Literat Thomas Mann wird 2025 weltweit gefeiert
Nächstes Jahr feiert die Literaturwelt den 150. Geburtstag des Literaten Thomas Mann. Mit seinen Romanen schuf er Weltliteratur.
Die Romane des gebürtigen Deutschen prägten eine Epoche und werden noch heute weltweit gelesen. Zugleich war Thomas Mann auch ein politischer Autor und lebte zeitweise in der Schweiz im Exil. Dran erinnern 2025 zahlreiche Publikationen und Veranstaltungen in mehreren Ländern.
Seine Kinder nannten ihn den «Zauberer», seine Leser verehrten ihn als «Magier des Wortes». Mit Romanen wie «Buddenbrooks», «Der Zauberberg» oder «Doktor Faustus» schuf Thomas Mann Weltliteratur und wurde zum wohl grössten deutschsprachigen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. 1929 erhielt er den Literaturnobelpreis.
Im nächsten Jahr würde der «bürgerliche Dichterfürst», wie ihn Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki nannte, 150 Jahre alt. Das wird 2025 gross gefeiert, in Deutschland, Los Angeles, Zürich und Litauen.
Der Fischer Verlag bringt unter anderem die wichtigsten Werke Thomas Manns als Taschenbuchausgabe in neuer Gestaltung und mit Nachworten renommierter Autoren neu heraus. Diverse Neuerscheinungen widmen sich dem Leben und Werk des Grossschriftstellers.
Thomas Mann kam am 6. Juni 1875 als Sohn eines Lübecker Senators zur Welt. Bald nach dem Tod des Vaters 1891 zog die Familie nach München, doch blieb Thomas Mann seiner Geburtsstadt ein Leben lang verbunden.
Doch auch mit der Schweiz verband den Schriftsteller Vieles. Eine seiner Grossmütter war Schweizerin. 1905 ging Thomas Mann mit seiner Frau Katia 1905 auf Hochzeitsreise nach Zürich. Zu seinem Roman «Der Zauberberg» inspirierte ihn Davos, wo seine Frau einen Kuraufenthalt verbrachte und Mann die Welt der dortigen Sanatorien kennenlernte.
Am 12. Juli findet ein internationales Thomas-Mann-Festival statt. Schauplatz ist das Kulturzentrum im restaurierten Sommerhaus Thomas Manns auf der Kurischen Nehrung in Nida (Nidden) in Litauen. Auf der schmalen Landzunge zwischen Ostsee und Haff, in einer Dünenlandschaft, die man die «Sahara des Nordens» nannte, hatte der frisch gekürte Nobelpreisträger 1929 das Holzhaus von einem Teil seines Preisgeldes bauen lassen.
Von seinem Arbeitszimmer im ersten Stock hatte er einen prächtigen Blick ins tiefe Blau des Haffs – dies allerdings nur drei Sommer lang. Denn nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 war der Weg dorthin versperrt.
1933 floh Thomas Mann vor den Nazis
Bis dahin hatte Thomas Mann seinen Hauptwohnsitz in München, wo er 40 Jahre lang lebte. Dort kamen seine sechs Kinder zur Welt: Erika und Klaus (1905/06), Golo und Monika (1909/10), Elisabeth und Michael (1918/19).
1933 floh er vor den Nazis. Zuerst ging er in die Schweiz, wo er bis 1938 in Küsnacht ZH lebte. Danach ging Thomas Mann 1938 weiter in die USA. Er hatte eine Gastprofessur an der Universität Princeton (New Jersey) und zog später an die Westküste.
Dort steht heute mit dem Thomas Mann House in Pacific Palisades eine transatlantische Begegnungsstätte, die jährlich Stipendiaten beherbergt. Hier verbrachte der Nobelpreisträger zehn Jahre seines Lebens. «Das Weisse Haus des Exils» hat es sein Enkel Frido 2018 in einem Buch genannt.
Mit seiner Zeit in Kalifornien verbunden sind Thomas Manns Radiosendungen «Deutsche Hörer!», die er dort aufzeichnete und die die Londoner BBC ins Deutsche Reich ausstrahlte.
Am 29. Januar erscheinen sie bei Fischer in Buchform mit einem Vor- und Nachwort der Autorin Mely Kiyak. In seinen Sendungen liess Thomas Mann keinen Zweifel an der politischen und moralischen Verantwortung Deutschlands und des deutschen Volkes für die Verbrechen des Nazi-Regimes.
Das nahmen ihm viele in der alten Heimat übel, er wurde angefeindet, und als er 1952 nach Europa zurückkehrte, liess er sich wieder in der Schweiz nieder. Er lebte zuletzt in Kilchberg ZH am Zürichsee und starb am 12. August 1955 im Kantonsspital Zürich.
In der Schweiz befindet sich denn auch das Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich, die seinen literarischen Nachlass sichert und pflegt. Wie das Buddenbrookhaus in Lübeck oder das Thomas Mann House in Los Angeles gehört das Archiv zur Organisation Thomas Mann International. Diese hat nun die Initiative und Jubiläumsplattform Mann2025.de erstellt, die alle Jubiläumsveranstaltungen aufführt.
Tagebücher erscheinen erst 20 Jahre nach seinem Tod
In Zürich kann so etwa Thomas Manns legendärer Schreibtisch entdeckt werden. Gäste erhalten bei Führungen durch die Dauerausstellung im Thomas-Mann-Archiv im Februar, Mai und Dezember 2025 Einblick in den Arbeitsplatz des Schriftstellers. Und am 21. Mai 2025 findet ein Buchgespräch zu «Liebes Fräulein Herz» über Thomas Manns treuste Leserin statt.
Der Herausgeber des Buches, Holger Pils, stellt den bisher unveröffentlichten Briefwechsel zwischen Thomas Mann und der Buchhändlerin Ida Herz vor. Dies tut er anhand von Originalbriefen aus dem Thomas-Mann-Archiv.
Mit der Rolle von «Thomas Mann als politischer Aktivist» befasst sich der Literaturwissenschaftler Kai Sina in einem Buch, das Ende November bei Propyläen erschien. Sina schreibt zudem das Nachwort zur Neuauflage des «Zauberbergs». Die zeitlose Bedeutung Thomas Manns als politischer Denker betont auch das Buddenbrookhaus.
«Manns leidenschaftliches Eintreten für Demokratie und seine Warnungen vor antidemokratischen und totalitären Gefahren gewinnen heute wieder an Relevanz», erklärte dessen Leiterin Caren Heuer bei der Vorstellung der Initiative «Mann 2025».
Zu den angekündigten Neuerscheinungen im Fischer Verlag zählt auch «Zeit der Magier», eine Doppelbiografie der Brüder Heinrich und Thomas Mann von Hans Wisskirchen, Präsident der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft. Multitalent Ulrich Tukur – Schauspieler, Musiker und Schriftsteller – veröffentlicht im Mai die Anthologie «Mit Thomas Mann am Meer», eine Auswahl der schönsten Texte Manns zum Meer.
«Mit Thomas Mann durch das Jahr» kann man mit Felix Lindner spazieren. Der Germanist ist ein profunder Kenner der Tagebücher Thomas Manns. In seinem Ende November erschienenen Büchlein hat er für jeden Tag des Jahres einen Satz daraus ausgewählt.
Thomas Mann hatte die Tagebücher als «ohne jeden literarischen Wert» bezeichnet, und sie durften erst 20 Jahre nach seinem Tod erscheinen. Hier zeigt sich der Ausnahmeautor von seiner menschlichen Seite. «Müde beim Arbeiten», steht da zum Beispiel am 3. Januar.