter Auflage schon weit vor Saisonbeginn», berichtet Geschäftsführer Ole Schnack. Er hatte nach eigenen Angaben die Idee, Wohnmobil-Touristen Stationen auch fernab touristischer Hotspots und belebter Campingplätze anzubieten, 2014 aus Frankreich nach Deutschland übertragen.

Zunächst habe der Katalog knapp 230 Betriebe aufgelistet, die Reisenden mit Wohnmobilen kostenlos für eine Nacht Stellplätze gewähren. Im Gegenzug werde erwartet, dass die Gäste dann auch im Hofladen oder im Weingeschäft einkaufen. Auf diese Weise sei ein Gastgebernetzwerk entstanden, das inzwischen bundesweit etwa 1300 Höfe unterschiedlichster Ausrichtung umfasse.

«Landwirte, die auf Eigenvermarktung ihrer Erzeugnisse setzen, entdecken das Prinzip zunehmend für sich. Allein im vorigen Jahr hatten wir 400 neue Anmeldungen», berichtet Schnack. Bis zu drei Stellplätze könnten jeweils angeboten werden, in der Regel für eine Nacht. Auch über Apps und Internetseiten anderer Anbieter wie «Alpaca-Camping» oder «Roadsurfer» können spontan Stellplätze gebucht werden, dann aber meist kostenpflichtig.

Der Deutsche Tourismusverband sieht diese Entwicklung mit einigem Wohlwollen. «Das Angebot wird damit breiter. Und eine Konkurrenz zu den herkömmlichen Campingplätzen sehen wir nicht. Die Plätze haben eine gute Buchungslage und die Betreiber richtig viel zu tun», konstatiert Verbandspräsident Reinhard Meyer. Rund 36 Millionen Übernachtungen würden auf den Plätzen jährlich gezählt, Tendenz steigend.

Monika Helfrich, die zusammen mit ihrem Mann auf dem platten Land zwischen Schwerin und Waren an der Müritz eine Straussenfarm aufgebaut hat, bietet Stellplätze an den Koppeln. Rund 100 Tiere, vom Küken bis zum altgedienten Hahn, tummeln sich auf dem weitläufigen Gelände in verschiedenen Gehegen.

Vor allem Tagesausflügler aus Hotels in der Seenplatte kämen im Sommer häufiger zu Besuch, um die bis zu 2,5 Meter grossen Laufvögel zu bewundern und im Hofladen einzukaufen. Caravan-Reisende seien anfangs eher die Ausnahme gewesen, bis im Vorjahr die Corona-Pandemie die eigene Heimat verstärkt in den Fokus des deutschen Reisevolks gerückt habe. «Wir dachten, das überrollt uns», erinnert sich Monika Helfrich an den grossen Zuspruch im Sommer 2020.

Doch missen möchte sie die Besuche der meist naturverbundenen Caravan-Touristen nicht mehr, die auch in diesem Sommer nun wieder täglich vorfahren. «Das sind zumeist recht entspannte Leute, die dem Trubel auf überfüllten Campingplätzen aus dem Weg gehen wollen. Man kommt schnell ins Gespräch. Und für unseren Hofladen sind es zusätzliche Kunden», erklärt Helfrich.

Neben reich verzierten Eierschalen und Lederwaren aus Straussenhaut würden auch gern Straussensteaks oder frische Strausseneier genommen. «Ein Ei wiegt 1,5 Kilogramm und der Inhalt entspricht 20 bis 25 Hühnereiern. Damit kriegt man viele Partygäste satt», meint Monika Helfrich. Der Renner aber sei ihr hausgemachter Strausseneierlikör. «Der ist berüchtigt gut», versichert sie.

In Oberheimbach am Rhein in Rheinland-Pfalz gewährt Winzer Tobias Korn auf seinem Hof ebenfalls Caravan-Reisenden Platz zum Übernachten. «Zwei Stellplätze für kleinere Fahrzeuge haben wir auch direkt im Weinberg. Da wollen die Leute gar nicht wieder weg», sagt Korn. Mit den Stellplatzangeboten würden Besucher auch in Orte gelockt, an denen Touristen üblicherweise vorbeifahren.

«Es sind vor allem Städter, die das Höfe-Hopping für sich entdecken oder einfach am Wochenende auf Entdeckungstour gehen», sagt Ole Schnack von «Landvergnügen». Die Beschränkungen während der Corona-Pandemie, in der Auslandsreisen lange kaum möglich waren, hätten den Trend zum Reisen im Land noch verstärkt. «Ohne Corona wäre ich jetzt in Norwegen unterwegs», sagt Informatiker Hendrik wie zur Bestätigung.

Der Wohnmobil-Tourismus erlebt nach Angaben des Caravaning Industrie Verbandes e. V. seit Jahren einen steten Anstieg. Der Verband verweist auf Erhebungen des Marktforschungsinstituts GfK, nach denen fast jeder vierte Erwachsene in Deutschland erwägt, in den nächsten fünf Jahren einen Caravaning-Urlaub zu unternehmen. Die Zahl der Neuzulassungen steigt, gebremst nur durch Lieferengpässe der Hersteller. Laut Kraftfahrtbundesamt wurden 2020 in Deutschland etwa 76 000 Wohnmobile zugelassen, ein Plus zum Vorjahr von gut 40 Prozent.

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